Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 188-189. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK - ARTICLES - Lammel, Hans-Uwe: Zum Verhältnis von kulturellem Gedächtnis und Geschichtsschreibung im 18. Jahrhundert. Medizinhistoriographie bei Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795). - A kulturális emlékezet és a történetírás viszonya a 18. században. Johann Carl Wilhelm Moehsen (1722-1795) orvostörténeti munkái

Im zweiten, erst 1781 erschienenen Band ändert sich Moehsens Vorgehen, obgleich das Titelblatt diesen Umstand eher verheimlicht. Nunmehr ist sein Interesse von den Ärzten geleitet, „welche in denen Ländern gelebt haben, die jetzt dem Königl. Preußischen und Churfürstl. Brandenburgischen Zepter unterworfen" seien „von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts". Durch ein solches bewußt gewähltes Herangehen solle „nach und nach eine Geschichte der Arznei gel ehrtheit in der Churmark geliefert werden, in welcher die verschiedenen Umstände, zur Aufklärung der Geschichte des Vaterlandes selbst vorkommen, die in den weitläufigen und größeren historischen Werken dieses Landes, noch zur Zeit vermisst" würden. 34 Auf den ersten Blick könnte man zu der Vermutung gelangen, sein Ziel sei die Ergänzung der Landesgeschichte um wissenschaftshistorische und medizinhistorische Aspekte, ein Vorgehen, das sich auch in seinen Beiträgen" von 1783 wiederfinden lässt. 35 Dadurch könnte er sowohl eine Revision der gelehrten als auch der landesgeschichtlichen Tradition in den Blick bekommen. Aber es geht um mehr: Es handelt sich um die „Projektion eines aktuellen und politischen Standpunkts", präziser: eines „Sehe-Puncts", 36 in die Vergangenheit. Moehsen will die Bedeutung von Gelehrten und Gelehrsamkeit für die kulturelle Entwicklung der Kurmark herausarbeiten. Dabei bedient er sich eines historiographischen Kunstgriffs, einer „Kunst der Illusion, die spröde und homogene Fakten auf ein politisches Interesse" bezieht, wobei „Struktur und Bedeutung" gestiftet und gleichzeitig der Anspruch auf „einen höheren Grad an Objektivität historischer Erkenntnis" zum Ausdruck gebracht wird. 37 Die deutlich vorgetragene patriotische Intention verschiebt dabei die Schwerpunkte. Selbstverständlich sind nach wie vor Ärzte und deren Konterfeis von Bedeutung. Aber Moehsen versucht sich hier als politischer Geschichtschreiber, dem - ausgehend vom Regenten - die politische Verfasstheit des Territoriums sowie Kriege, Wirtschaft, Handel und Landwirtschaft, Wissenschaft und Bildung mit ihren Institutionen und dem Einfluss der Regierung darauf wie auch auf Wohlstand und Charakter der Untertanen, Religionslehren und Kirchengeschichte, die merkwürdigsten Moden, Sitten und Gebräuche wie beispielshalber die Einführung der Tortur, das Verbrennen von Juden, Hexen und Zauberern, die alten Policeygesetze, Gesundheitsverhältnisse, Heilpersonal, wobei sich seine Aufmerksamkeit auf Ärzte konzentriert, die politische Funktionen ausüben und über öffentlichen Einfluss verfügen, wie Stadt- und Leibärzte, gleichermaßen wichtig und bekannt sind. Nicht mehr die Münzen bilden die Struktur des Werkes - diese werden in einen Anhang deponiert -, Poltermann (Hrsg.): Literaturkanon - Medienereignis - Kultureller Text. Formen interkultureller Kommunikation und Übersetzung. (~ üöttinger Beiträge zur Internationalen Übersetzungsforschung, Bd. 10). Berlin, 1995. 232-244. Moehsen: Beschreibung. T. 1. VI. Ders.: Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandenburg von den ältesten Zeiten an bis zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Berlin/Leipzig, 1783. ND: München, 1976. Johann Martin Chladenius: Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften. Leipzig, 1742. 185-189.; ND Düsseldorf 1969; wiederabgedruckt bei Horst Walter Blanke und Dirk Fleischer (Hrsg.): Theoretiker der deutschen Aufklärungshistorie. Bd. 1: Die theoretische Begründung der Geschichte als Fachwissenschaft (= Fundamenta historica, Bd. 1.1 ).Stuttgart/Bad Cannstatt, 1990. 216-218. Gisela Bock: Machiavelli als Geschichtsschreiber. Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 66 (1986) 153-191., hier 175. Vgl. dazu auch Erwin Panofsky: Die Perspektive als „symbolische Form". Vorträge der Bibliothek Warburg 4 (1924/1925) 258-330.

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