Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 105-106. (Budapest, 1984)

TANULMÁNYOK - Kaiser, W. — Völker, A.: Az első középeurópai gyermekkórház (német nyelven)

krankenhaus aufnehmende Berliner Charité. 9 ' 10 Mit ihren neuen Organisationsformell heben derartige Krankenhäuser die Bedeutung und auch die Notwendigkeit primär pflegerisch ausgerichteter Institutionen nicht auf — man denke an fortbestehende Akti­vitäten karitativ wirksamer Orden 11 — doch zeichnen sich nunmehr bereits diejenigen Trends ab, die einleitend als die dritte und noch heute gültige Phase in der Entwicklung des Krankenhauswesens charakterisiert wurde. Der klinisch-stationär behandelte Pa­tient als temporärer Partner des Arztes und seines Hilfspersonals in einem von beiden Seiten angestrebten Heilungsprozei3: dieser Sinn läßt sich aus den schriftlich fixierten und die organisatorischen Belange des Hauses regelnden Statuten der Berliner Charité herauslesen. Ihr Wortlaut aber gibt Anlaß zu der Vermutung, daß sie nicht originaler Natur waren, sondern auf Erkenntnissen und Erfahrungen fußten, die zuvor bereits in Halle gemacht wurden. 12 Man hätte guten Grund gehabt, sich die in der Saalstadt ge­wonnenen Einsichten nutzbar zu machen : als die Charité eröffnet wird, unterhält man in Halle bereits seit knapp zwei Jahrzehnten einen Krankenhausbetrieb, den August Her­mann Francke (1663—1727) in den von ihm begründeten Schul- und Bildungsanstalten „auf dem Waisenhause" ins Leben gerufen hatte. 1708 war hier ein erstes, die Grenzen des Hospitalwesens sprengendes Krankenhaus eingerichtet worden, 1722/23 abgelöst durch eine im gleichen Sinne in Funktion tretende Nachfolgeinstitution. 13 Wenn daher heute Anlaß zur Erinnerung an die nunmehr vor 275 Jahren entstandene klinisch-statio­näre Einrichtung besteht — viele Details ihrer frühen Wirkungsphase sind aus den erhal­ten gebliebenen Protokollen des Leitungsgremiums rekonstruierbar 14 " 17 — so kann somit auch die bereits gestellte Frage nach den Ursachen für die Neukonzipierung der medizi­nischen Versorgung beantwortet werden, die in gewissem Sinne für Halle einen Priori­tätsanspruch geltend machen lassen: die Gründe sind letztlich in der fruchtbaren Symbio­se der praktischen Umsetzung von frühaufklärerischem und pietistischem Ideengut zu sehen. Die höchst positive Einstellung des Pietismus Franckescher Prägung zur Heil­kunde im allgemeinen und zur medizinischen Hilfe im besonderen basierte keineswegs nur auf theologischen und biblischen Grundlagen, 18 sondern wurde entscheidend mitge­prägt von progressiven Einsichten, wobei nicht zuletzt der freundschaftliche Kontakt zwischen Francke und dem halleschen Hochschullehrer Georg Ernst Stahl (1659—1734) eine Rolle gespielt haben mag, dessen eine Zentral Stellung der Seele akzentuierendes medi­zinisch-theoretisches Grundsystem Francke mehr gelegen haben dürfte als die „mecha­9 Böhme, K. : Untersuchungen über die Charité-Patienten von 1731 — 1742. Eine Studie zur Funktion und Soziologie eines Krankenhauses im 18. Jahrhundert. Inaug.-Dissertat. (Med.); Berlin 1969. 10 Stürzbecher, M.: Zur Geschichte der Dermatologie in der Berliner Charité im 18. Jahrhundert. Zschr. Haut- u. Geschlechtskrankh. XXVI, 319-324 (1959). 11 Murken, A. H. : Vom Clemens-Hospital zum Universitäts-Klinikum 250 Jahre Universitäts­geschichte am Beispiel der Stadt und Universität Münster. História Hospitalium 12, 76 — 110 (1977-1978). 12 Stürzbecher, M.: Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl als Leibärzte in Berlin. FPF (Med.) H. 15, 535-538 (1966). 13 Kaiser, W., u. A. Völker: Die halleschen Kinderkrankenhäuser von 1708 und 1722 und die Entwicklung der klinischen Pädiatrie. Wiss. B. Univ. Halle 1984. 14 Archiv der Franckeschen Stiftungen Halle: Tit. V Nr. 13 Conf. Buch Bd. I. (ab 1701). 15 ebendort, Bd. II. (ab 1709). 16 ebendort, Bd. III (ab 1727). 37 ebendort, Bd. IV (ab 1755). 18 Zsindely, E.: Krankheit und Heilung im älteren Pietismus; Zürich und Stuttgart 1962. 3*

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