Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 109-112. (Budapest, 1985)

A TERMÉSZETTUDOMÁNYOK ÉS A MEDICINA A RENESZÁNSZ ÉS A REFORMÁCIÓ KORÁBAN - Fabiny, Tibor: A kontinuitás és az ellentét a reneszánsz és a reformáció tudományszemléletében (német nyelven)

KONTINUITÄT UND GEGENSATZ IM DENKEN DER RENAISSANCE UND DER REFORMATION ÜBER WISSENSCHAFT* I. URSPRUNG UND GEPRÄGE DER W I S S E N S C H A F T S I D E E VON HEUTE U nser heutiger Wissenschaftbegriff meint durchgängig die Erkenntnis der objektiven Wirklich­keit, das Erschliessen ihrer Gesetzmässigkeit. Die Wissenschaft ist eine gegenstandsorientierte, , ,desantropomorphe" Erkenntnisform, die vom ekennenden Subjekt vorurteilsfreie Neutralität fordert. Wissenschaftliche Erkenntnis ist ihrer Artung nach progressiv: voraussetzend, beobach­tend experimentierend nähert sie sich ihrem Gegenstand, befindet allgemein-Gesetzmässiges, kontrolliert den Befund. Naturwissenschaftliche Methoden haben wiederholt versucht, in die hu­manistischen Wissenschaften mit einzudringen. Unser heutiger Wissenschaftsbegriff entstand erst im 17. Jahrhundert, somit schliesst sich ge­gen dieses späte neuzeitliche „wissenschaftliche Weltbild" alle ihm vorausgehende grosse Epo­chen und geistige Strömungen europäischer Zivilisationsgeschichte zu einem einzigen homoge­nen Block zusammen, so dass wir getrost zwischen einem Mittelalter, Renaissance und das „konfessionelle" Zeitalter der Reformation umfassenden, ersten religiösen und einer zweiten, wissenschaftlichen Epoche unterscheiden dürfen, und zwar mit Franklin van Baumer, 1 in dessen Anthologie man dieser zweiten Epoche die wissenschaftliche Revolution, die Aufklärung und das neunzehnte, das Umwälzungsjahrhundert zugeteilt findet, während das zwanzigste Jahrhundert, dieses „Zeitalter der Furcht", wie Baumer mit von Paul Tillich geprägten Worten es nennt, eine qualitätsmässig ganz andere, grosse, dritte Epoche darstellt. Es heisse unmethodisch vorgehen, wollte man einer der unsrigen qualitätsmässig grundver­schiedenen Zeit einen Wissenschaftsbegriff von heute unterschieben, wollte man ihr Massstäbe unserer heutigen Wissenschaftsanschauung anlegen. Wie wir gleich sehen werden, waren Funk­tion und Rolle der Wissenschaft im Mittelalter durchaus anders beschaffen als zur Zeit. Um recht zu sehen und begreifen, wollen wir zunächst einen Blick auf die neuzeitliche Wissen­schaftliche Revolution werfen, die aus ihrem Jahrhundert der Postrenaissance und Postreforma­tion bis in unsere Tage herüberstrahlt. Als Grenzsteine der wissenschaftlichen Revolution der Neuzeit sind die Werke: Kopernicus' ,, De Revolutionibus Orbium Coelestium" (1543) und Newtons „Principia" (1687) in Evidenz ge­halten. Bacon, Kepler, Galilei und Decartes waren zwischen diesen zwei Zeitperioden tätig. Was für eine geistige Wandlung findet in diesem Intervall statt? In dieser Epoche ist die Wissenschaft die Bewegungskraft der westlichen Zivilisation, anstatt der bisherigen Religion geworden. Das durch die christliche Lehre bestimmte Weltbild wurde als zeitgemässe Denkweise durch das von der Wissenschaft bestimmte Weltbild — heute Weltan­schauung genannt — ersetzt. Die Theologie wird nicht mehr als die „Königin" der Wissenschaf­ten betrachtet, sondern tritt samt der Metaphysik als ein unwissenschaftlicher Wirkungskreis zu­rück, um ihren Platz und ihre Macht den physischen und positiven Wissenschaften, und der von * Am 30. November 1983 ist auf der Konferenz: ,,Die Naturwissenschaften und die Medizin in der Renais­sance und in der Reformations-Ära" der Vbrtrag in Ungarisch verlautbar worden. TIBOR FABINY

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