Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Die stadt als artefactum - Passagen

JHÉ OBEN: OPERNHAUS (HISTORISCHES FOTOARCHIV DES UNGARISCHEN NATIONAL­MUSEUMS) IN DER MITTE: VOLKSOPER (ÖSTERREICHISCHES TH EATER MUSEUM. WIEN) UNTEN: ZSIGMOND MÓRICZ IN GESELLSCHAFT AUF DEM BALKON DES WIENER RATHAUSES, 1 932 (LITERATURMUSEUM PETŐFI. BUDAPEST) Gestern ging ich hinter der Oper aus dem Sacher: Auf einmal schnürte es mir das Herz zu, mir blieb der Atem stehen. Stellen Sie sich vor, so sehr gleicht dieser Ort der Straßenecke hinter der Budapester Oper, wo Sie auch jetzt jeden Tag zur Probe gehen. Gestern Abend habe ich übrigens die Exl-Bühne im Volkstheater gesehen, - diese Tiroler Bauern, die mit einer außergewöhnlichen Kunst Schön­herr-Stücke spielen. Eine noch größere Sensation als die Aufführung war für mich, dass ich im The­ater, eine Kopie des Budapester Vígszínház, durch einen wundersamen Zufall dieselbe Loge bekam, aus der ich die unvergessliche Katharina gesehen habe. | Zsigmond Móricz: Tagebücher I 924— 1925. Der Schriftsteller spielt hier auf den Auftritt seiner Frau in Schnitzlers Der Ruf des Lebens an. Die Frage ist: wurde ich verbannt, als ich in die Fremde eilte oder kehrte ich heim? (Denn „wer fremd ist, soll in der Fremde sein“) ... Auch wenn ich empfand, meine äußersten metaphysischen Wurzeln würden immer über alle Rassen und Nationen hinausreichen, und mich selbst für einen Wanderer, für einsam hielt... Wenn mir unter meinen Füßen der ungarische Boden genommen wird, dann finde ich auf der Wolke der ungari­schen Sprache und ungarischen Musik meinen Unterschlupf. Die Worte werden sich unter mir zu Boden verdichten: das wird meine Heimat sein. I Béla Balázs: Tagebuch I9I4-1922

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