Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)
Studien - István Fried: Ungarische schriftsteller in Wien
deutschen literarischen Ereignissen berichtete. Dies lag umso mehr auf der Hand, da es Autoren gab, die sowohl in der Wiener als auch in der Budapester Presse vertreten waren, wie etwa Lajos (Ludwig) Hevesi. Jenő (Eugen) Mohácsi machte sich nicht nur dahingehend verdient, dass er in seinen Kritiken ungarische klassische Dramen besprach, sondern auch damit, dass er ab 1914 als Mitarbeiter der Zeitung Neue Freie Presse freundschaftliche Beziehungen zu ungarischen Schriftstellern der Moderne unterhielt. Von ihnen spielte unter dem Aspekt unseres Themas Dezső Kosztolányi eine herausragende Rolle, der I 904 an der Wiener Universität studiert hatte. In seinen Briefen berichtete er davon, dass er die Ibsen-Monografie seines Professors Emil Reich las und seine Vorlesung Praktische Philosophie besuchte: „Im Rahmen der Vorlesung spricht der Herr Professor sehr schön davon, wie wir unsere Welt einrichten müssen, um Menschen im Ibsenschen Sinne zu sein.“ Im Weiteren erfahren wir, dass (Wilhelm) Jerusalem „brillante psychologische Vorlesungen“ hält. Unter den Lehrenden, bei denen Kosztolányi studierte, tauchen unter anderem auch die Namen von Ludwig Boltzmann und Robert Reininger auf. Seine spätere Absicht, Rilke persönlich zu treffen, scheiterte. 1916 unternahm er einen erneuten Versuch, dieses Mal zu einer Begegnung in Wien, doch auch dazu kam es nicht. „Mich interessiert er von allen Lyrikern am meisten“ - sagt er über Rilke, von dem er zahlreiche Gedichte übersetzte. 1908 zeigte er sich vom „anderen Teil“ des Bandes Neue Gedichte begeistert, und 1909 publizierte er dazu einen Aufsatz in der Zeitschrift der ungarischen Moderne Nyugat [Westen]. Aus der 2. Nummer der Zeitschrift Jung-Ungarn des Jahres 1911 erfahren wir, dass Lajos Hatvány, der weniger als Romanautor und Redakteur als vielmehr als Mäzen der modernen ungarischen Schriftsteller beziehungsweise als Verfasser von Aufsätzen bekannt ist, in Wien einen Vortrag über die ungarische Literatur des 19. Jahrhunderts hielt. Er sprach vor den - wie es heißt zahlreichen - Studenten der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und erwartete sich von dem Vortrag und dessen positiver Aufnahme ein größeres Interesse sowie eine Zuwendung der Jugend zur geistigen Kultur Ungarns. In der Zeit etwas vorausgreifend muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Hatvany sich als Aufenthaltsort seines Exils 1919 Wien wählte, er mietete das Lainzer Schloss und hatte hier - unter anderem - einen der bedeutendsten ungarischen Schriftsteller der ersten drei Jahrzehnte des Jahrhunderts, Gyula Krúdy, zu Gast. Wien war Krúdy nicht unbekannt. Als entsandter Reporter hatte er 191 6 in einer Artikelserie von der Beerdigung Franz Josephs berichtet. In seinen Werken stellt er mehrere Male den Kaiser, den Thronfolger Rudolf sowie den sonderbaren 124