Magyar László szerk.: Orvostörténeti Közlemények 170-173. (Budapest, 2000)

TANULMÁNYOK — ARTICLES - Schulteisz, Emil: Zur Geschichte der Pestinokulation im 18. Jahrhundert — zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ungarisch—deutschen medizinischen Beziehungen. —A 18. századi pestisoltás történetéhez, adalékokkal a magyar— német orvosi kapcsolatok történetéhez

Während noch im 17. Jh. ungarische Medizinstudenten italienische Universitäten bevor­zugten, erhielten im 18. Jh. deutsche Universitäten den Vorzug. Grund dafür waren die noch stark konservativen Züge im Unterricht an den italienischen Lehrstätten, während sich an den deutschen, holländischen und englischen Universitäten bereits neue Tendenzen durchzusetzen begannen. Die aufblühenden deutschen Universitäten, die neugegründeten Halle, Jena, Göttingen, zogen die ungarländischen Mediziner in Massen an. Kontinuierliche Beeinflussung der medizinischen Entwicklung in Ungarn, durch hervor­ragende Vertreter wie Fischer, Moller et alii, die von deutschen Universitäten kamen, viele Zöglinge Stahls und Hoffmanns, ist karakteristisch. Die Universitäten befriedigten nicht nur lokale Bedürfnisse. Die Professoren haben er­heblich am Wissensaustausch nicht nur in ihrem Raum, sondern auch an dem, der Donau­monarchie ihrer Zeit gemäss teilgenommen. Eine nicht geringe Zahl deutscher Mediziner, Universitäts-Professoren in erster Linie hatten nachweislich enge Beziehungen zu Ungarn. Mediziner, in ihre Heimat zurückgekehrt, gaben neuen Richtungen, neuen Schulen den Impuls. Die postgraduale Bildungsreise gehört auch zum Begriff der peregrinatio academica und spielt eine nicht geringe Rolle in den deutsch —ungarischen medizinischen Beziehun­gen, im Wissenstransfer und Fortbildung. Diese peregrinationes medicae bieten zugleich die Möglichkeit der Verbreitung der Lehrmeinungen einzelner Professoren. Auch deshalb verfolgen die mesiten Lehrstuhlinhaber wohlwollend diese Fortbildungsreisen ihrer Schü­ler, wie das z.B. bei F. Hoffmann der Fall war. 22 So eine Fortbildungsreise beschreibt der ungarländische Arzt, Johann Adam Gensei (1677—1720) Physikus und wohlhabender Bürger seiner Heimatstadt Sopron, seit Februar 1712 Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Naturforscher (Cognomen: Diodorus). Lucas Schröck (1646—1730) ist damals Aka­demiepräsident. Aus dem Curriculum vitae von Gensei, wie er es anlässlich seiner Auf­nahme in die Akademie vorgelegt hat ist zu lesen: „Eodem anno alias quoque Academias Germaniae visitavit, et totam Italiam Xenodochia et Bibliothecas praecipuas inprimis Vati­canam, Venetam ac Florentinam sub tarn philosophicas quam medicas impressas publice ventilavit, nunc praxin Sopronii in Hungária... " 23 Die Deutschen ihrerseits zog es aber seltener nach Ungarn, allenfalls in Form von Fortbildungsreisen. Gleichwohl fand aber auch ein Wissenstransfer von Ungarn nach Deutschland statt, denn die Ungarn publizierten in den deutschen Fachzeitschriften, teilten der deutschen medizinischen Kreisen ihre klinische Beobachtungen, ihre Erkenntnisse mit. Zentrale Rolle dieses Transfers spielten die Reisen und die Korrespondenz. Aufklärung auf die Forschung und die praktische Heilkunde. Vgl. Premuda, L.: Wissenschaft und Kultur in Padua zur Zeit Morgagnis. Arztliche Praxis, XXIII. (1971) 1069—1070. 22 Rotschuh. K. E. Studien zu Friedrich Hoffmann. Sudhoffs. Arch. 60 (1976) 163—193. 23 Zit. nach Kaiser/Krosch: Zur Geschichte der medizinischen Fakultät Halle, Wiss. Z. Univ. Halle XIV. 1965, Math.-Nat. 592, Vgl. auch Kaiser, W. —A. Völker: Ungarländische Leopoldina-Mitglieder des 18. Jh-s und ihre Korrespondenz mit den Akademie-Präsidenten. Comm. Artis Hist. Med. 69—70. (1973) 57—74.

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