Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 190-193. (Budapest, 2005)
KÖZLEMÉNYEK - COMMUNICATIONS - Rákóczi Katalin: Ungarische Zöglinge des Josephinums (1785-1806)
Neben der Geburtshilfe und Augenheilkunde wurde mit der praktischen und theoretischen Chirurgie Joseph Jacob von Plenck beauftragt, 11 der in der Ausübung des Faches, sowie in seiner schriftstellerischen Tätigkeit die Anerkennung van Swietens genoß, ein Fachexperte der Theorie und Praxis war, der sich auch verpflichtet fühlte. Dank seinen Bemühungen hat dieses Fach von Anfang an, - und eben zu jener Zeit, wo man versuchte die Kluft zwischen Chirurgie und Medizin zu verringern, - eine betonte Rolle gespielt. Den dringenden Mangel am geschulten Heilpersonal sollte das 1775 in Siebenbürgen gegründete Klausenburger medizinisch-chirurgische Institut 1 " auch lindern, wo ein Professor in 2-12 Monaten Chirurgen ausbildete. Das Generale normativum sanitatis aus dem Jahr 1770 war für die medizinische Ausbildung maßgeblich. 13 Ihm zufolge durften sich nur solche Chirurgen und Hebammen betätigen, die eine Prüfung an der medizinischen Fakultät ablegten, oder ein Diplom der Wiener Universität vorweisen konnten. Um diesen Forderungen in Ungarn gerecht werden zu können, wurde in Tyrnau der s. g. niedere chirurgische Kursus eingeführt. Beteiligen konnten sich Chirurgielehrlinge und befreite Zunftmeister, die nach 3 Jahren Praktik ihre Rigorosa ablegten, und „Meister der Chirurgie" wurden. Die ärztliche Ausbildung war auf 5 Jahre festgelegt. Eine Aufnahme fanden jene Studenten, die vorher einen dreijährigen, sog. philosophischen Kurs absolvierten, der Grundbegriffe in der Anatomie, Chemie, Physiologie, in der allgemeinen Pathologie, weiterhin in der Geburtshilfe und Chirurgie vermittelte. Die Lehrgegenstände waren mit denen der Wiener Fakultät identisch. Am Ende mußten die Absolventen zwei Rigorosa bestehen und abschließend im Rahmen eines dritten Rigorosums öffentlich die Thesen ihrer Promotion verteidigen. Nach einem feierlichen Eid erhielten sie den Titel „Doctor medicináé". Da die protestantischen Absolventen den Eid 14 nicht leisteten, wurden sie als Lizentiaten oder Magister freigesprochen. Diese diskriminierende Unterscheidung brachte im allgemeinen keinen größeren Nachteil mit sich, es blieben den protestantischen Ärzten bloß die höheren Ämter, wie Komitatsphysikat, Professur usw. verschlossen. Professor Plenck ist also zuzuschreiben, daß der Chirurgie in Tyrnau von Anfang an eine Dominanz zugefallen war. Den einheitlichen Zielsetzungen des Professorenkollegiums und seinen wissenschaftlichen Fähigkeiten war zu verdanken, daß eine rasche Entwicklung eintrat, die Möglichkeiten der Kleinstadt bald zu eng wurden, die Universität 1777 nach Ofen, 1784 nach Pest verlegt werden mußte, wo auch die Höhrerzahl zum raschen Ansteigen kam. 11 Kirchenberger, S.: Lebensbilder hervorragender österreichisch-ungarischer Militär- und Marineärzte. WienLeipzig, 1913. 237-239; Franki, J.: Plenck József Jakab a XVIII-XIX. századi magyar-osztrák orvosi kapcsolatok legkiválóbb müvelője (Joseph Jacob von Plenck, der hervorragendste Träger der ungarischösterreichischen medizinischen Beziehungen im 18-19. Jahrhundert). Orvosi Hetilap, 128 (1987). 420 f. 12 Mainzer, J.; A Kolozsvári Orvos-Sebészi Tanintézet történeti vázlata 1775-1872 (Historische Skizze des Klausenburger Medizinisch-chirurgischen Instituts 1775-1872). Kolozsvár, 1890. 1-6. l3 Linzbauer, F. X.: Codex sanitario-medicinalis Hungáriáé. Buda, 1852-1856. torn I. 821-871. Diese Verordnung war bis 1786/87 gültig. I4 Es ging über einen Passus der „unbefleckten Empfängnis", den sie aus Überzeugung nicht ablegten. Diese von Ferdinand III. (reg. 1608-1657) gebrachte Verordnung wurde von Joseph II. aufgehoben; 1785 verlor sie ihre Gültigkeit auch in Ungarn. Vgl. Győry T.: Az orvostudományi kar története 1770-1835 (Geschichte der Medizinischen Fakultät 1770-1835). Budapest, 1936. 67 ff.