Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 194-195. (Budapest, 2006)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - KAPRONCZAY, Károly: Entwicklung der ungarischen Schulhygiene

Damit sind diese Kinder aus der schulpädagogischen Praxis herausgenommen worden, und bekamen eine eigene Erziehungs- und psychologische Beratstelle. Diese Bestrebungen konnten sich anfangs kaum Anerkennung erwerben. Selbst Ranschburg, der sich vorwiegend mit der theoretischen und wissenschaftlichen Seite des Faches beschäftigte, stand diesen Bestrebungen fremd gegenüber. Er fürchtete, die unbearbeitete praktische Seite würde den Rahmen sprengen, und den Rang verschmälern. Die Ergebnisse brachten aber immer mehr pädagogische und psychologische Fachleute dem Fach näher. Am Anfang der 1930er Jahre standen schon 25 freiwillige Ärzte, Pädagogen, Schulärzte unentgeltlich zur Verfügung. Ein Pionier war Dr. Blanka Lóránd, die berühmte Neuropsychiaterin, die von Anfang an unentgeltlich im Interesse der Herausbildung der wissenschaftlichen Kinderpsychiatrie arbeitete. Genauso war die Kinderfachärztin Dr. Ilona Kovács bestrebt, die ihr ganzes Leben in den Dienst der Kinder stellte. Von Seite der Psychologie war es Dr. Ferenc Schmidt, - ein Ranschburg-Schüler ­der eine Erwähnung finden muß, dessen wissenschaftliche Forschungen sich als grundlegend bewiesen, genauso der Kriminalpsychologe József Koleszár Kerényi, der ebenfalls ein Wegbereiter war. Die bahnbrechende Arbeit war nicht leicht, denn sie mußte erstens den Rahmen der neuen Wissenschaft bearbeiten, zugleich auch mit den Skeptikern und mit der Superiorität der Unwissenheit den Kampf aufnehmen. Die ersten Ergebnisse zeigten sich aber schon 1933, auf der ersten Konferenz, die für Schulärzte, pädagogische und medizin­psychologische Fachleute veranstaltet wurde. Es war eigentlich die Verknüpfung der Heilpädagogik mit der Psychiatrie, die sich im Schulgesundheitswesen äußerte. Es war das erste heimische Forum, wo der Begriff Mentalhygiene definiert wurde, ihre Auswirkung auf andere Fachgebiete und ihre wichtigsten Aufgaben zu Wort kamen. Das Hauptreferat hielt János Schnell, der das folgende äußerte: wenn die Medizin bestrebt ist die ersten Symptome der Krankheit zu erkennen und die Heiltätigkeit darauf aufzubauen, so kann die Aufgabe der Psychiatrie auch keine andere sein, nur mit dem kleinsten Opfer die Gründe der Abweichungen zu entdecken, von denen man nur die Folgen kennt, denn alle Gründe stammen aus dem Kindesalter. Wenn man handgreifliche Ergebnisse aufweisen will, so muß man auch Opfer bringen und ins Kindesalter einblicken. Die ärztlichen Fachzirkel standen fremd diesen Ideen gegenüber, sie betrachteten die Mentalhygiene als eigenartige Anwendung der Pädagogik. Es mußten vor allem die Schulärzte, die Amtsärzte und das Heilpersonal des Gesundheitswesens für diese Idee gewonnen werden, weiterhin auch die allgemeinen ärztlichen Kreise. Dazu mußte aber die Psychiatrie in die Universitätsausbildung und Weiterbildung der Ärzte eingestellt werden. Diese Forderungen bestanden auch der pädagogischen Ausbildung gegenüber. Im Jahr 1934 schrieb János Schnell: es ist akzeptabel, jene Ansichten zu übernehmen, daß die Defekte, Persönlichkeitsstörungen und andere Abweichungen des Kindes bloß als Einwirkung der Umgebung aufgefaßt werden. Nicht nur die Symptome dürfen betrachtet, und als pädagogische Aufgaben bestimmt werden, sondern in die schulpädagogische Arbeit muß auch die Psychiatrie miteinbezogen werden. Die Aufgabe des Schularztes ist, daß das Kind sich seelisch und physisch harmonisch entwickelt, deshalb muß die Schule die beiden Fachgebiete der Medizin und der Pädagogik in Betracht ziehen. Schnell betonte, daß die moderne Mentalhygiene innerhalb der Schulhygiene ihr eigenes Feld und Aufgabenbereich bekommen muß, es müssen mit diesen spezifischen Kenntnissen ausgebildete Fachleute zur

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