Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 113-114. (Budapest, 1986)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK - ELŐADÁSOK - Semm, Kurt: Michaelis és Semmelweis kapcsolata (német nyelven)

KISEBB KÖZLEMÉNYEK — ELŐADÁSOK DIE VERBINDUNG ZWISCHEN Michaelis und Semmel weis KURT SEM M Ais ich vor 3 Jahren anläßlich der Einladung der ungarischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe die Ehre hatte, die historische Semmelweis-Klinik zu besuchen, kam Herrn Kolle­gen Gimes und mir spontan die Idee, die einmalige wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ignaz Philipp Semmelweis und Gustav-Adolf Michaelis im Rahmen eines Jubiläumskongresses zu ehren. Anlaß dafür fand sich in der 125-jährigen Wiederkehr der Veröffentlichung der Sem­melweis'schen Lehre in ungarischer Sprache, die wir in diesem Jahr feiern dürfen und dem 135. Todestag von G. A. Michaelis. Den darauf aufbauenden Informations- und Aufrufbrief von I. Semmelweis an die Fakultät in Lund/Schweden zeigt in Originalablichtung Abb. 1. Die deutsche Originalübersetzung, ange­fertigt von Prof. Ludwig Piskacek (Wien, 1854—1932) ist in Abb. 2. wiedergegeben. Beiden, die Geburtshilfe durch fundamentale wissenschaftliche Arbeiten weltweit befruchtet habenden Geburtshelfern, war es nicht vergönnt, sich persönlich kennenlernen zu dürfen. Doch hatten sie gemeinsam, in ihrem Schicksal vergleichbare gesellschaftliche Mißachtung erfahren müssen, die ihren Lebensweg charakterisierten: Wie Ignaz Philipp Semmelweis als Ungar in Wi­en als Ausländer galt, so galt auch Gustav-Adolf Michaelis, in Harburg geboren, in Göttingen promoviert habend, im seinerzeit unter dänischer Hoheit stehenden Schleswig-Holstein als Aus­länder und mußte dort seinen Doktorgrad erneuern. Obgleich Gustav-Adolf Michaelis offiziell zum Direktor der Kieler Universitäts-Frauenklinik ernannt wurde, erhielt er keinen Salär. Er mußte sich seinen Lebensunterhalt als niedergelassener Arzt erarbeiten. Es verbindet beide genialen Geister das Schicksal des Freitodes, den Gustav­Adolf Michaelis am 9. August 1848 vollzog. Er warf sich auf dem Bahnhof in Lehrte in jäher Ver­zweiflung vor den fahrenden Zug. Das bedrückende Gefühl wollte ihn nicht verlassen, den Tod vieler Kieler Frauen, darunter den seiner Cousine verschuldet zu haben, obwohl er sich sagen durfte, daß er gleich allen Geburtshelfern seiner Zeit in gutem Glauben gehandelt hatte und von der Wirkung des Chlorwassers eigentlich noch nichts wissen konnte. Dabei hatte die Karriere des leider seit dem 13. Lebensjahr elternlos aufgewachsenen Arztsoh­nes Gustav-Adolf Michaelis so verheißungsvoll begonnen: Nach Beendigung des Gymnasialstudi­ums im Frühjahr 1817 zog er als junger Student der Medizin nach Göttingen, wo ihn die Lehrer Langenbeck, Blumenbach, Gauss, Strohmeyer und auf dem Gebiet der Entbindungskunst Oslan­der in seinen Bann zogen (Abb. 3). 1820 konnte er, in Göttingen frisch promoviert (Abb. 4), zu seiner Tante Luise Wiedemann, zu der er, elternlos, liebevolle Aufnahme gefunden hatte, nach Kiel zurückkehrten. Er reiste aber mit dem Bedürfnis nach Erweiterung seiner medizinischen Kenntnisse zunächst für ein gutes Jahr nach Paris. Auf diesen Reisen machte er ausgedehnte Um­wege und besuchte Südfrankreich, wo sein Interesse nicht nur den Krankenhäusern galt (Abb. 5,6 u. 7), sondern wo er auch seine zeichnerischen Talente benutzte (Abb. 8), um sein Tagebuch zu schmücken (Abb. 9). Aus seiner Pariser Zeit stammt das Ölbild (Abb. 10), das, 1820 von Karl Aubel gemalt, Gustav-Adolf Michaelis als 22-jährigen darstellt.

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