Déry Tibor: Knockout úr útijegyzetei. Elbeszélések 1930–1942. Erzählungen aus den Reiseerlebnisse des Mr. Knockout (Déry Archívum 3. Petőfi Irodalmi Múzeum, Budapest, 1998)

Deutsche Texte

Stunde Eisenbahnfahrt III. Klasse mit unbekanntem Ziel wirkt beruhigend auf die Nerven, wie ein nicht zu gewalttätiger, milder Glücksfall. Das Paar steigt in Dunakeszi-Alag aus, die Sonne ist bereits im Untergehen. Der gerechte Mann war noch nie in Dunakeszi-Alag. Man biegt von der Landstraße ab und gelangt nach 10 Minuten auf einen Feldweg zu einer abschüssigen Wiese, zwischen Feldern gelegen, mit schadhaftem Drahtgitter umgeben, nach Westen zu, wo die Sonne eben untergegangen ist, von einem Gehöft, einem sehr langen, sehr niedrigen, dunklen Gebäude begrenzt. Man setzt sich auf einen Stein, mit dem Rücken zum Weg und sitzt eine halbe Stunde. Es riecht scharf nach durchnäßter, herbstlicher Erde. Wildenten ziehen über die Wiese, sehr hoch. Dort, wo die Sonne untergegangen ist, glänzt noch ein kleiner hellrosa Fleck auf dem Himmel, der sonst schon überall mausgrau und unbeweglich ist. Es herrscht eine solche Stille, daß man den eigenen Atem hört, auch der letzte Abendwind ist schon abgestorben. Der leise Pfiff einer Amsel schließt den Tag ab. Man bricht auf, um den Abendzug zu erreichen. Plötzlich ist es Nacht geworden. Auf der Landstraße jagen Autos vorbei, der Makadám glänzt im Licht der Scheinwerfer, ein Hase setzt mit einem Sprung über den Graben längs der Straße. Das Mädchen fröstelt. Ein einzelner Fußgänger zieht daher, mitten am Weg, es ist sehr finster, aber man erkennt, daß es ein Mann ist. Lebensrettung Verfasser ds. hört einen Körper dumpf aufschlagen. Die Nacht hat den einzelnen Fußgänger verschlungen. Er liegt auf Knien und Händen, mitten auf der finstem Landstraße, eine Geige unter dem einen Arm, ein kleines schwarzes Bündel unter dem andern und gibt freundlich Antwort auf die an ihn gerichteten besorgten Fragen. Es ist ein kleiner alter Herr, mit einem Zwicker auf der Nase. Es fehle ihm nichts, meint er sehr sanft, Ummer noch mit der Nase auf dem Asphalt. Er sei nicht betrunken, meint er, nicht im geringsten, die Geige habe ihn zu Boden gezogen, es sei eine komische, schwere Geige. Der Scheinwerfer eines Autos blitzt in der Ferne. - So stehen Sie doch auf! - sagt gereizt der gerechte Mann, der ihn vergebens am Arm zerrt. Der kleine alte Herr hebt die Nase vom Boden. - Wozu? - fragt er sehr sanft. Drei Autos müssen durch Armschwenken zum Stillstehen und Abbiegen gebracht werden, ehe der kleine Geiger wieder auf den Beinen steht. Verfasser ds. weiß, daß er einem Menschen das Leben gerettet hat, aber er fühlt nichts dabei oder wenig. Anderthalb Stunden im Freien verbracht, haben seine Nerven gestärkt. Der Zug kommt mit etwas Verspätung in der Stadt an.

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