Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 210-213. (Budapest, 2010)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schultheisz Emil: Filozófiaoktatás az orvosképzésben a renszánsz humanizmus idején

Schu heis z E. : Schulphilosophie in der Ausbildung der Ärzte 17 erstere hören beim Studium der Medizin auf, und letztere gründen ihre medizinischen The­orien auf die Prinzipien der Naturwissenschaft. 1 1 Bei den späteren Renaissance-Aristotelikern ist unter den Ärzten vor allem William Harvey der Entdecker des Blutkreislaufes zu nennen. Er knüpft zwar theoretisch und me­thodologisch an Aristoteles an, zieht aber gleichzeitig neue quantitative und experimentelle Methoden mit ein, und stellt die Beobachtung stets über die tradierten Lehrmeinungen. Harvey sieht sich selbst - ähnlich wie Nicolaus Copernicus und Johannes Kepler - vor­nämlich als Vollender der antiken aristotelischen Naturwissenschaft. Ganz ausdrücklich bekennt sich Harvey zu Aristoteles, indem er am Ende der Praefatio vom De generatione animalium erklärt, ihm wolle er als seinem Führer (dux) folgen, und den Professor der Anatomie Hieronymus Fabricius Ab Aquapendente (1533-1619), als seinen Prämonstrator betrachten. Fabricius war bekanntlich Harveys Lehrer in Padua, und hat nicht nur dessen Forschungsrichtung entscheidend bestimmt, sondern als überzeugter Anhänger des Aristo­teles auch Harveys Haltung zu diesem geprägt. In den Lehrbüchern pflegt der experimen­tierende und quantitativ denkende Harvey, wie er sich vorwiegend in De motu cordis prä­sentiert, ein positives, der spekulierende Harvey von der De generatione, ein negatives Vorzeichen zu erhalten. Dabei wurde er gemeinhin als außerhalb der aristotelischen Strö­mungen an den das „moderne" medizinische Denken initiierenden Universitäten seiner Zeit stehend angesehen. Die Untersuchungen von Lesky haben jedoch gezeigt, dass Harvey in seinem ganzen Leben eine positive Haltung gegenüber Werk und Person von Aristoteles einnahm. Lesky beschreibt das Bild des Aristotelikers Harvey, wie es sich in seinen Hauptwerken De motu cordis (1628) und De genaratione animalium (165 1) darbietet. Das Terrain für Harveys Entdeckung war gut vorbereitet: im speziellen durch die von Vesal neubegründete anatomische Forschung, und ganz allgemein durch den Zeitgeist, den Geist der wissenschaftlichen Renaissance, der bei Vesal wie bei Harvey derselbe war. Das heißt: nicht aus Schriften anderer, sondern durch das eigene Sehen muss man zur richtigen Er­kenntnis gelangen, das aber ohne gut durchdachte philosophisch-methodologische Grund­lagen nicht möglich war.' 4 Demnach stellte Harveys De generatione animalium, eine vom Aristotelismus durch­drungene methodologische Abhandlung dar, in Bezug auf den Renaissance-Aristotelismus, wie er insbesondere Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts in Padua ausgeprägt war. Harveys Vorwort, - so zeigt es sich - stellt einen ausgesprochenen empirischen Ansatz einer aristotelischen Wissenschaftsmethode dar, die auf anatomische Untersuchungen an­gewandt wird. Das Vorwort weist auch etliche Parallelen zu den logischen und naturphilo­sophischen Arbeiten von Jacopo Zabarella (1533-1589) dem Aristoteliker auf, dessen Schriften zu Harveys Zeiten sehr einflussreich waren. Es muss daran erinnert werden, dass Harvey seine Vorstellungen nur aufgrund von Experimenten an lebendigen Tieren entwi­ckeln konnte. Entscheidend waren aber nicht allein das unermüdliche Experimentieren und Beobachten, sondern die neue Betrachtungsweise und die neue Fragestellung, also die phi­losophische Grundlage und nicht zuletzt die aristotelische Tradition. Die von Aristoteles gezeichnete Stufenleiter des Erkenntnisprozesses deckt sich genau mit dem von Harvey aus 3 3 De sensu 436 a 18-b2. Die Übersetzung stammt aus: Aristoteles: On the Soul, Parva naturalia. On Breath. Übersetzt von W. S. Hett. London und Cambridge/Mass, 1936, 215-217. Zitiert nach Schmitt, op. cit. 256. 3 4 Lesky, E.: Harvey und Aristoteles. In: Sudhoffs Archiv, 41 (1957), 289 ff.

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