Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - OFFNER, Robert: Die Rolle der Universität Erfurt in der Ausbildung ungarländischer Mediziner (1521-1816). — Az erfurti egyetem jelentősége a magyarországi orvosok képzésében (1521-1816)

• Der Besuch der Universität Erfurt war im Jahrhundert der Reformation durch Ungarlän­der bis auf eine Ausnahme (Iohannes Rhodolphi) so gut wie nicht vorhanden. • Im 17. Jahrhundert sind nur nach dem Dreißigjährigen Krieg insgesamt vier sporadische Immatrikulationen von Ungarländern feststellbar. Diese Frequenz gilt als beinahe ver­nachlässigbar, im Vergleich zu den damals massenhaft besuchten deutschen (Witten­berg, Königsberg, Heidelberg, Marburg, Leipzig, Jena, Rostock, Altdorf, Tübingen und Straßburg), Schweizer (Basel, Zürich), italienischen (Padua) und insbesondere nieder­ländischen Universitäten (Leiden, Francker, Utrecht, Groningen etc.) • Im 18. Jahrhundert linden wir 19 Studierende aus diesen beiden Regionen. Diese Zahl entspricht einer niedrigen Frequenz, zumindest im Vergleich zu den damals von den „Ungarländern" besuchten Universitäten zu Wittenberg, Halle, Göttingen, Jena, Tübin­gen, Erlangen, Straßburg, Altdorf Leiden, Franeker, Utrecht usw. ). • Überraschend und gleichzeitig beispiellos hoch ist dagegen der Anteil der Medizinstu­denten (11 von 24) unter den hier eingeschriebenen Ungarländern, sowie auch der hier erlangten medizinischen Promotionen (10 von 24). Dieser Anteil ist mit 41,66 % der höchste unter allen deutschen, Schweizerichen und niederländischen Universitäten, aus der Sicht der Studenten der Medizin aus Ungarn und Siebenbürgen. • Ungewöhnlich ist allerdings die Kürze des Aufenthaltes der Medizinstudenten an der Hierana, gemessen zwischen dem Zeitpunkt der Immatrikulation und das Jahr der Pro­motion. Ausnahmslos hatten sich alle im Jahr ihrer Immatrikulation auch ihr Doktordi­plom erhalten, manche sogar nach knapp 5 (Karl Daniel Fischer) bzw. 9 Tagen (Martin Gottlieb Fronius) Erfurter Aufenthalts. Ihre Doktorväter waren mittelmäßige, unbedeu­tende Lehrer der Medizin (Jacobi, De Pré, Vesti, Fischer, Nunn etc.). • Der Geist der Früh- bzw. Spätaufklärung fand in Erfurt keinen besonders fruchtbaren Boden und konnte hier nicht zu beachtenswerter Blüte kommen. Zu dieser Zeit waren auch an der Erfurter medizinischen Fakultät im nationalen (Jena, Halle, Göttingen, Leipzig, Erlangen) oder internationalen Vergleich (Leiden, Padua, Paris, Uppsala, Edin­borough und Wien) medizinischen Meinungsbildner unter den hiesigen Dozenten tätig. Aus der Masse unbedeutender Lehrern ragten höchstens ein Juch, Baumer und Büchner hervor. • Das Auftreten ungarischer Medizinstudenten in Erfurt kann teils mit den kriegerischen Ereignissen zwischen dem Habsburger Reich, dem Heimatland der „Ungarländer" und Preußen, mit seinen berühmten und von den Ungarländern traditionell gerne besuchten Universitäten Halle und Frankfurt (Oder) in kausalem Zusammenhang (Schlesische Kriege) gebracht werden. Erfurt bot sich als unentlegene Alternative zu den ferneren protestantischen Hochschulen, allerdings hauptsächlich aus geographischer und nicht aus der Sicht der Qualität des hier erwerbbaren Fachwissens. • Es ist zu mutmaßen, daß der Besuch der Universität Erfurt überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich, wegen der hiesigen leichten Möglichkeiten des schnellen und viel­leicht auch preisgünstigen und unkomplizierten légéren Erlangens der Doktorwürde be­sucht wurde. Mehr sogar, es liegt die Vermutung nahe, daß manche von diesen Promo­vierten gar nicht hier studierten, vielleicht waren sie nicht einmal nach Erfurt gereist, sondern profitierten von den hier herrschenden „postalischen" Promotionssitten (Unsitten?).

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