Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Ilona Sármány-Parsons: Symbiose und distanz
Ab den 1830er Jahren waren alle bedeutenderen ungarischen Maler des Reformzeitalters für eine gewisse Zeit in Wien, um dort das Handwerk zu erlernen, (z. B. Károly Markó) und dieser Prozess setzte sich auch in den fünfziger Jahren fort.12 In diesem Jahrzehnt studierten dort jene Meister, die nach ihrer Heimkehr nach Ungarn die wichtigsten Vertreter der monumentalen Wandmalerei wurden und außer an den repräsentativen staatlichen Aufträgen auch an der Entwicklung der künstlerischen Ausbildung in Ungarn maßgeblich beteiligt waren. Bertalan Székely studierte von I 85 I bis I 855 in Wien, Viktor Madarász von I 853 bis I 855. Obgleich Székely sein Studium in München bei Carl Theodor von Piloty fortsetzte und Madarász bei Hippolyte Delaroche in Paris, stammten die Grundlagen ihres handwerklichen Könnens und der technische Anspruch aus ihren Jahren in Wien. Außer ihnen verweilte auch Sándor Wagner von 1854 bis 1856 in der Kaiserstadt, doch verband ihn das Schicksal mit München, sein Einfluss wirkte von dort auf die folgenden Malergenerationen, deren Professor er an der Münchener Akademie wurde. Zwar studierte die Mehrzahl der ungarischen Maler in München, doch unterschieden sich die malerische Tradition und die Kunstanschauung der bayerischen Hauptstadt und Wiens bei weitem nicht in dem Maße, wie in späteren Untersuchungen angenommen wurde.13 Der stilistisch fassbare Unterschied, der die jeweilige Schule beeinflusste, ist eher in der monumentalen Malerei als in der Tafelbildmalerei zu finden. Der Ursprung dafür liegt eher in dem abweichenden geistig-intellektuellen Hintergrund sowie in der durch die staatlichen Aufträge bestimmten unterschiedlichen Ikonografie und in den verschiedenen Themen als in der Stilauffassung. So ergaben sich die Unterschiede zwischen Wien und München aus den abweichenden Lehrmethoden der an den Akademien unterrichtenden dominanten oder charismatischen Professoren. (Piloty war in München großzügig und anregend, August Eisenmenger in Wien hingegen pedantisch, trocken und streng.) Die in Wien von Carl Rahl (1812-1865) repräsentierte monumentale Wandmalerei setzten in Ungarn zwei seiner herausragenden Schüler um: Károly Lotz (I 833-1 904) und Mór Than (I 828-1 899) . Beide gehörten zum engsten Kreis ihres Meisters, Rahl überließ ihnen bei seinen Aufträgen zahlreiche Teilaufgaben, was darauf hinweist, dass er sie bereits zu jenem Zeitpunkt für reife Künstler hielt.14 Nach ihrer Rückkehr nach Ungarn dekorierten sie mit Fresken die Budapester Redoute (Vigadó) und das Nationalmuseum in einem an den Vorbildern der Renaissance herangereiften, erhabenen Stil.15 Malerei 82