Varga Benedek szerk.: Orvostörténeti közlemények 145-146. (Budapest, 1994)

TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vollmuth, Ralf: „Von den geschosszenen wunden". Die Behandlung von Schußwunden in deutschsprachigen chirurgischen Werken des 15. Jahrhunderts

wirkstoff Ätherisches Öl, dem auch in erster Linie die Wirkung zuzuschreiben ist: es wird schnell re­sorbiert und wirkt stark örtlich reizend und antibakteriell — Eigenschaften, die auch bei der äußerlichen Anwendung von Bedeutung sind. 90 Terpentin ist ein Kiefern-Balsam, der das — bei seiner äußerlichen Anwendung vor allem als Hautreizmittel verwandte — Ätherische Terpentinöl enthält. 91 Auch in einer von August Knapp herausgegebenen und von ihm dem Thomas von Wasserburg zu­geschriebenen medizinischen Handschrift werden die Schußverletzungen gebührend berücksichtigt, wobei jedoch zunächst einige Anmerkungen zur Ausgabe nötig sind: So haben weiterführende Unter­suchungen ergeben, daß eben Thomas von Wasserburg nicht — wie hingegen August Knapp 1954 für große Teile des von ihm herausgegebenen dritten Teils der Hamburger Handschrift Cod. med. 801 4° noch meint, wenngleich er schon sieht, daß der Codex auch Abschriften anderer Herkunft enthält — der Urheber ist; vielmehr konnte Waltraut Linder 1956 durch einen Vergleich mit der Ausgabe des ,,Arzneibüchleins" des Klaus von Matrei (Claus von Metry) von Heinrich EbeP 2 nachweisen, daß ein großer Abschnitt des Thomas von Wasserburg zugeschriebenen Textes eine Abschrift des „Arznei­büchleins" darstellt: „Dabei {beim Textvergleich] ergab sich die überraschende Tatsache, daß alle Texte des Arzneibüch­leins bis auf 8 angefügte Kurztexte /... / im Hamburger Codex wiederkehren. Sie stimmen teilweise wörtlich überein, teilweise sind sie in der Form verändert; inhaltliche Verschiedenheiten sind seltener vorhanden, f...] Es sind die Seiten Ebel 47-68, die bei Thomas wiederkehren (hier Kap. I-XIXc, XXXIII und XXXIV)." 93 Wenn ich nun hinsichtlich der Schußwunden die (Thomas-)Kapitel VIII, IX, XI und XXIII heran­ziehe, so bedeutet dies, daß lediglich das letzte Kapitel XXIII nicht Klaus von Matrei zuzuschreiben ist, die anderen Textstellen jedoch auf ihn zurückgehen. 94 Zur Person des Klaus von Matrei (benannt entweder nach Matrei am Brenner oder Matrei in Ostti­rol) ist zu sagen, daß er um 1440 geboren wurde, ab 1476 im Dienst Herzog Siegmunds von Tirol als Wundarzt am Burgundischen Krieg teilnahm und 1477 auf Lebenszeit zum Hofwundarzt Siegmunds er­nannt wurde; er fiel in Ungnade, verfaßte 1488 das „Arzneibüchlein" und ist bald darauf gestorben. 95 Was den Text betrifft, so erwähnt der Verfasser die Schußverletzungen durch Feuerwaffen zunächst in zwei allgemeinen Kapiteln zur Wundversorgung: Er beschreibt — allgemein zur Versorgung von Wunden — ein Pflaster (das er anschließend als ,,eyer pflaster" bezeichnet), bestehend aus einem Eiweiß, das flüssig geschlagen, mit etwas Salz versehen noch einmal geschlagen und, wenn zur Hand, mit etwas Rosenwasser versetzt wird; zum Eiklar kommt gestoßene Ziegelerde. In diesem Gemisch 90 Gessner / Orzechowski (1974), S. 324—328. Vgl. zur heutigen (innerlichen) Anwendung von Knoblauch Hansel (1991), S. 193-198. 91 Sieh dazu ausführlich Gessner / Orzechowski (1974), S. 242—247, allgemein zur Wirkung Ätherischer Öle vgl. nochmals S. 236—242. Vgl. auch Hansel (1991), S. 214-215. 92 Ebel (1940), Text S. 46—69; vgl. einführend auch S. V—X, und zu den beim Matreier verwendeten Drogen und Arzneimitteln S. XI—XXII. 93 Linder (1956); Zitat S. 815. Vgl. auch Assion (1983), Sp. 1191—1192, der dort zur Überlieferung des Klaus von Matrei u. a. angibt: „Hamburg, SB/UB, cod. med. 801 4] S. 235—272 (gekürzter, umgestellter u. S. 262—269 mit fremden Einschüben versehener Text)". 94 Das Kapitel XXIII befindet sich auf S. 264 der Hamburger Handschrift (Knapp [1954], S. 33), gehört also auch nach Assion (1983), Sp. 1192, zu der mit Einschüben versehenen Passage (vgl. meine vorhergehende Anmer­kung). — In meinen folgenden Ausführungen beziehe ich mich auf den (um ein Schußwunden-Kapitel längeren) Text von Knapp und verweise lediglich im Anmerkungsapparat auf die entsprechenden, inhaltlich weitgehend übereinstimmenden Abschnitte bei Ebel. Auch hinsichtlich der Erläuterung und Identifikation der Inhaltsstoffe stütze ich mich auf die durchweg schlüssigen Ausführungen der jüngeren Arbeit von Knapp und ziehe nur in Zwe­ifelsfällen Ebel heran. 95 Zu Leben und Werk sieh Assion (1983); vgl. auch Assion (1977), der hier v. a. ausführlich auf das Verhältnis zu Siegmund eingeht, und Linder (1956). Vgl. auch die nicht mehr ganz dem Forschungsstand entsprechende Ein­führung bei Ebel (1940), S. VI—VIII.

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