Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

emplarien bezeuget ". Bei dem Analogiegedanken liest man, auch in der lateinischen Dis­sertation „... sicut aliquando idem in variolarum morbis evenire videmus ..." Direkte Hinweise auf die Arbeit von Vater als Quelle für Weszprémis Tentamen sind nicht auffindbar. Er wird dem Namennach nicht zitiert. Allerdings ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass beide Autoren aus gemeinsamen Quellen schöpften. Wahr­scheinlicher scheint mir: es sind eigene originelle Gedanken, unabhängig von einander entstanden! Zweifelsohne steht sowohl Vaters wie auch Weszprémis Wissenschaftsbegriff unter der Wirkung der Frühaufklärung. Wenn weder Vater noch Weszprémi sich in der Sache nicht auf Autoritäten berufen, verweist das auf die Freiheit des Denkens und damit verbundenen Abbau von Autoritäten zugunsten der neuen Autorität: Vernunft und der For­derung nach ihrer Freiheit. 62 Ob Weszprémi die im Jahre 1721 erschienene Arbeit von Vater tatsächlich gelesen hat, ist anzunehmen, aber nicht zu beweisen. Bemerkenswert ist die Bezugname bei Vater und Weszprémi auf England, das im allgemeinen erst im Laufe des 18. Jh-s für Deutschland inspirierende Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Wissenschaft und Literatur einnehmen sollte, die zuvor Frankreich eingenommen hatte, aber was die Variolisation anbelangt, spielte ohne zweifei England die Vorreiterrolle von Anfang an. 63 Der weitere Gedanke der Bekämpfung der Pest, was das Ziel anbelangt, steht ganz im Zeichen der Aufklärung: „ Ut rebus publicis robur et sua constet fortitudo in numerosa civium multitudine " — liest sich am Ende des Tentamen de Peste. 64 Also Verhütung gegen der grassierenden Pest, denn in der grossen Zahl der Bürger steht die Kraft (Macht) der Staaten. Eine Argumentation ganz im Sinne der damals dominierenden Staatsraison. Der Vorbeugungsgedanke ist der wesentliche Beitrag der Aufklärungsmedizin und dies ist auch hier der Fall. Est ist die prophylaktische Medizin im „spezifischen" aber auch im weitesten Sinne, die historisch wirksam geworden ist. Anderseits ist der Neurungswille der Ärzte im 18. Jh. scharf ausgeprägt. Es sollte besonders darauf geachtet werden „.... dass das praktische einer Wissenschaft von dem Theoretischen so wenig als möglich getrennt vorgetragen (bzw. praktiziert) werde ..." — schreibt der Zeitgenosse J. P. Frank. 65 Im 18. Jh. wollten die Erleuchteten nicht mehr allein wissen, sodern Wissen auch in Tat umbesetzten. Dieser Gedanke ist auch nicht ganz neu, solch „typisch moderne" Gedanken sind schon, wie bekannt, bei Galilei und Descartes zu finden. 66 Nicht ganz so ausgeprägt, wie bei Vater und Weszprémi begegnet man den Immunitäts­gedanken in Fischers Pesttraktat. Auch Fischer kennt die Spezifität der Infektionskrankhei­ten. Fischer kennt Abraham Vater nicht, beruft sich aber des öfteren auf dessen Vater Christian Vater ordentlicher Professor der Medizin in Wittenberg, Mitglied der Leopoldi­na-Carolina. Fischer beschäftigte sich auch mit den Pocken. Setzte eine spezielle Behand­Zur Problematik der Autorität in dieser Periode: Schimak, H.: Stand und Entwicklung der Naturwissenschaften im Zeitalter der Aufklärung. Göttingen 1968, besonders 30. ff. Der erste verlässlische Bericht über Variolisation (in England) stammt dennoch aus der Feder eines deutschen Arztes: Heinrich Vollgnad (1634—1682) Globus vitulinus. In: Miscellanea curiosa sive ephemer, nat. cur. Jena, Jg. 2, 1671, 181—182. Weszprémi: Tentamen p. 26. Frank, J. P. Supplement — Bände zur medicinischen Polizey, Bd. I. Tübingen (1812), 2, 33. Mittelstrass, J.: Galilei als Methologe. Ber z. Wissenschaftsgesch. 18 (1995) 15—25.

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