Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 125-132. (Budapest, 1989-1990)
TANULMÁNYOK - ESSAYS - Vida, Mária: Die Philanthropie und die Rolle der Frauen in Ungarn
sönlicher Freund von Erasmus, war der Erzieher des Königs. Um ihn gruppierten sich die ungarischen Hochadeligen: Die Thurzós, Nádasdys, Batthyánys und Perényis? Nach der Schlacht von Mohács, dem Tod von Lajos U. und der Abreise der Königin Maria ins Ausland hat der Königshof in Buda aufgehört zu existieren. In den von den Türken unbesetzten Grenzrandgebieten ist weiterhin die .Ausstrahlung" humanistischer Kultur zu beobachten. So wurden im 16. und 17. Jahrhundert an der Westgrenze die Stadt Sárvár, wo sich die Besitztümer der Nádasdys befanden, sowie Németújvár, Sitz der Batthyánys sowie im Osten die sich im Besitz der Perényis befindliche Stadt Sárospatak zu den geistigen Zentren der Reformation. 9 Tamás Nádasdy (1498-1562), Palatin und Ban von Kroatien, verheiratet mit Orsolya Kanizsai, war ein hochgebildeter, an italienischen Universitäten geschulter Angehöriger des Hochadels. In seiner Zeit wird Sárvár zu einem wahren Kulturzentrum. Er stiftete eine Druckerei und eine Schule, der höchste Zielsetzung die Pflege und Förderung der ungarischen Sprache ist. In seiner Druckerei in Sárvár-Ujsziget wird das erste Neue Testament in ungarischer Sprache in der Übersetzung von János Sylvester gedruckt. 10 Ein anderes Zentrum humanistischen Geistes befindet sich in Németújvár (Westungarn), auf dem Hof der Batthyánys, zu Lebzeiten des Bans Ferenc Batthyány (1497-1566) und seiner Ehefrau Kata Bánjfy (1500/10 - vor 1564). Auf dem Hof des Tamás Nádasdy und des Ferenc Batthyány kamen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch aus Siebenbürgen sowie aus Kroatien „Famiiiares" (Verwandte), um sich dort erziehen und unterrichten zu lassen. Obhut und Dienst fanden hier auch die aus den türkisch besetzten Gebieten geflüchteten adligen Jungen und Mädchen. Für die Aussteuer der letzteren trug selbstverständlich die Herrin des Schlosses Sorge. Mit der Lebensform der Famiiiares kann man sich anhand der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen „MissilisBriefe" vertraut machen, Ban Ferenc Batthyány ist einer der ersten, die anstelle bis dahin üblichen Lateins ungarische korrespondierten und denen schon auf Ungarisch geantwortet wurde. Während der Türkenherrschaft erwies sich diese Form der Korrespondenz zu Aufrechterhaltung von persönlichen Kontakten als unentbehrlich. 11 Die Entfaltung familiären Briefwechsels ermöglichte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Verbreitung des ungarischen Sprachgebrauchs. Der regelmässige Briefwechsel war teils durch die dauerhafte Abwesenheit des Ehepartners, teils durch die Verkehrsunsicherheiten bedingt, die sich aus den ständigen türkischen Streifzügen ergaben. Zur Verbreitung der Korrespondenz in ungarischer Sprache trug auch der Umstand bei, dass die weiblichen Briefpartner kaum oder überhaupt nicht lateinisch konnten. Infolge ihrer lenkenden und organisatorischen Funktionen war jedoch das Kontakthalten mit ihren Ehegatten oder den benachbarten Gutsbesitzer unentbehrlich. Aber etwa 1500 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts wendeten sich Adelige und bauern gleichfalls in Briefen an die „Edelfrauen", um sich Rat, manchmal auch Medikamente bei ihr einzuholen. 12 Etliche erhaltengebliebene Erkundigungschreiben Beweisen die „medizinische" Tätigkeit unserer Frauen. Der ungarische Hochadel verbrachte sein leben inmitten ständiger Kämpfe mit den Türken, von denen er sich erst entfernte, wenn seine persönliche Anwesenheit an Komitats- oder Landessitzungen verlangt wurde, oder in der Erntezeit im Sommer, als die Kämpfe ablauften. Die Verwaltung des Gutbesitzes und der W T irtschaft verblieb also bei der zuhause gebliebenen Ehefrau, die für den ganzen Familienhof Sorge trug. Neben dem Fisch- und Vogelfang erzielte sie besonders im Gartenbau hervorragende Ergebnisse. 8 Horváth, J.: A reformáció jegyében. (Im Zeichen der Reformation) Bp. 1957. 5—80, 135—173. ' Horváth, J.: Az irodalmi műveltség megoszlása. (Die Verteilung literarischen Bildung). Bp. 1935. 234—259. TrencsényiWaldapfel I.: Erasmus és magyar barátai. Humanizmus és nemzeti irodalom. (Erasmus und seine ungarischen Freunde. Humanizmus und Nationalliteratur). Bp. 1966., 50—132. 10 Kerecsényi, D.: Elvi kérdések a régi magyar irodalomban (Prinzipiellen Fragen in der alten ungarischen) Literatur. Minerva II. 1923. 163. Irodalomtörténeti Közlemények (Literaturgeschichthche Mitteilungen) III. 1893. 90—100. vgl. Sinkovics I.: Európai műveltség a magyar végvárak mögött. (Auropäische Kultur hinter den ungarischen Grenzfestungen,) Századok (Jahrhunderte). 1943. 164—172. 11 Régi magyar levelestár. XVI —XVII. század. (Alte ungarische Briefsammlung. 16—17. Jahrhundert.) 1—2 Bde. Bp. 1981. Einleitung. Hargittay, E. 5—34. 12 Magyar levelestár II. Magyar hölgyek levelei (Ungarische Briefsammlung II. Briefe ungarischer Damen) Red. Deák F. Bp. 1879.