Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Ilona Sármány-Parsons: Symbiose und distanz

Es ist vielleicht keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass jeder bedeutende ungarische Bildhauer des 19. Jahr­hunderts in Wien studierte.9 Als Glanzzeit der Bildhauerklasse an der Wiener Akademie galt die Epoche, als derart namhafte österreichische Bildhauer des Historismus dort zu lehren begannen wie Caspar von Zumbusch (1830-1915), von dem beispielsweise das Maria-Theresien-Denkmal stammt, oder Edmund Hellmer (1850-1935), der sich ins­besondere als Porträtist hervortat. Zu den ungarischen Schülern Zumbuschs gehörten Adolf Huszár, Alajos Strobl, József Róna und Ede Teles. Die beiden Letzteren besuchten auch die Klasse von Edmund Hellmer, während János Fadrusz nur bei Hellmer studierte. Zweifelsohne war Caspar von Zumbusch als Lehrer eine hoch geschätzte Per­sönlichkeit, doch nahm er ebenfalls an zahlreichen Budapester Ausschreibungen teil und war als fachliche Autorität in Jurys vertreten; alles in allem übte er den wohl größten Einfluss auf die Entwicklung der ungarischen Bildhauerei aus. Die von ihm erlernten ästhetischen Prinzipien sowie seine Geschichtsauffassung setzte Alajos Stróbl (I 856-1 926) in seinen Denkmälern (die Skulpturen von János Arany oder Stephan dem Heiligen) um und gab sie an seine eigenen Schüler weiter.10 Die Bildhauer studierten auch nach 1900 in Wien, beispielsweise der zur Künstlerkolonie Gödöllő gehörende Ödön Moiret (1883-1967) bei Hellmer, doch zu dieser Zeit schien bereits die als Hochburg der Secession betrachtete Kunstgewerbeschule attraktiver als die Akademie. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die monumentale ungarische Bildhauerei sowohl im Stil als auch im Geist und ihrer historischen Auffassung an der Wiener Bildhauerei orientierte. Kunstgewerbe Die Arbeit der Münzkünstler, Kupferstecher und Kunstgewerbler, die in der Zeit des Historismus in Wien studier­ten, ist bislang wissenschaftlich noch wenig erforscht, doch wird beim Lesen der Dokumente zum zeitgenössi­schen Verlagswesen und gesellschaftlichen Leben offensichtlich, dass sich Ungarn, und insbesondere die gesell­schaftliche Elite, auch in den Bereichen der Wohnkunst und des Kleinkunstgewerbes an Wien orientierte. Während die Wegweiser von Jacob von Falke zur Wohnungseinrichtung von den Damen der Mittelschicht sowohl in der Originalsprache (Die Kunst im Hause) als auch in verkürzter Form auf Ungarisch begeistert gelesen wurden und Bildhauerei 80

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