Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 147-148. (Budapest, 1994)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Kaiser, Wolfram: Das ungarische Medizinstudium des 18. Jh. an der Universität Halle
DAS UNGARISCHE MEDIZINSTUDIUM DES 18. JAHRHUNDERTS AN DER UNIVERSITÄT HALLE WOLFRAM KAISER Universitätsjubiläen säkularer oder semisäkularer Datierung geben regelmäßig Anlaß zu Nachbetrachtungen über Bedeutung und Stellung der jeweiligen Hochschule in der Geschichte der akademischen Lehre und Forschung. Das trifft auch auf die 1694 als Academia Fridericiana festlich eröffnete Universität Halle mit der jetzt anstehenden 300-Jahr-Feier zu. Es gehört zu den Besonderheiten der politischen Territorialgeschichte Deutschlands, daß diese einst brandenburgisch-preußische Hochschule nach der Inkorporation der kursächsischen Universität Wittenberg heute als Doppeluniversität HalleWittenberg figuriert. Eine derartige Fusion kam 1817 als Ergebnis des die antinapoleonischen Feldzüge beendenden Wiener Friedens zustande, durch den große Teile Sachsens den preußischen Siegern zugeschlagen wurden und Wittenberg fortan auf dem Gebiet einer neugebildeten Preußischen Provinz Sachsen lag. Die eigenständige Geschichte der 1502 begründeten Wittenberger Leucorea ging somit durch die im Juni 1817 erfolgte Vereinigung mit Halle zu Ende. 1 Die Doppelinstitution trug fortan den Namen einer Vereinigten Friedrischs-Universität Halle—Wittenberg; Festsymposien der Jahre 1867 und 1917 hielten die Erinnerung an den Fusionsvorgang von 1817 wach. 2 Da man willens war, die Wittenberger Traditionslinie nicht abreißen zu lassen, beging man 1952 die 450-Jahr-Feier der in der jüngeren Hochschulgeschichte nach Martin Luther (1483—1546) benannten Doppeluniversität. 3 Unbeschadet dieser die Leucorea einbeziehenden Hochschul-Erinnerungsdaten hielt man sich aber zusätzlich an eine gesonderte Akzentuierung des halleschen Gründungstermins. Auf ihn bezog man sich 1894 bei einer Bisäkularfeier 4 und 1944 bei einer Festveranstaltung zum 250jährigen Bestehen 5 ; das vollendete Trisäkulum steht für 1994 zum Gedenken an. Die hallesche Hochschule ist inzwischen zur Regionaluniversität des Landes Sachsen-Anhalt in der Bundesrepublik Deutschland geworden; zu den genannten Regionalbegriffen ist somit ein weiterer hinzugekommen. Terminierungsmodalitäten und Territorialzuordnungen dieser Art mögen dem Nachbetrachter aus der Optik der Gegenwart heraus vielleicht nicht sonderlich wichtig erscheinen. Bei einer Analyse der historischen Bedeutung der halleschen Hochschulgründung kommt man aber nicht umhin, sie in Relation zu den politisch-gesellschaftlichen Motivationen der Zeit zu setzen. Ein derartiges Vorgehen beginnt dan bereits mit der Frage, warum man denn 1694 im preußischen Halle eine Universität eröffnete, wo dieses Land doch schon über Hochschulen in Frankfurt an der Oder, im ostpreußischen Königsberg und im niederrheinischen Duisburg verfügte. Kapazitätsmäßig waren diese durchaus in der Lage, ihrer 1 Friedensburg, W.: Geschichte der Universität Wittenberg (Halle 1917); Grohmann, J. Chr. A.: Annalen der Universität Wittenberg (Wittenberg 1801/1802); Krüger, G.: Das Ende der Universität Wittenberg (Wittenberg 1917); Jordan, J. , u. Kern, O.: Die Universitäten Wittenberg —Halle vor und bei ihrer Vereinigung (Halle 1917) 2 Beyschlag, D. W.: Die Gedenkfeier der fünfzigjährigen Vereinigung von Halle-Wittenberg am 20. und 21. Juni 1867 (Halle 1867); Die Gedenkfeier der hundertjährigen Vereinigung von Halle-Wittenberg am 21. Juni 1917. Festbericht erstattet von Rektor und Senat (Halle 1917) 3 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle—Wittenberg (3 Bde) (Halle 1952) 4 Schräder, W. : Geschichte der Universität Halle (2 Bde) (Berlin 1894) 5 Festschrift 250 Jahre Universität Halle (Halle 1944)