Schultheisz Emil: Traditio Renovata. Tanulmányok a középkor és a reneszánsz orvostudományáról / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 21. (Budapest, 1997)

16. Giovanni Pico della Mirandolas Bedeutung für die Medizin

GIOVANNI PICO DELLA MIRANDOLAS BEDEUTUNG FÜR DIE MEDIZIN* Die Literatur über den Einfluss der humanistischen Gedanken auf die Naturwissenschaften ist unübersehbar gross. Es genügt wenn ich mich auf Namen wie Castiglioni 1 , Garin 2, Kristeller 3 Cassirer 4 und Kardos 5berufe. Etwas weniger bearbeitet sind jedoch die Bezie­hungen zwischen Humanismus und Medizin obwohl Kardos auch dieses Problem streift, während sich u.a. Castiglioni, Sigerist 6, Diepgen 1 intensiver damit auseinandersetzen. Pico della Mirandolas Einwirkung auf die Heilkunde der Renaissance findet indessen kaum Erwähnung. Diese, meiner Meinung nach nicht unbedeutenden Beziehungen zu skiz­zieren wäre die Aufgabe dieses Aufsatzes. Die asketische, eigentlich weltfremde Auffassung des Lebens, wie sie von den Philoso­phen des frühen Mittelalters vertreten wurde, war für eine wissenschaftliche Medizin recht ungünstig. Der «Schuld und Sühne — Komplex» in der Beurteilung des Krankheitgeschehens und der Entstehung der Krankheiten drängte nicht zur Erforschung der Krankheiten. Pico und Valla brachten eine völlige Umwandlung in dieser Frage. Die Lust soll demnach nicht mehr etwas Verwerfliches bleiben. Im Gegenteil, sie soll nicht nur als das höchste Gut, son­dern als das Gute schlechthin, als das erhaltende Prinzip alles Lebens, und damit als Grundprinzip aller Werte erwiesen werden 8. Somit wird der Weg zur Beseitigung der Un­lust, ultima analysi zur Heilkunde frei. Die Selbstbejahung des Menschen ist es, die jetzt zugleich zur Weltbejahung wird: die Idee der «Humanitas» gibt auch dem Makrokosmos — und darin dem Leben des einzelnen Menschen, dem Mikrokosmos — einen Gehalt und Sinn. Und von hieraus lässt sich erst ganz die tiefe Wirkung verstehen, die die Platonische Akademie und sein jüngster Führer, Pico della Mirandola sowohl auf die grossen Künstler, wie auch auf die Wissenschaftler der Renaissance ausüben müss e. Alle scheinbare Ųñform — also auch die Krankheit — aus der * Ersch. in: L'opera e ilpensiero di Giovanni Pico della Mirandola nella Storia dell 'Umanismo. Convegno Interna­tionale. Communicazioni , Firenze, 1965 405—411. 1 A. Castiglioni, The Renaissance of Medicine in Italy, Baltimore, 1934. 2 E. Garin, Giovanni Pico della Mirandola. Vita e dottrina. Firenze, 1937, — Sowie ders. Giovanni Pico della Mi­randola. Parma, 1963. 3 O. P. Kristeller, Studies in Renaissance thought and letters, Rome, 1956. 4 E. Cassirer, Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance, Leipzig-Berlin, 1925, 71 5 T. Kardos, A magyarországi humanizmus kora, Budap est, 1955; und ders. Giovanni Pico della Mirandola az em­ber méltóságáról, Olasz Szemle, 1942, 597 ff. (ungarisch) 6 H. E. Sigerist, Die Geschichte der abendländischen Medizin, Zürich, 1924. 7 L. Diepgen, Geschichte der Medizin, Berlin, 1949, Bd. I. 8 L. Valla, De voluptate Lib. III, cap. 9, op. fol. 977.

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