Török Dalma (szerk.): „Nekünk ma Berlin a Párizsunk”. Magyar írók Berlin-élménye, 1900-1933 (Budapest, 2007)
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mich keinen Weg gibt. Vielleicht können sie unter sich und mit ihren Mitteln einander alles völlig mitteilen: was eine Gattung vollständig von einer andern trennt, ist die Gaunersprache gewisser Intimitäten, die derjenige, der sie nicht von Generationen her in seinen Nerven mitgebracht hat, niemals ganz versteht. Man bleibt fremd unter ihnen. Wenn in seiner Gegenwart von etwas gesprochen wurde, hatte er stets das Gefühl, daß er an falscher Stelle lache, - und wenn er etwas erzählte, lachten seine deutschen Zuhörer an falscher Stelle und zur Unrechten Zeit.3 • Die Methode! dachte er jetzt. Wenn man verallgemeinern könnte, - man kann es nicht, - hätte er gern etwas, das eher ein Gefühl war als eine Erkenntnis, so determiniert: die Deutschen haben eine Methode zum Leben. Und wie anständig, ernst und ehrfurchtsvoll war diese Methode: sie ließen alles, Fremdes und Ungewohntes, bereitwilligst auf sich einwirken, nur gerade nicht unmittelbar, sondern immer durch Filter der Bewußtheit. Dem Leben nahe sein, es unmittelbar empfangen, ziellos und ganz jungfräulich stehenbleiben vor dem, was neu und anders ist: das wollten sie, aber schon dadurch, daß sie es wollten, machten sie ein kompliziertes Unternehmen aus dem, was allein ein innervierter Zustand sein dürfte. Und sie waren so einsichtig und - es fiel ihm kein anderes Wort ein - gute Menschen. Dies war nicht die romanische Gleichgültigkeit, die kalte und unbarmherzige Indifferenz, die mit aufmerksamer Neugierde zusieht, wie die trostlose Komödie des Lebens sich mit gewissen Intervallen darbietet, - die deutsche Seele war geneigt, mit aller Verantwortlichkeit aufzufangen und zu vervollkommnen, was in den Nerven fremder Rassen bloß ein Aufzucken war, ein Einfall, eine Laune. Sie waren so ernst, die Deutschen, sie hatten so viel gelitten und so viel Unvergängliches geschaffen, - und in diesen Jahren schien es, als lernten sie erst gehen, leben und atmen. Sie selber sagten das, und man konnte ihnen nicht widersprechen. Sie lernten gehen und atmen, nicht mehr und nicht weniger sein, als sie waren; Deutsche.4 • Berlin war nicht Amerika, das in dem fürchterlichen Milieuschmelzofen mit dem Monroehammer einer neuen Vaterlandsliebe die dorthin verschlagenen Elemente zusammenschmiedet und in eins schmelzt, Metall und Schlacke, und einen amerikanischen Guß aus ihnen macht, Berlin war geduldig, und die deutsche Nachsicht und Gutwilligkeit, dieses Bestreben, mit dem sie den Fremden zu verstehen suchten, nicht aber ihn zu assimilieren, ermöglichte es dem Fremden, nach seiner Fasson ein Fremder zu bleiben und in Gottes Namen glücklich zu sein, Das Eigentümliche war, daß hier, in diesem Berlin, ihm zum erstenmal einfiel, daß er Ungar war. Bis dahin hatte er allerlei von sich gewußt: daß er braune Augen und schwarzes FHaar hatte, daß er Deutsch, 1 54