Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle

versitäten ausgerichtet und lange Zeit Wittenberg den Vorzug vor Jena und Leipzig gegeben 11 . Gewisse 12 Differenzierungen waren dabei unverkennbar. So hieß es im Viatorium des Zipsers David Frölich (1600—1648): ,,Wer ein gutes Deutsch zu lernen wünscht, gehe nach Leipzig, wer ein tüchtiger Jurist werden will, studiere in Jena, wer Theologie und Philosophie meistern will, in Wittenberg." In­teressanterweise blieb bei diesen landsmannschaftlichen Ratschlägen die Ars medica unerwähnt; Auto­ren wie David Frölich und seine Zeitgenossen 13 hätten wohl auch keine sächsische oder preußische Universität nominieren können, die diesbezüglich der übermächtigen Konkurrenz in Italien, in Frank­reich und in den Niederlanden sich hätte gewachsen zeigen können. Das aber sollte sich ändern, als die Univesitität Halle die Bühne der akademischen Ausbildungsstätten betrat. Das initiale Halle-Studium der Ungarn Sucht man nach den Gründen für den schnell wachsenden Zustrom ungarischer Studenten nach Halle, so war es zunächst ohne Zweifel das fachliche Moment, wiees am Beispiel des Medizinstudiums zu analysieren sein wird. Das fachliche Anliegen verzahnte sich aber eng mit zusätzlichen Details, die sich aus der ungarischen Sondersituation erklären lassen. Zunächst muß man davon ausgehen, daß das Gebiet der Stephanskrone im Resultat der durch die Türkenkriege veränderten territorialen Gegeben­heiten bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts nicht über eine landeseigene Universität mit medizi­nischer Fakultät verfügte. Innerhalb des habsburgisch beherrschten Gebietes wäre der Weg an die kat­holisch dominierte Universität Wien nicht allzu weit gewesen; katholische Ungarn machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Protestanten hätten sich dort aber bestimmten Restriktionen ausgesetzt gese­hen, hieß es doch zur Jahrhundertmitte in einem theresianischen Dekret, das Protestanten und Juden als "Acatholici" in gleicher Weise betraf: ,,Nur allein wollen Ihre k.k. Majestät nach dem Beispiele Dero glaubwürdigsten Vorfahren die Acatho­licos von dem Gradu ausgeschlossen haben, als welchen nach der alten hergebrachten Verfassung keine Membra Universitatis sein können, noch auch sonst allhierpracticiren dürfen, wenn sie nicht mit einem besonderen landesflirstlichen Protectionali, welches aber Allerhöchst dieselbe außer gar wichti­gen Ursachen nicht leicht erteilen, sich unterstützt befinden." 14 Bei derartigen Prämissen reiste der protestantische Ungar ins nichthabsburgische Ausland, wenn er einen Studiengang wählte, der mit einer Promotion abzuschließen war. Dabei lag es dann nahe, sich an eine Universität zu begeben, wo man restriktionsfrei leben konnte und auf Toleranz rechnen durfte, wenn man nicht der jeweiligen Staatsreligion angehörte. Am attraktivsten aber war es, wenn man sich als dem Luthertum ergebener Protestant — das traf auf viele der ,,halleschen" Ungarn zu — dorthin begab, wo man sich diesbezüglich fast daheim fühlte und außerdem einer vorzüglichen Ausbildung si­cher war. Dieses Sich-Heimisch-Fühlen intensivierte sich, als die pietistischen Kreise in Halle zum Jahrhundertbeginn voller Sympathie auf die bedrängten Glaubensgenossen in Ungarn blickten, die " Szabó, G.: Geschichte des Coetus Hungaricus an der Universität Wittenberg 1555—1613. Inaug.-Dissert. (Halle 1941); Czwittinger, D. : Specimen Históriáé Hungáriáé Litterariae (Frankfurt und Leipzig 1711); Börner, F.: De Hungarorum atque Hungária gentis ad ornandam Academiam Vittebergensem studio (Wittenberg 1756) 12 Frölich, E.: Bibliotheca sen Cynosura peregrinantium hoc est Viatorium S. 178 (Ulm 1643) 11 Linkesch, W. : „Ungarländische Absolventen der Universität Wittenberg als Initiatoren einer frühen Tatra­Forschung" Wiss. B. Univ. Halle 1982/7 (T 45), S. 293-298; Völker, A., u. Kaiser, W.: „Ungarländische Ab­solventen der Leucorea und der Academia Fridericiana als Initiatoren einer Landessprachlichen Fachliteratur" Wiss. B. Univ. Halle 1982/7 (T 45), S. 323—340 14 Spira, M. A.: „Meilensteine zur Geschichte der jüdischen Ärzte in Deutschland" in: Festschrift für Werner Leibbrand zum 70. Geburtstag, S. 149—158 (Mannheim 1967)

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