Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Kollesch, Jutta: Galenosz mint a „második szophisztika" képviselője (német nyelven)

uns jedoch ein Hinweis auf die Art und Weise, in der er sich in der neuen Umgebung erfolgreich durchzusetzen verstand. Zweifellos hat Galen Recht, wenn er schreibt, daß die in Rom tätigen Ärzte, deren Zahl nicht gerade klein war, einen erbitterten Konkur­renzkampf führten, der selbst bis zum Mord an einem unbequemen Kollegen gehen konnte und der es einem Neuankömmling nicht eben leicht machte, in der Stadt Fuß zu fassen. 26 Wenn es Galen trotzdem in verhältnismäßig kurzer Zeit gelang, sich in Rom einen Namen zu machen, so verdankte er dies wohl in erster Linie der Protektion, die ihm sein Lands­mann und früherer Lehrer, der Peripatetiker Eudemos, zuteil werden ließ. Als dieser an einem gefährlichen Quartanfieber erkrankt war, bot er Galen die Chance, an ihm sein Können unter Beweis zu stellen, und er versäumte nicht, Galens prognostische und the­rapeutische Fähigkeiten unter seinen Bekannten, zu denen nach den Worten Galens nahezu alle führenden Vertreter des geistigen und politischen Lebens in Rom gehörten, mit allem Nachdruck zu rühmen und ihn als Arzt der Wahl zu empfehlen. 27 Der Krank­heitsfall des Eudemos hatte nicht nur wesentlich dazu beigetragen, Galens Ruf als eines tüchtigen Arztes in Rom zu begründen, sondern ihm zugleich auch den Zugang zu den oberen Schichten der römischen Gesellschaft eröffnet. Aus den Kreisen der Senatoren drang der Ruhm Galens bald auch zu Marc Aurel, 28 der ihn an seinen Hof zog. Scheinen auch Galens Beziehungen zum Kaiserhof nicht besonders eng gewesen zu sein, 29 so sollten sie doch andererseits in ihrer Bedeutung für Galens Karriere nicht unterschätzt werden. Oblag doch Galen mehrere Jahre hindurch die ärztliche Betreuung des Thron­folgers Commodus, 30 wissen wir doch weiterhin von Galen selbst, daß er zumindest in einem Fall auch den Kaiser selbst behandelt hat, 31 und war er doch von Marc Aurel nach dem Tode des kaiserlichen Leibarztes Demetrios aufgefordert worden, den Theriak, den der Kaiser täglich einzunehmen pflegte, zuzubereiten, ein Amt, das ihm später von Septi­mius Severus erneut übertragen worden ist. 32 Die Übertragung der Aufgabe der Theriak­bereitung muß zweifellos als Beweis für das unbedingte Vertrauen angesehen werden, das die Kaiser ihm entgegenbrachten, und wir können Galen somit mit Fug und Recht be­scheinigen, daß es ihm in seinem Beruf gelungen war, die höchsten Stufen der Erfolgsleiter zu erklimmen. Die Nachrichten, die wir über Galens Karriere in Rom besitzen, lassen deutlich werden, daß er ohne Zweifel zu den angesehensten Ärzten seiner Zeit gehörte. Nichts berechtigt jedoch, ihn daraufhin mit Bowersock als „Hon of society" 33 zu bezeichnen, dem wider­spricht schon allein seine umfangreiche und ernsthafte wissenschaftliche Produktion. Seine Stellung läßt sich vielmehr bestenfalls mit der des Horace Bianchon, des Arztes in der Comédie Humaine Balzacs, vergleichen, der zwar Zugang zu den höchsten Kreisen sei­ner Gesellschaft hatte, in dieser Gesellschaft jedoch eine Art Außenseiter blieb. Galens Beziehungen zu den einflußreichen Persönlichkeiten seiner Zeit waren wie bei diesem in erster Linie medizinisch bestimmt. Die überlieferten Nachrichten lassen jedenfalls die Annahme, daß diese Beziehungen, mit Ausnahme vielleicht der zu Eudemos, mehr per­26 Siehe Gal., De praecognit. 1,1—10: CMG V 8,1, S. 68,3—72, 12. 27 Siehe Gal., De praecognit. 2f.: CMG V 8,1, S. 74,12—88,13. 28 Siehe Gal., De praecognit. 8,21: CMG V 8,1, S. 116,20—22. 29 Siehe J. Ilberg, Aus Galens Praxis, S. 298 ( = S. 393). 30 Siehe Gal., De praecognit. 9,5—7: CMG V 8,1, S. 118,16—33, und De lib. prop. 2: Scr. min. II, S. 98,12—99,18 = XIX 17,16—19,8 Kühn. 31 Siehe Gal., De praecognit. 11,1—8: CMG V 8,1, S. 126,16—128,30. 32 Siehe Gal., De antidot. I 1.13: XIV 4,13—5,2; 65,3—12 Kühn. * G. W. Bowersock, S. 66.

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