Arany János - Győrei Zsolt (szerk.): Der ruf der Nachtigall (Budapest, 2019)

II - „...ein morscher, faulender Baum...” - Im Kreis der Familie

Wer klopft da draußen? „Sara, schau nach, wer das macht!“ Ein armer Mann steht da, sucht Platz für eine Nacht. „Warum soll er nicht bleiben, hat doch keinen Schutz, Und sicher viel gelitten, ohne Dach im Schmutz.“ Sara kommt zurück, den Mann ins Haus einladend, Ein lahmer Krieger wünscht allen guten Abend. „Gott schütze euren Herrn, dass er lange lebe, Und die Menschlichkeit.“ - so endet seine Rede. Auch der Wirt grüßt zurück: „Seien Sie willkommen: Mutter, füll neu auf, er soll genug bekommen.“ Dann ruft er ihn zu sich, will ihn näher setzen, Der aber ziert sich, will niemanden verletzen. Jetzt stillen sie ihren Hunger mit den Speisen Und ihren Durst, lassen den Wasserkrug kreisen, Beim Essen reden sie nur wenige Worte, Das ist so üblich an ungarischem Orte. Als das Abendessen schließlich zu Ende war, Da fing der Bettler zu reden an, wach und klar. Zunächst ganz langsam nur, dann schneller wie ein Guss Schwillt seine Rede an, wird mächtig wie ein Fluss. Er spricht von blutigen Tagen, vom Freiheitskampf, Er wurde ganz hitzig, jetzt löste sich ein Krampf, Er redete von denen - Tränen flössen ihm - Die gehen mussten wie er, arm ins Ausland fliehn. Er spricht von Sehnsucht nach dem Ort seiner Wiege, Vom steinigen, schweren Weg, der vor ihm liege. Traurig und stumm hört ihn gebannt der ganze Kreis, Vor allem das Mädchen, ihm wurde siedend heiß. Und als sie keiner hörte, und als sie keiner sah, Da fragte sie ihn errötet nach ihrem Paar. Schon seit drei Jahren hatte sie nach ihm gefragt, Wird noch ein Jahr warten, die Heirat ist vertagt. Abendlicht, Dunkelheit, das Feuer leuchtet nicht, Seine Aschenaugen verschließen jedes Licht. Die Kinder sind müde, eines schläft gerade ein, Will mit seinem Köpfchen im Schoß der Mutter sein. Der Gast spricht noch etwas, wird nachdenklich dabei, Nur die Katze schnurrt noch, sie fühlt sich wohl und frei. Jetzt streun sie auf den Boden das raschelnde Heu, Die Grille singt ihr Lied zur Nacht, sie bleibt sich treu.

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