Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Kollesch, Jutta: Galenosz mint a „második szophisztika" képviselője (német nyelven)

sind ebenso auch seine in Rom in einem größeren Kreis geführten Debatten mit Philo­sophen verschiedenster Richtungen sowie die auf Wunsch des ehemaligen Konsuls Flavius Boethus öffentlich veranstalteten anatomischen Demonstrationen zu rechnen, denen führende Vertreter sowohl des geistigen wie des politischen Lebens der Haupt­stadt beiwohnten. 19 Dagegen wird man Galen wohl kaum gerecht, wenn man auch die von ihm propagierte enge Verbindung von Medizin und Philosophie primär aus dem Zeitgeist heraus zu erklären versucht. 20 Sicher könnte man sich fragen, ob Galen, wenn er in seiner Jugend nicht in den Genuß einer philosophischen Ausbildung gekommen wäre, jemals die These aufgestellt hätte, daß nur derjenige ein guter Arzt sein kann, der zugleich auch Philosoph ist, und man wird auch zugeben müssen, daß sich mehr als genug Beispiele tüchtiger Ärzte aus der Antike anführen ließen, die das Gegenteil von Galens Forderung beweisen. Für ihn selbst war sie jedoch keineswegs nur Ausdruck einer zur Schau getra­genen Bildungsbeflissenheit. Er wußte sich hier als Fortsetzer einer alten medizinischen Tradition, die bis in die Anfänge der wissenschaftlichen Heilkunde der Griechen zurück­reichte, und es war ihm dadurch, daß er sich der Lehren der Philosophen bediente und ihr methodisches Rüstzeug souverän zu handhaben verstand, gelungen, die Medizin in der Antike ein letztes Mal theoretisch voranzubringen. Die Verbindung zwischen Medi­zin und Philosophie, d. h. die Verbindung zwischen der naturphilosophischen Physiologie und dem methodischen philosophischen Vorgehen, war für ihn die Grundlage, von der er ausgehen konnte und ausgehen mußte, wenn er sich mit der ihm überkommenen Medizin schöpferisch auseinandersetzen wollte. Sie entsprach einem aus der wissen­schaftlichen Beschäftigung mit der Medizin erwachsenden Bedürfnis und war somit weit mehr als nur ein Mittel, das angewandt wurde, um in öffentlichen Vorträgen zu glänzen, wenngleich man nicht in Abrede stellen kann, daß Galen damit zugleich auch einem Trend der Zeit entgegenkam. Als Repräsentant der Bildung seiner Epoche erweist Galen sich auch in seiner lite­rarischen Tätigkeit, die von seinen weitgespannten Interessen nicht nur innerhalb der Medizin, sondern auch auf anderen Fachgebieten zeugt. Von seinen nichtmedizinischen Schriften ist zwar kaum etwas erhalten geblieben, aus seinen bibliographischen Abhand­lungen wissen wir jedoch, daß er sich auch nach Abschluß seiner Ausbildung außer mit der Medizin auch weiterhin noch mit Philosophie einschließlich Logik und Ethik und darüber hinaus auch mit philologischen Problemen beschäftigt und die Ergebnisse dieser Bemühungen schriftlich fixiert hat. 21 Außer in der Vielfalt der behandelten Themen verrät sich Galens Bildung auch in der sprachlich-stilistischen Gestaltung seiner Werke. Worauf es ihm beim Schreiben vor allem ankam, war die Klarheit des Ausdrucks, und um das zu erreichen, machte er es sich zum Grundsatz, dem bei den Griechen üblichen Sprachgebrauch zu folgen, d.h. ein literarisches Griechisch zu schreiben, das ebenso von Solözismen wie von den sprachlichen Spitz­findigkeiten der Sophisten, von denen er sich hier ausdrücklich distanziert, frei war. 22 19 Siehe Gal., De praecognit. 5,6—20: CMG V 8,1, S. 94,19—100,1; vgl. dazu G. W. Bower­sock, S. 62f. 20 Siehe G. W. Bowersock, S. 66—69. 21 Siehe Gal., De lib. prop. 11—17: Scr. min. U, S. 115,21—124,17 Müller = XIX 39.1—48,16 Kühn, und J. Ilberg, Schriftstellerei, Rhein. Museum, N. F. 52, 1897, S. 593—613 und 617—620. 22 Siehe Gal., De diff. puls. II 2: VIII 567,1—16 Kühn; vgl. dazu I. v. Müller, S. 85 und 87; B. P. Reardon, Courants littéraires grecs des II e et III e siècles après J.-C, Paris 1971, S. 62; V. Nutton CMG V 8,1, S. 61.

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