J. Antall szerk.: Medical history in Hungary. Presented to the XXII. International Congress for the History of Medicine / Orvostörténeti Közlemények – Supplementum 4. (Budapest, 1970)
ESSAYS-LECTURES - B. Bugyi: Armenian Physicians of Transylvania and Their Medical Histo-rical Importance (in German)
II. Die Armenier, die im Jahre 1239 aus Ani ausgewandert haben, legten ihre über vierhundert Jahre dauernde Wanderfahrt aus Armenien bis ihre zweite Heimat im Siebenbürgen ohne irgendwelche Assimilierung mit den benachbarten Völkern zurück. Im Laufe dieser Wanderzeit haben sie die noch aus Armenien stammenden volksmedizinischen Behandlungsweisen angewendet und nach Prinzipien des barĥmherzigen Samariters in der Hilfeleistung und Versorgung der Kranken, der Alten gehandelt. Es sind uns überhaupt keine Daten bekannt, wonach sog. gelehrte Arzte und Heilpersonal die wandernden armenischen Familien behandelt hätten. Waren doch in diesem Zeitalter vor der Mitte des XIII. Jahrhunderts bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts die in den Universitäten geschulten Ärzte eine richtige Seltenheit und solche Doktoren haben praktisch nur die Königshöfe und die königlichen Familien ärztlich versorgt. Nach Siebenbürgen angekommen, dort angesiedelt und Städte bildend, begann ein immer mehr konsolidiertes Leben der armenischen Kompanien — wie damals die armenischen Gemeinschaften bezeichnet wurden — Entsprechend dem praktischen Geist aber auch den alltäglichen und praktischen Anforderungen der armenischen Gesellschaft und des armenischen städtischen Lebens, wurden nicht wenige armenische Jungen vorwiegends in die Wiener Universität geschickt, um dort hauptsächlich Medizin und Rechtwissenschaften zu studieren. In Szamosújvár wurde nicht lange Zeit nach der Ansiedlung der Armeniern eine Schule begründet, die vom armenisch-katolischen Orden der Mechitharisten-Kongregation geleitet und versorgt, die entsprechende Grund- und Mittelschulung der siebenbürgischen armenischen Jungen sicherte und ihnen auch in Wien sowohl wirtschaftlich, als auch moralisch geholfen hat. III. Die bedeutende kulturelle Entwicklung der armenischen Siedlungen in Siebenbürgen führte dazu, dass in Szamosújvár schon im Jahre 1738 die erste städtische Apotheke entstanden ist, wobei diese armenische Stadt mit wenigen tausend Einwohnern vielen wesentlich grösseren Städten vorangegangen ist. Im zweiten Drittel des XVIII. Jahrhunderts findet man in den städtischen Chroniken von Szamosújvár und von Erzsébetváros erwähnt, dass Ärzte — die ihre Diplomen noch an der Universität in Wien erhalten haben — regelmässig vorhanden und tätig waren, ja, dass sie sogar von der Stadt angezahlt und zum Teil bezahlt wurden. Die ärztliche Versorgung der armenischen Städte — bei der Einwohnerzahl von wenigen tausend Leuten — war am Ende des XVIII. Jahrhunderts ständig organisiert. Es ist bekannt, dass im Szamosújvár gleichZeitig 4—5 praktizierende Ärzte lebten. In Erzsébetváros war die Zahl der praktizierenden Ärzte 3—4. So waren die armenischen Städte nicht nur im Siebenbürgen, wo auf tausend Einwohnern je ein praktizierender Arzt seine Heiltätigkeit ausgeübt hat, wobei immerhin zu erwähnen ist, dass die Ärzte der armenischen Städte auch die Kranken der benachbarten rumänischen und 125