Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 100. (Budapest, 1982)
TANULMÁNYOK - Rákóczi Katalin: Walter Hermann Ryff népszerű tudományos tevékenysége (német nyelven)
I 3. THEMENWAHL DER MEDIZINISCHEN SCHRIFTEN Die Spannungen auf gesellschaftlichem, politischem und religiösem Gebiet des 16. Jahrhunderts widerspiegeln sich auf allen Fachgebieten der Literatur und Wissenschaft und drängen den Schriftsteller genauso wie den Wissenschaftler zur Stellungnahme. Bei Menschen, die sich am Kampf um das Neue, Progressive beteiligen, ist das Erfassen dieser Prozesse von größter Wichtigkeit. Die vielseitige Themenwahl des Ryffschen literarischen Werkes ist ein guter Beweis dafür, daß er den Wandel seiner Zeit genau kannte und auf literarischem Gebiet eine progressive Rolle spielte. Seine Bücher, in der Mutterpsrache geschrieben, dienten den Wundärzten und Apothekern zur Erleichterung ihrer Arbeit und dem Volke zur Aufklärung 13 . A) Chirurgische Werke Die „Physici" oder „Doctores medicináé" —mit deutschem Wortgebrauch „Artzet" — waren die akademisch gebildeten Mediziner und Chirurgen. Ohne anatomische Demonstrationen und Sezierungen, nur aufgrund des humanmedizinischen Schrifttums der griechischen und lateinischen Klassiker absolvierten sie das vorgeschriebene Studium und bekamen, eben weil ihre Zahl sehr gering war, an den Höfen oder in den Städten einen hohen Rang bei ihrer Anstellung. Die 1231 herausgegebene Medizinalordnung Friedrich II, (reg. 1212—1250) schreibt den Chirurgen ein einjähriges Studium vor, im Gegenteil zu den Internisten, die fünf Jahre hindurch ausgebildet wurden. Die Kluft, die sich zwischen den zwei Fachrichtungen, der Medizin und der Chirurgie, seit dem hohen Mittelalter herausbildete, vertiefte sich immer mehr. Die Chirurgie war von Anfang an auf das Praktische angewiesen und konnte glücklicherweise eine besondere Entwicklung, abgesehen von der Scholastik, durchlaufen; eben durch die praktischen Erfahrungen war sie imstande, wichtige Erfolge zu erzielen. In Deutschland, wo die Wundärzte die Chirurgie ausüben, waren eben sie die Träger des chirurgischen Fortschrittes 14 . Die deutschen Wundärzte, deren wesentlichstes Gebiet die Kriegschirurgie war, besaßen großen Ehrgeiz 15 . Sie bemühten sich — neben der Ausübung des Faches — ihre Erfahrungen auch schriftlich festzuhalten und für die Wündärtzte zur Erleichterung ihrer Arbeit zur Verfügung zu stellen. Im 15. Jahrhundert kann die Chirurgie auf deutschem Boden schon eine „Schule" aufweisen. Durch die günstige geographische Lage der Reichsstadt Straßburg wurden die von Italien und Frankreich nach Norden sich verbreitenden medizinischen Strömun13 Seine lateinischen Schriften können bei unserer Untersuchung außer Acht gelassen werden, da sie für die wissenschaftliche Welt bestimmt waren, und zur Popularisierung nicht beitrugen. 14 Paul Diepgen: Geschichte der Medizin. Bd. I. Berlin 1949. S. 266 ff. 15 Gundolf Keil: Die ,Cirurgia' Peter von Ulm. Untersuchungen zu einem Denkmal altdeutscher Fachprosa mit kritischer Ausgabe des Textes. Ulm 1961. S. 34 ff. Vgl. dazu Haeser: a.a.O. Bd. II. S. 57 ff. wo eine Geringschätzung der deutschen Wündärtzte, Heilpraktiker und ihrer Kunst zu enthnehmen ist. Die Beurteilung von Diepgen und Keil basiert auf den Ergebnissen der Fachpro îaforschung, die sich in unserem Jahrhundert herausbildete und besonders in den letzten 4 — 5 Jahrzehnten eine ganze Reihe alter Fachtexte durch philologische Methoden erschloß und der wissenschaftlichen Welt zur Verfügung stellte. Die Chirurgie ist nicht das einzige Gebiet, wo sich ein neues Bild gestalten läßt. Vgl. dazu Peter Assion: Altdeutsche Fachliteratur. Berlin 1973; Gundolf Keil —Peter Assion (Hrsg.): Fachprosaforschung. Acht Vorträge zur mittelalterlichen Artesliteratur. Berlin 1974.