Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Júlia Lenkei: Untergetaucht in Wien - Béla Balázs

meinem Manuskript angestellt hat. Dann habe ich für Porges bei Sun-Film Zirkus Menschheit geschrieben, eine ein­fältige Idee von Porges bildlich lebendig gemacht. Dann wollte Korda mit mir Zusammenarbeiten. Das wäre der große Schlager gewesen. Damit habe ich mich abgemüht. Habe ihm eine Idee nach der anderen erzählt. Jeden Tag erfand ich ein neues Märchen. Zwei habe ich auch ausführlich niedergeschrieben. ,Die Stadt der Meister Cornelius’ und Wandre Seele, wandre’. Die Arbeit war vergebens, ich habe mit ihr 200.000 Kronen (was damals zwar auch Geld war) statt Millionen verdient, die ich bekommen hätte, wenn er sie hätte verwenden können. Doch er hätte gerade eine Rolle für seine Frau gebraucht. (...) In die Kinotechnik habe ich mich allerdings während dieser Zeit hervorragend eingearbeitet. Mein Talent als Regisseur ist erwacht und herangewachsen. Es steht mit meiner besten Begabung auf einem Niveau und ist lebendiger, aktiver und nützlicher als jede andere meiner Begabungen. Es ist die dümmste und erbärmlichste Unwirtschaftlichkeit dieser Welt, dass ich nicht Chefregisseur eines großen Theaters oder eines großen Filmunternehmens bin. Ich kann gar nicht glauben, dass es dabei bleiben sollte. Unmöglich, dass eine derartige Energie vollkommen verloren gehen kann. Ich will das große Massenstück der Zukunft inszenieren! Das ist meine Mission!”43 Er ist bereits als Drehbuchautor ein anerkannter Meister und verbindet dies noch immer nicht mit den früheren Tendenzen seiner Tätigkeit, nimmt diese Verbindungen also noch immer nicht ernst. Ein Auftrag im Herbst I 922 gibt ihm dann den Anstoß, durch den sich seine Praxis als Filmautor mit seinen eigenen früheren Ansichten und damit, dass die Menschen beginnen, Filme zu schauen, verbindet. Die Ehefrau von Béla Balázs schreibt darüber in einem Kommentar zu dem 1922 unterbrochenen Tagebuch: „Als Der Tag gegründet wurde, schrieb Balázs anfangs nur Artikel, später sagten sie ihm, es sei zwar jede Stelle als Rubrikleiter besetzt, doch sie würden ihn trotz allem gerne als festen Mitarbeiter beschäftigen, wenn es ihm gelänge, eine neue Rubrik zu erfinden, die interessant sei und die es noch nicht gebe. So entstand die Filmkritik, die im Kreis des Publikums großen Erfolg hatte.”44 Von da an ist die Geschichte gut bekannt. 1924 erschien Der sichtbare Mensch, dessen einleitendes, theoretisches und grundlegen­des Kapitel bereits im Sommer 1922 in der Bécsi Magyar Újság erschienen war und das die Mittel, die dem neuen Medium zur Verfügung standen und nun bereits über die Technik hinaus in der Lage waren, eine Kunstform zu schaf­fen, auf der Grundlage von Filmen, die er innerhalb von ein bis anderthalb Jahren in Kritiken behandelt hatte. Die Fortsetzung mit der die Ästhetik des Tonfilms ist bereits das Produkt der nächsten Station des Untertauchens und der Wanderschaft, des 1926 beginnenden Abschnitts seiner Laufbahn in Berlin. 150

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