Kapronczay Károly szerk.: Orvostörténeti Közlemények 186-187. (Budapest, 2004)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - OFFNER, Robert: Die Rolle der Universität Erfurt in der Ausbildung ungarländischer Mediziner (1521-1816). — Az erfurti egyetem jelentősége a magyarországi orvosok képzésében (1521-1816)

In weniger als 200 Jahren (1634 bis 1816) fanden also 1.120 medizinische Doktorpro­motionen, an einer relativ kleinen und zu dieser Zeit keineswegs besonders bedeutsamen Universität statt. Eine erstaunlich hohe Zahl, denn diese deutet wiederum auf eine starke Anziehungskraft der Hierana hin. Horst Winkler hat die Aufschlüsselung dieser Promotio­nen vorgenommen und stellte u.a. fest, daß die Thüringer, die stets die absolute Mehrheit an der Universität ausmachten, waren unter den Promovierten mit weniger als ein Drittel vertreten. Auffällig groß war dagegen die Zahl der Auswertigen, insbesondere der Schlesi­en mit 179 Promovenden (18 %). 50 Somit kommt der Verdacht auf, daß die hiesige Promotionspraxis eine andere, vielleicht wesentlich einfacheren, als die an den sonstigen deutschen Universitäten. Erich Kieineidam erklärt dies in folgender Weise: 51 „Nicht alle von ihnen hatten wirklich in Erfurt an der Universität Medizin studiert. Es war damals üblich, daß man auch von außerhalb eine Dissertation einreichen konnte, ohne je nach Erfurt gekommen zu sein. Man mußte sich aber immatrikulieren lassen, dann wurde die eingereichte Arbeit geprüft, ob sie den wissenschaftlichen Ansprüchen genügte, darauf wurde sie von der medizinischen Fakultät als Doktordissertation angenommen und das Doktordiplom ausgestellt; damit war die Promotion abgeschlossen. Ein solches Verfahren war damals weit verbreitet, in Erfurt wurde es großzügig in allen Fakultäten angewandt, am stärksten jedoch in der medizinischen. Ohne Zweifel war dies ein riskantes Verfahren, und man hatte es oftmals der Universität Erfürt zum Vorwurf gemacht, denn es bot Gele­genheit zum Betrug." Und peinliche Vorfalle, Betrüge traten auch tatsächlich auf 52 Solchen einzelnen „pikanten" Fällen „stehen aber Hunderte gegenüber, wo einem abseits wohnenden Arzt noch die Mög­lichkeit geboten wurde, die akademische Anerkennung seines wissenschaftlichen Bemü­hens zu erlangen." 53 Vermutlich war Erfurt damit kein isoliertes Beispiel für die lukrative, jedoch umstrittene Art der Verleihung der Doktorwürde im „Schnellverfahren". Das Studium der „ Ungarländer" an der Universität Erfurt (1521-1816) Wie bereits eingangs erwähnt, stellte der Besuch der Erfurter Universität durch Ungarn und Siebenbürger bislang noch keinen gezielten Forschungsgegenstand der ungarischen Hoch­schulgeschichte dar. 54 Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die Tatsache sein, daß der Niedergang der Hierana im Zeitalter der Reformation (etwa ab 1521) mit dem Aufblühen der benachbarten protestantischen Universitäten, vor allem von Wittenberg, aber auch Leipzig, Frankfurt (Oder) und Jena, später Heidelberg und Marburg zusammenfiel. Diese 50 Winkler (1960) 61-66. 51 Kieineidam (1988) 338. 52 Kieineidam (1988) 338. Als kulturhistorische Kuriosität gilt heute das anekdotenhafte, eklatante Beispiel hier­für, daß ein Schäfer aus der Nähe von Zeitz - durch einen geschickten Trick - in Erfurt zum Doktor der Medi­zin promoviert wurde. 53 Kieineidam (1988) 338. 54 Tonk (1979), Tonk / Szabó ( 1992), Szabó / Szögi (1998). In diesen Quellen wurde die Erfurter Universität nicht berücksichtigt.

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