J. Antall szerk.: Medical history in Hungary. Presented to the XXII. International Congress for the History of Medicine / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 4. (Budapest, 1970)
ESSAYS-LECTURES - M. Kaba: Aesculapius ab Aquinco (in German)
schwarz-weisse und farbige geometrische Figuren und Meeresszenen darstellten. Fontänen, Duschen, Wasserrinnen, aus Stein blütenförmig gemeisselte Wasserschlinger, himmelblaue Flecken, die tanzende Nymphen darstellen, in die Kanäle gefallene — und aus diesen nie wieder herausgeholte — Schmuckstücke und kleine Toilettenartikel lüfteten den Schleier vor dem Bild der vielfarbigen, bewegten und lustigen Tage der einstigen Badenden. Das Wasser der Bäder wurde vom Gelände des heutigen „Römerbad"-es, aus Quellen, die tatsächlich aus der Römerzeit stammen, durch Aquädukte [13] in die Städte geleitet. Im Römerbad wurden übrigens anlässlich von Erweiterungsarbeiten im Jahre 1903 [14]. Quelleneinfassungen und der Bau eines kultischen Heiligtums freigelegt. Auch diese Wasserleitungen haben die Bewohner der altertümlichen Stadt mit Heilwasser versorgt. Auf beschrifteten Tafeln danken die Genesenen in warmen Worten den in den heilkräftigen Quellen von Aquincum gegenwärtigen heilenden Nymphen: Nymphis medicis [15]. Doch nicht allein aus dem heutigen Römerbad, sondern auch aus den Gebirgsquellen wurde durch die gut ausgebauten Aquädukte regelmässig Wasser in die altertümliche Stadt geleitet. Es ist uns die Inschrift des Gaius Titius Antonius Peculiar is bekannt (nymphaeum pecunia sua fecit et aquam induxit [10], der auf eigene Kosten ein Nymphäum erbauen und in dieses das Wasser einleiten liess. Auch im Namen von Aquincum, dem Vorfahren Budapest's im Altertum, ist der Wasserreichtum verewigt: Ac-inco ist ein Wort keltisch-illyrischer [17] Wurzel, das Wasserreichtum bedeutet. Zu den Bädern, die in der Nähe dieser wasserreichen Quellen erbaut wurden, zogen die an ein wärmeres Klima gewohnten Römer, die infolge des rauheren pannonischen Klimas an verschiedenen Krankheiten litten, um Heilung zu suchen. So dürften auch diese beiden älteren orientalischen Gäste von Aquincum hierher gekommen sein, die hier nach koptischem Ritus mumifiziert begraben wurden. Ihre Gräber wurden 1912 am Szemlö-Berg, bzw. 1929 am Tábor-Berg zutage [18] gefördert. Die anthropologischen Untersuchungen von Lajos Bartucz stellten fest, das die Verstorbenen weiblichen Geschlechts waren und in ihren Kniegelenken fortgeschrittene gichtige Knochenablagerungen wahrzunehmen sind. Die Vermutung, dass sie eben von den wegen ihrer Heilkraft berühmten Quellen und Bädern von Aquincum Linderung ihrer Schmerzen erhofften, scheint nicht übertrieben zu sein. Ausser den unmittelbaren Erinnerungen der Heilung und des Gesundheitswesens bewahrt Aquincum noch ein anderes Andenken, das auch vom Gesichtspunkt der Therapie aus von Bedeutung ist: die einzige, aus der Römerzeit erhalten gebliebene Orgel der Welt [19]. Diesen einzigartigen Fund der psychischen Heilung aus dem Altertum spendete Gaius Iųiiųs Viatorianus, Vorsteher der Zivilstadt, im Jahre 228 u. Z. dem Zeughaus der Feuerwehr von Aquincum. Die 52 Pfeifen des Musikinstruments wurden wahrscheinlich mit Hilfe einer Luftgebläse-Mechanik zum Ertönen gebracht. Die Bronzebestandteile der Orgel blieben in einem ausgezeichneten Zustand erhalten. Mehrere Angaben erinnern daran, dass die Ärzte des Altertums die Musik 52