Kecskés Péter (szerk.): Ház és ember, A Szabadtéri Néprajzi Múzeum Közleményei 4. (Szentendre, Szabadtéri Néprajzi Múzeum, 1987)

Tanulmányok - GRÁFIK IMRE: A Szabadtéri Néprajzi Múzeum „alföldi mezőváros" tájegysége (A 18—19. századi alföldi mezővárosi fejlődés kérdéséhez)

DIE BAUGRUPPE „MARKTFLECKEN DER TIEFEBENE" IM UNGARISCHEN FREILICHTMUSEUM (Zu Entwicklungsfragen der Marktflecken des Tieflandes im 18. und 19. Jahrhundert) Die größte Landschaftseinheit des Ungarischen Freilicht­museums umfaßt zwei Landschaften: das Donau-Theiß­Zwischenstromland und der Südteil des „links von der Theiß" gelegenen Landstriches. Ziel der Ausstellung ist es, einen Einblick in die historische und gesellschaftlich­wirtschaftliche Entwicklung in der Übergangsperiode vom Feudalismus zum Kapitalismus dieser Landschaft zu geben sowie die Vielfältigkeit der Siedlungen, des Bau­wesens, der Nationalitäten und des Ethnikums zu unter­streichen. Die einschlägigen charakteristischsten und voll­kommensten Züge dieser beiden großen Landschaften haben sich im 18.—19. Jahrhundert bei den Markt­flecken der Tiefebene als kennzeichnender mittelosteuro­päischer Siedlungstyp herausgebildet. Den Plänen zu­folge wird diese Siedlungsformation 53 wichtigere Bauten auf 33 Grundstücken vorstellen. Der Siedlungsplan reprä­sentiert folgende wichtigeren Siedlungskonstruktionsfor­men: Haufen-Stadtteil, Reihen-Straßen-Bebauung, Markt­flecken-Platz und peripherische Bauten. Unter dem Begriff neuzeitlicher Marktflecken der Tiefebene versteht der Autor nicht den im engsten Sinne rechtsgeschichtlich und nicht nur den demographisch determinierten Stadtbegriff, sondern Siedlungen, die im geographischen, historischen, gesellschaftlichen, wirtschaft­lichen, kulturellen und soziologischen Sinne individuell geprägt sind und den Weg ihrer eigenen Entwicklung gehen. Kennzeichnend für diese Marktflecken sind die spezialisierte Agrar-Warenproduktion, die absolute und die relative Übervölkerung und die peripherischen Sied­lungsformationen (hauptsächlich Meierhöfe, Einzelgehöfte). Die neuzeitlichen Marktflecken der Tiefebene sind historische Gebilde, ihre Wurzeln reichen bis in das Mit­telalter zurück. Die Anfänge ihrer Gründungsgeschichte fallen in die Periode nach der Vertreibung der türkischen Eindringlinge aus dem Gebiet der Tiefebene, ihre deter­minierenden Tendenzen kommen im Verlaufe des 18.—19. Jahrhunderts von Region zu Region, ja sogar von Siedlung zu Siedlung in abweichenden Phasen zur Geltung, die dominierende Epoche fällt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Vorstellung der Landschaftseinheit konzentriert sich auch auf diesen Zeitabschnitt. In der Entwicklung der neuzeitlichen Marktflecken der Tiefebene kräftigten sich auch die mittelalterlichen Markt­flecken charakteristischen Züge (Bevölkerungszuwachs, Ausweitung der Siedlungen, Erweiterung der Produktions­und Absatzmöglichkeiten, sich kräftigendes Handwerk, Bildung einer in der Bauernschaft wurzelnden bäuerlich­bürgerlicher Schicht). Es gab neue Charakteristiken: Agrar­orientation, extreme Monokultur, geteilte Siedlungskonst­ruktion, Tendenz zu Einzelgehöften, Fernhandel, Steige­rung der Kaufkraft, Gemeinschaftsautonomie, wachsende Rolle von Kultur und Sozialwesen und schließlich sied­lungsmorphologische und Stadtbildänderungen sowie bau­liche Neuheiten. Aus der Sicht des Ungarischen Freilichtmuseums ist die Erschließung und Dokumentation der baulichen Konsequenzen für die Entwicklung der neuzeitlichen Marktflecken der Tiefebene von besonderer Wichtigkeit. Aufgrund der Forschungen kann festgestellt werden, daß das Überbieten der im Mittelalter entwickelten Normen bezüglich Material, Konstruktion und Form langsam erfolgte und eine kleinere Schicht der Gesellschaft berührte. Es kann aber auch die Tatsache nicht unberücksichtigt bleiben, daß die sich an der Konjunktur bereichernden Bauern in den Dörfern und Marktflecken der Tiefebene in siedlungsformierendem Umfange größere Wohnhäuser bauten. Aus den Erhebungen und Untersuchungen geht aber hervor, daß die Unveränderlichkeit der Lebensweise und der Lebensform — ihr Wesen betrachtend — sowie die Stärke der bäuerlichen Mentalität die Erbauer bzw. Auftraggeber dieser Objekte bezüglich der Raumausnut­zung wie der Wohnungseinrichtung nicht zur signifikanten Abweichung von den Normen der vergangenen Jahr­hunderte veranglaßte. Die ausgewählten Bauten repräsen­tieren von der Architektur wie der Einrichtung her be­trachtet die charakteristischen Züge der wirkungsvollsten historischen Stilrichtungen (Klassizismus bzw. Renais­sance) in der Kultur der Marktflecken.

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