Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)

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für ihn bis an sein Lebensende nicht nur in Form kleinerer Anregungen und Beispiele von Bedeutung war, sondern eine der ent­scheidendsten Wendungen in Dérys schriftstellerischer und menschlicher Haltung sowie in seinem Schreibstil, seiner Laufbahn mit sich brachte, kam es zwischen Oktober 1931 und Dezember 1932. Déry zog nach Berlin, tauchte in den Alltag und die Lebensweise der Stadt ein. Berlin hatte sich seit 1923 in Vielem verändert, das Lebenstempo war bedeutend schneller geworden. Die Stadt wurde zur Metropole der modernen Wissenschaft und Kunst. An der hiesigen Universität lehrte Max Planck, Albert Einstein war längere Zeit hier tätig. Der Pionier der modernen Musik, Arnold Schönberg, ließ sich ebenfalls hier nieder. In den Berliner Theatern experimentierten Piscator und Bertold Brecht, und mit dem Erscheinen des Tonfilms entstand ein mächtiger Industriezweig, der mit seinen Massenprodukten in alle Bereiche vordrang. Marlene Dietrich wurde das Idol Hunderttausender, und die Unterhaltungs­industrie nahm den Wettbewerb mit mehr Glanz und Glamour als je zuvor auf. Die drohenden Prophezeiungen von Goebbels gegen die „sündige Stadt" waren zwar bereits verlautet; trotz dessen schwebte diese noch immer im Rausch der „süßen zwan­ziger Jahre“. Mit ihrem Glanz an der Oberfläche - und der Illusion der Freiheit. Déry stürzte sich mit der Leidenschaft des Neugierigen in diese Welt, obschon seine finanziellen Möglichkeiten bescheidener waren als im Jahr 1923. Damals hatte er sich, während seines kurzen Besuchs, mehr erlauben können. Jetzt konnte er es, wie ein strauchelnder Literat, als ein Ereignis verbuchen, wenn er von Zeit zu Zeit in den summenden Bienenkorb der Künstlerwelt, in das Romanische Café (das die Entsprechung zu unserem Kaffeehaus New York ist) einkehrte, seinem Portemonnaie stand allerdings Die Lunte, halb Kneipe, halb Café, näher, einer der Treffpunkte von Filmstatisten, Studenten und Arbeitern. Durch seine Bekanntschaften konnte er einen Einblick in die Werkstatt der Filmproduktion gewinnen, es ist vorstellbar, dass er auch bei Dreharbeiten der UFA dabei war, doch um tatsächlich Teil dieser Welt der Boheme zu werden, besaß er nicht genügend „Finesse“, war manches Mal vielleicht sogar ein wenig „einfältig“; in seinen Prinzipien war er „zu“ steif für diese Welt. Seine neuen Bekannten - darunter in großer Zahl Frauen - führten ihn auch in die „niederen“ Schichten des Alltags ein, und diese berührten sich des Öfteren mit der Arbeiterbewegung, die er bis dahin aus der Nähe nicht gekannt hatte. Die zunehmend lärmenderen politischen Ereignisse im Zusammenhang mit den Wahlen rissen ihn mit sich, an denen er selbst als Fotoreporter beteiligt war. Zu seinen unmittelbaren Erlebnissen wurden auch der am 2. November ausbrechende Verkehrsstreik und jene riesige Menschenmengen mobilisierenden - meist in den sog. Pharussälen oder geradewegs im Sportpalast stattfindenden - Versammlungen, welche den Wahlen vorangingen. Und ebenso konnte er an den fröhlichen Ausflügen, ähnlich unserer Natur­freundebewegung, zu den Seen in der Umgebung von Berlin teilnehmen, wo viel über den zunehmenden Druck durch die Nazis, den unseligen Gegensatz zwischen den beiden Arbeiterparteien gesprochen wurde. Innerhalb einiger Monate lernte er eine 206

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