Török Dalma (szerk.): Mantel der Traume. Ungarische Schriftsteller erleben Wien, 1873-1936 (Budapest, 2011)

Studien - Hedvig Újvári: Deutschsprachige presse in Ungarn nach 1867

ungarischen Journalistik widmen werde. Der Neue Freie Lloyd erschien damit nicht mehr als Tageblatt18, sondern von nun an als Wochenblatt, dessen neuer Eigentümer Gustav Heckenast wurde, Horn war bis November als ver­antwortlicher Redakteur tätig. Danach endet die Geschichte der Zeitung als politisches Organ. Vor dem endgültigen Aus erschien es noch als Neuer Freier Lloyd und Börsen- und Assekuranz-Blatt19 und wurde dann am 25. Dezember I 872 endgültig eingestellt. Die Zeitung verfügte zwar kaum über eine beachtliche literaturhistorische Bedeutung, doch spielte sie eine beschei­dene Rolle in der Literaturvermittlung und vor allem in der Veröffentlichung der Romane Mór Jókais. Im Vergleich zu den beiden L/oyd-Blättern stellte das Neue Pester Journal eine ganz andere Qualität dar, denn es wurde als Gegenpol für das Kleinbürgertum ins Leben gerufen.20 Das Journal plädierte für die politische Unpartei­lichkeit, trotzdem bezog es Stellung zur aktuellen politischen Lage und gab seine Parteisympathie (linke Mitte) kund. Zu den ungarischen Mitarbeitern des Blattes gehörten u. a. Antal Janisch, Hugó Klein, Ede Mautner, Miksa Schlesinger, Ignaz Schnitzer, Adolf Silberstein, Albert Sturm, István Toldy, Arnold Vértessy. Aus der Gliederung des Blattes geht hervor, dass auch der Unterhaltung reichlich Platz eingeräumt wurde. Dem Publikum wurden Feuilletons auf die übliche Weise schon auf der ersten Seite unten angeboten und fortgesetzt auf der zweiten und dritten, eventuell in der Beilage. Hatte sich etwas im kulturellen Leben ereignet, wurde davon in den kleineren Rubriken (Tagesneuigkeiten; Theater, Kunst und Literatur) berichtet. Nach zwei Monaten des Bestehens erschien dann schon die Beilage Roman- und Feuilleton-Zeitung21, in der neben Feuilletons in erster Linie Fortsetzungsromane abgedruckt wurden. Betrachtet man die literarischen Beiträge der Zeitspanne I 872-1 878, gelangt man zu der Feststellung, dass das Blatt zahlreiche Werke aus der ungarischen Nationalliteratur in guter Übersetzung veröffentlichte und namhafte Feuille­tonautoren über die ungarische Literatur und die gesamte Kulturlandschaft schrieben. Mit den Primärtexten aus der ungarischen Literatur im Pester Lloyd konnte es jedoch nicht mithalten: Mór Jókai war in der untersuchten Epoche jedes Jahr im Lloyd in deutscher Übersetzung präsent, im Neuen Pester Journal aber nur spärlich vertreten. Breiter gefächert ist die Tätigkeit des Organs, das die Vermittlung weltliterarischer Texte anbelangt.22 Das Blatt brachte zahlenmäßig wesentlich mehr Originalveröffentlichungen von deutschsprachigen Autoren als der Pester Lloyd. Ada Christen veröffentlichte nur im Neuen Pester Journal; zum überwiegenden Teil erschienen von ihr deutlich 101

Next

/
Thumbnails
Contents