Bereczki Ibolya - Cseri Miklós (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum évkönyve 22. (Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 2010)
Gombosi Beatrix: Mestergerendák a Kisalföldön – „Isten kegyelmibül ípítette…”
Beatrix Gombosi HAUPTBALKEN IN DER REGION KISALFÖLD 'Aus Gottes Gnade gebaut ..." Denkmäler von Holzdecke-Kreuzbalken-Konstruktionen, die ihren Ursprung im Mittelalter haben, sind in der Region Kisalföld vorwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Es ist eine wichtige Eigenart der Region, dass der Hauptbalken, der zur Unterstützung der Decke in die Längsrichtung des Hauses eingesetzt war, nicht nur mit Jahreszahl und Inschrift versehen, sondern auch noch reich geschmückt wurde. Die Jahreszahl informiert als primäre Quelle über den Bau/Umbau des Hauses. Der Hauptbalken wurde zu einem bestimmenden Repräsentationselement des Wohnhauses der Region Kisalföld. Er wurde aus hervorragendem Holzmaterial gefertigt, wodurch der Balken noch ein zweites und sogar drittes Mal verwendet werden konnte, nicht selten mit einem Funktionswechsel verbunden. Die Bedeutung der Getreideproduktion und die Lagerung des Getreides auf dem Dachboden im 19. Jahrhundert konnten die Funktion des Hauptbalkens weiter aufrechterhalten, bzw. stellten sie die wirtschaftliche Grundlage der repräsentativen Beschmückung dar. Ede PÁLOS (1870-1922) Zeichenlehrer aus Győr lenkte die Aufmerksamkeit auf die Hauptbalken in Kisalföld in seinen zwei Studien in den Jahren 1906 und 191 I. In meinem Aufsatz stelle ich die Hauptbalken der Gemeinde Rábapatona am Fluss Raab mit ungarischen katholischen Einwohnern vor. Grundlage meiner Arbeit sind meine Beobachtungen an Ort und Stelle zwischen den Jahren 1997-2000 in diesem Dorf, von Győr in südwestlicher Richtung 20 km entfernt. Ich habe damals ethnografische Jugendlager organisiert und dort wurden 22 Hauptbalken dokumentiert. Bezeichnend ist eine einheitliche Ornamentierung ohne individuelle Stilmerkmale; Eigenarten in den einzelnen Dörfern lassen sich aufgrund der sporadischen Denkmäler nicht feststellen. Die Kerbschnittverzierungen führen die mittelalterlichen romanischen und gotischen Traditionen weiter, die noch mit bedeutender Einwirkung von Renaissance-Ornamenten ergänzt werden. Im 18-19. Jahrhundert sind neben den weiterlebenden Renaissance-Motiven noch Elemente der Barockkunst wahrzunehmen. Die Hauptbalken dienen als hervorragende Beispiele für das harmonische Zusammenleben von Stilelementen aus verschiedenen Epochen. Die Betonung liegt nicht auf dem Kunstwerk, sondern eine der Funktion untergeordnete Ästhetik ist präsent. Sie bildet eine Einheit mit den bemalten Möbeln des Hauses, mit den geschnitzten-bemalten Torpfosten, mit dem Stuck an den Fassaden. Die Vorbilder der dörflichen bemalten Hauptbalken waren die bemalten Holzdecken in Adelshäusern und Kirchen. Wir sind zuversichtlich, dass die Dokumentierung der Hauptbalken von Rábapatona einen kleinen Beitrag zur Aufdeckung der Volksbaukultur der Region Kisalföld geleistet hat. Der Katalog mit seiner Anzahl Posten und die Motive mit ihrem Reichtum können zur Rekonstruktion eines umfassenderen Bildes beitragen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sind nicht nur die Verzierungen, sondern auch die Decken mit Hauptbalken verschwunden. Als Folge der Errichtung der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Nationalisierung des Bodens wurde auf dem Dachboden kein Getreide mehr gespeichert, der Hauptbalken hat seine Funktion verloren. In den vergangenen zwei Jahrzehnten können wir jedoch eine bewusste Zuwendung zu den lokalen Traditionen beobachten. 65