Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Éva Bajkay: Ungarische künstler von der sezession bis zur avantgarde in Wien 1900-1936

Wiener Werkstätte verfolgte dann die 1913 unter der Leitung von Lajos Kozma gegründete Budapester Werkstätte (Budapesti Műhely). Hier offenbart sich ein seltenes Beispiel der unmittelbaren künstlerischen Verbindung zwischen den beiden Städten. Grafik und Buchkunst spielten auch im Wiener Hagenbund eine wichtige Rolle. Dieser Künstlervereinigung, die sich nach 1905 radikalisierte und in ihrer Ausstellungspolitik Mitteleuropa in besondererWeise im Blick hatte, gehörte Imre Simay (I 874-1955) an, der bis 19 10 in Wien lebte und hier ausstellte.9 Denkt man an den muskulösen Män­nerakt auf dem Plakat zur Gruppenausstellung 1906 - das die österreichische Kritik für sehr speziell ungarisch hielt so kann er als ein Vorbote der Aktivisten bezeichnet werden. Die in Bronze gegossenen präkubistischen Tierplasti­ken Simays (Familienfreuden -Affenfamilie, 1905) werden bis zum heutigen Tage nicht ausreichend gewürdigt, ein Exemplar dieser ist von der Wiener Werkstätte als Keramikplastik vervielfältigt auch heute in Wien zu finden. Die modische Ägyptisierung jener Zeit zeigt sich in seinen mystisch poetisierten, exotisch mit weißer Feder auf schwarzer Grundlage angefertigten Federzeichnungen (Priesterin, 1907). Diese geheimnisvollen Arbeiten, die nur schwer mit literarischen Vorbildern in Verbindung gebracht werden können, stellen Figuren halb Mensch, halb Tier dar. Es ist ein Wiener Phänomen, dass der orientalische Einfluss zu jener Zeit weniger in der Formgestaltung, als vielmehr in der Themenwahl zur Geltung kam, zudem in einer gewissermaßen schaurig-schönen Ausdrucksform. Aus Budapest, das mit Wien rivalisierte, übernahmen die Österreicher nur wenige Ausstellungen. Eine Ausnahme ist die Einladung des Hagenbundes: Die Künstlervereinigung lud Anfang 1910 den Verein Ungarischer Bildender Künst­ler und Gewerbekünstler KÉVE ein, damit sie ihr Budapester Material im Rahmen eines sezessionistischen Gesamt­kunstprogramms im Zeichen der damals modernen Interieur-Ausstellungen zeigten.10 Die Kataloge des Vereins KÉVE und die späteren - zwischen 1912 und 1916 herausgegebenen - acht Bücher (1928-1929 folgten dann zwei weitere Bände) waren, was die sezessionistische grafische Gestaltung angeht, durch die Wiener Zeitschrift Ver Sac­rum inspiriert. Beide Unternehmungen umfassten beinahe alle künstlerischen Zweige - von der Architektur bis zur Grafik. Die Künstler des Vereins KÉVE arbeiteten auch bei der Budapester Zeitschrift A Ház [Das Haus] mit, deren Wiener Pendant Das Interieur war. Die geistige Verwandtschaft zeigte sich nicht nur in der Typografie, sondern auch im gemeinsamen Interessenbereich. Das zweite KÉVE-Buch behandelte beispielsweise aktuell die Ausstellung der 165

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