Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Éva Bajkay: Ungarische künstler von der sezession bis zur avantgarde in Wien 1900-1936

ohne Echo, so wie auch die deutschsprachigen Artikel in der Zeitschrift MA. Kassák erwarb sich in Wien nur als Leitfigur der ungarischen Avantgarde einen Namen, doch von dort aus webte er ein umfangreiches europäisches Beziehungsnetz, mittels dessen er den ungarischen Konstruktivismus verbreiten konnte, der sich zuerst im Einklang mit den universalen künstlerischen Initiativen meldete, doch zugleich selbst auch initiativ wirkte. Die nicht zufriedenstellenden Beziehungen sowie die schlechten Lebensbedingungen veranlassten die ungarischen Künstler dazu, Wien zu verlassen, weiterzureisen oder - als es bereits möglich war - heimzukehren.22 János Mattis Teutsch (1884-1960), ein Vertreter des abstrakten Expressionismus, konnte seinen Plan einer Ausstellung in Wien vermutlich nicht einmal realisieren. Seine in deutscher Sprache verfassten Gedichte sind gewissermaßen Begleiter seiner farbdynamischen Kompositionen. 1921 erschien der Lyrikband von Mózes Kahána mit seinen fremdartigen, abstrakten Linolschnitten. Elza Kövesházi lebte von 1920 bis zu ihrem Tod in Budapest, doch blieb ihr enger Kontakt zum Hagenbund auch nach ihrem Wiener Aufenthalt weiter bestehen. 1923 war sie aktiv daran beteiligt, dass die österreichische Vereinigung sich in Budapest in der kleinen avantgardistischen Galerie Helikon präsentieren konnte. In Wien stellten die dort lebenden Ungarn bis 1935 vor allem beim Hagenbund aus: Gyula Derkovits war 1924 zu sehen, Anna Lesznai (I 885-1966) und ihr Lebensgefährte Tibor Gergely (1900-1978) sowie Béni Ferenczy (I 890- I 967) waren bei zahlreichen Ausstellungen vertreten.23 1928 wurden, nach der Ausstellung des Budapester Vereins Neuer Künstler (UME), der sich aus dem Kreis um János Vaszary gebildet hatte, mehr als zehn ungarische Künstler als korrespondierende Mitglieder beim Hagenbund aufgenommen. Die kollektiven Einladungen und offiziellen Ver­anstaltungen24 verfolgten ein kulturpolitisches Ziel, während der Hagenbund und die Privatgalerien ein Bild der seltenen persönlichen künstlerischen Kooperationen zeigten. Unter den Ungarn, die eine kürzere oder aber auch längere Zeit in Wien lebten, konnten diejenigen etwas Spezielles aufzeigen, die sich mit einer besonderen Begabung hervortaten. Bei der Beurteilung ihrer persönlichen Laufbahn werden ihre Wiener Leistungen allerdings im Allge­meinen nicht der österreichischen, sondern der ungarischen, ja im Fall der herausragendsten Künstler der universalen Kunstgeschichte zugeordnet. 172

Next

/
Thumbnails
Contents