Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

sie selbst, wahnwitzig herumtanzt und schwarze Bewegungsgirlanden um den eigenen Gesang windet. Edgar ist die Gabe des Gesanges nicht gegeben. Er bellt mit der Stimme eines alten Säufers oder er grunzt; mein Bruder behauptet, er spricht. Auch sonst ist er in allem das genaue Gegenteil seiner Ehehälfte. Dick und träge, sanft und taktvoll, mit den feinsten Manieren, die je ein englischer Terrier besaß, hat seine Persönlichkeit durch die Zähigkeit, mit der er an seinen Lebesgewohnheiten festhält, fast etwas Ehrfurchtgebietendes. Er kennt keine Leidenschaften, mit feiner Skepsis läßt er sich lieben und rühren, von jedem, der da mag, und nur in heftigster Gemütsbewegung kommt es so weit, daß er mit der Nase ächzend nach der Nase seines Herrn stößt oder mit einer geschickten Bewegung schlau vortäuscht, als stellte er sich auf die Hinterbeine. Ansonsten haßt er es, wenn man ihn auch nur anrührt, geschweige denn streichelt und will man ihm den Bauch kraulen, so wirft er den großen, bärtigen Kopf nach rückwärts und blickt mit einer verzweifelten Duldermiene zum Himmel, als ob er die Natur selbst anrufen würde wider das ihm zugefügte Unrecht. Gelangt man zu einer Türe, so läßt er Bunty und den Herrn vorgehen, ist bei Tisch Fütterung, so sitzt Bunty vorn, er einen Schritt zurück und begnügt sich mit dem zweiten, manchmal auch nur mit dem dritten Bissen, beim Napf wartet er ab, bis Bunty ihren Durst gestillt hat, und hat man ihn versehentlich in die Garderobe eingeschlossen, so sitzt er stundenlang, ohne einen Lauf von sich zu geben, geduldig hinter der Tür und wartet, bis das unverständige Schicksal ihm den Weg zu einem verbotenen Fauteuil freigibt. Er ist dümmer, aber viel weiser, als Bunty. Gefühle plagen ihn selten - nur wenn er Bauchkrämpfe hat oder gebadet wird! -, unbeschwert wandelt er seinen Pfad, der ihn von London, New York, Kalifornien, Kanada über den Stillen Ozean und den Panama-Kanal schließlich nach Budapest gebracht hat, ein Wunder des Gleichgewichts langsam spielender Kräfte. Er ist jetzt sieben Jahre alt, in zwei, drei Jahren wird er eingehen, was fange ich dann ohne ihn an? Zwischen diesen zwei Polen der Natur, Bunty weit voran, Edgar noch weiter rückwärts, ziehe ich jeden Abend, pünktlich 8 Uhr die Á.-Gasse entlang, dem Donaukai zu, um zu dritt etwas frische Luft zu schnappen. Wenig Menschen spazieren dort, aber verhältnismäßig viel Hunde. Hie und da zieht ein Frachtschiff mit rot und grün blinkenden Lichtern im Nebel vorbei, am Ufer gegenüber leuchtet die rubinrote Reklamtafel einer fernen Trambahn. Ich pfeife und rufe, wenn das Paar zu weit vor oder rückwärts ist, im Nebel höre ich nur meine eigene Stimme. Weder ich noch meine Hunde schließen Bekanntschaften. Oben auf der Promenade marschiert die Mutter ebenfalls allein, manchmal ruft man sich zu. Doch die Stimme der Herrin veranlaßt

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