Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - Pál Deréky: Ungarische avantgardeschriftsteller und -künstler in Wien in den jahren 1920-1926
Womit beschäftigten sich Wiener ungarische Avantgarde-Künstler und -Literaten außer damit, sich vor Ort und international zu vernetzen und auszutauschen? Nun, sie ließen die Zeit in einem der zahlreichen Wiener Kaffeehäuser vergehen, mit Karten- oder Schachspiel, Lesen, Schreiben, Reden oder tagträumend wie in Andor Némeths poetischem Text Zauberpferd: „An Marmortischen stapft das Zauberpferd vorbei / Wie ein Rössel auf dem Brett um die Ecke sprintend / Ein entschlossenes Elfenbeinpferd winzigklein ist dieser Pegasus / Dünn und weiß wie der Bimsstein wie das Wasser / Die Zeit trägt mich die Zeit rollt mich gleichmütig weiter [...] Dies ist das Kaffeehaus der stets steigenden Preise / Da ist der gestutzte Storch der auf einem Bein steht / Hier ist der Hermelinmantel Lenins hier das sich drehende Traumschloss / Der Heilige Anton und der Drachentöter Georg sitzen an bevorzugter Stelle / Bei zweier Marien dreier Katharinen und anderen Ungarinnen / Wie die relegierten Studenten / der Aufklärungsverein / der Club der Slowaken / Dies ist eine Dornenkrone auf der Stirn / Dieser rote Apfel ist faul innen drin / Hier ist ein Stier der wurde aus der Herde verbannt / Die Karten dieser Patience legte Graf Bethlen aus der Hand / Dort liegt eine Schlange die beißt sich in den Schwanz / Diesem Leben hier mangelt jeder Sinn jede Relevanz / Zeitungsjungen machen mit den Blättern die Runde / Der Galeerensklave und die Schandmaske gehen vor die Hunde / Es ertönt Achtung ein Ferngespräch von oder nach / Leise am Vormittag laut im Nachmittagskrach [...] Das Pferdchen wirft den Reiter ab ich verschwinde im Grasmeer / War aber auch Zeit sonst wird das Gedicht noch länger / Betäubt vom Lärm weiß ich nicht mehr wie ich darauf kam / Es wuchs aus mir wie der Bart aus einem Leichnam.”12 ANMERKUNGEN 1 nach Monika Platzer, aus dem Manuskript zitiert 2 Ilona Illés (Hg.): A Tett, MA, 2x2. Repertorium. Budapest: Petőfi Irodalmi Muzeum, 1975 3 Jg. IX. (1924), Heft 8-9 4 Jg. X. (1925), Heft 2 5 Jg. X. (1925), Heft 3-4 6 s. in: Pál Deréky (Hg.): Lesebuch der ungarischen Avantgardeliteratur /9/5- /930. Budapest-Wien: Argumentum-Böhlau, I 996 7 Mit Ausnahme von Bortnyik, Kudlák und Uitz alle im Lesebuch der ungarischen Avantgardeliteratur vertreten. 8 Sándor Bortnyik: Emlékeim Kassákról [Erinnerungen an Kassák] In: Ilona Illés - Ernő Taxner: Kortársak Kassák Lajosról [Zeitgenossen über LK. Aus dem Ungarischen von PD]. Budapest: Petőfi Irodalmi Múzeum o.J. S. 16 162