Schultheisz Emil: Traditio Renovata. Tanulmányok a középkor és a reneszánsz orvostudományáról / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 21. (Budapest, 1997)

21. Zur Geschichte des medizinischen Unterrichts in Ungarn vom frühen Mittelalter bis 1769

Z^oo¡ Hospitäler und Krankenzimmer, die Infirmarien und Xenodochien der Benediktiner- und Cisterzienserorden spielten eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Verbreitung ärztlichen Wissens. Sie waren praktische Schulen der Medizin. Im Spätmittelalter übten auch Kleriker, die keine Ordensbrüder waren, ärztliche Tätigkeit aus. Diese absolvierten meistens auch das Studium der Medizin — nebst Theologie — an ei­ner der anerkannten Universitäten, waren nicht selten Hof- oder Leibärzte der Könige und bekleideten zugleich eine hohe Stellung in der kirchlichen Hierarchie. Der Bischof von Veszprém Ladislaus (Anfang des 14. Jahrhunderts) war königlicher Leibarzt. 4 Siegmund Al­bich (1360—1427), Erzbischof zu Prag, später Probst in Vysehrad, dann in Óbuda (Altofen), einer der berühmtesten Arzte seiner Zeit, war Hofarzt in Óbuda, Leibarzt des ungarischen Königs und deutsch-römischen Kaisers Siegmund, Verfasser zahlreicher medizinischer Werke. 5 Da die ärztliche Tätigkeit der Kleriker das Leben der Kirche nachteilig beeinfluss e, un­tersagte zuerst das Konzil von Clermont 1130, ein Jahr später das von Reims den Mönchen die Ausübung ärztlicher Tätigkeit. Die Medizin ging — wie eben hingewiesen wurde — in die Hände des sog. Weltklerus. In Ungarn dauerte allerdings die Periode der monastischen Medizin länger als in den deutschen Ländern. Papst Gregor IX. bestellte noch im Jahre 1234 zwei, in der Medizin geübte Ordensmitglieder der Cistercienser zur Führung des in Bács gegründeten Klosterhospitals. Aber auch dem Weltklerus wurde in Ungarn durch das Konzil von Buda (Ofen) 1279 nur die chirurgische Praxis untersagt: "...clericus nec illam partem chirurgiae exerceat, quae ad ustionem vel ad incisionem indicat...". 6 Gut ausgebildete Arzte aus geistlichem Stande mit abgeschlossenem Medizinstudium sind noch im Ungarn des 15. Jahrhunderts keine Seltenheit. Der Unterschied zwischen Kleriker und Laien ist, besonders im Spätmittelalter, nicht in jedem Falle so gross, wie das heute den Anschein hat. Die Ärzte waren damals, wie die Mehrzahl der höher Qualifizierten im allgemeinen, gleichzeitig Kleriker (und nicht nur um­gekehrt!), vorwiegend um die Privilegien des Klerus geniessen zu können, obwohl im Mit­telalter auch hohe kirchliche Ämter ohne die volle priesterliche Gewalt, aber auch ohne die niederen Weihen erhältlich waren. Tatsächlich verliehen die ungarischen Könige aus dem Hause Anjou ihren Hof- bzw. Leibärzten Bistümer. 7 Dies erklärt sich rechtlich dadurch, dass in der katholischen Kirche die Potestas ordinis und Potestas jurisdictions sowohl we­sentlich, wie auch sachlich verschieden sind, demgemäss auch gesondert verliehen werden können. 8 Über die mittelalterlichen Hochschulen bzw. Universitäten in Ungarn ist folgendes zu be­richten. Die erste Schule in Ungarn, welche — wenn sie auch kein Studium gene rale war — jedoch dessen Niveau erreichte und als "Hohe Schule" zu bezeichnen ist, war die Doms­chule zu Veszprém. Sie soll angeblich von König Béla III. (1173—1196) zur Universität erwei­tert worden sein. 9 Ohne Zweifel bestand ein Studium generale im 13. Jahrhundert in Veszp­rém. Doch dass diese Universität aus der Domschule entstand, scheint uns recht zweifelhaft. 4 Weszprémi, St. Succincta Medicorum Hungáriáé et Transilvaniae Biographia. Viennae 1778, Tom. II, 376. 5 Schultheisz, E. Über die Werke des Albicus. Janųs 49., 221 ff. (1960). 6 Péterfy, C. Sacra Concilia Hungáriáé, Pösoniae 1741, Synodus Budensis, Tom. I, 108. 7 Weszprémi, St. Op. cit. Tom. III, 449. 8 Aichner, S. Comp. juris ecclesiastici, Brixinae, 1884, 65. 9 Abel, J. Unsere Universitäten im Mittelalter, Budapest, 1896. 5—7 (ungarisch).

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