Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Die stadt als artefactum - Kaiserlich und königlich
Bei dem Wiener Gelage sprach er [Mór Jókai] einen Toast, in dem er die Österreichisch-Ungarische Monarchie als seine „weiter gefasste Heimat“ bezeichnete. Heutzutage kann man sich vielleicht gar nicht vorstellen, welch stürmische Erregung seine Worte hier zu Hause auslösten. Es wurde so aufgefasst, als hätte er Ungarn an Wien verkauft oder zumindest zum Verkauf angeboten. In Wirklichkeit aber verzichtete er auf nichts, was uns gehört, ganz im Gegenteil: er verbreitete das heimische Gefühl der Ungarn auch jenseits der Leitha. Das war kein Verzicht, im Gegenteil: eine Eroberung. | Ferenc Herczeg: Memoiren Die beiden Teile Ungarn und Österreich passten zu einander wie eine rot-weiß- grüne Jacke zu einer schwarz-gelben Hose; die Jacke war ein Stück für sich, die Hose aber war der Rest eines nicht mehr bestehenden schwarz-gelben Anzugs, der im Jahre 1867 zertrennt worden war. Robert Musil: Mann ohne Eigenschaften FRANZ JOSEPH BEIM LANDWIRTSCHAFTLICHEN PAVILLON DER M I LLE N N I U M S AU SST E LLU N G IN BUDAPEST 1896 (HISTORISCHES FOTOARCHIV DES UNGARISCHEN NATIONALMUSEUMS)