Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Nickel, Diethard: Galenosz kutatásai a magzati vérkeringésre vonatkozólag (német nyelven)

sen wäre; am vollentwickelten Lebewesen deutet dagegen keine Spur mehr auf das frühere Vorhandensein einer Öffnung hin (De usu part. XV 6: II, S. 362,1—22 Helmr. = IV, S. 244,14—245,15 K.\ ebd., S.360,19f. Helmr. = S.242, 18—243,1 K.\ Simon, Gal. Anat. II, S.110,4—12 27 ). Ist die Existenz der zeitweiligen Gefäßverbindungen im Embryonalzustand nach Galens Deutung eine notwendige anatomische Voraussetzung dafür, daß Herz und Lunge mit den lebenswichtigen Stoffen versorgt werden, so ergibt sich mit der Geburt durch das Einsetzen der Lungenatmung eine völlig andere physiologische Situation. Unter diesen Bedingungen verlieren die besonderen embryonalen Gegebenheiten des Gefäßsystems ihre Existenzberechtigung, sie werden von der Natur eliminiert, die es nicht dulde, „daß Gebilde, die für die nicht mehr im Keimlingszustand befindlichen Wesen gar nicht nütz­lich sein würden, überhaupt vorhanden sind"; daß, wie in diesem Fall, einmal Geschaffe­nes zerstört wird, wenn es keine Funktion mehr zu erfüllen hat, rühmt der Pergamener als eine Leistung der Natur, die noch größer sei als die Schaffung dieser Gebilde selbst (De usu part. VI 21 : I, S.374,7— 14 Helmr. = III, S.514,5— 12 K.). Wenn wir von Galens Untersuchungen zur embryonalen Blutbewegung sprechen, so ist, wie sich gezeigt hat, der Begriff „Untersuchung" in doppeltem Sinn zu verstehen. Zum einen sind es praktische Untersuchungen am Objekt: Sektionen, anatomische Studien, daneben auch physiologische Versuche bzw. Beobachtungen; zum anderen — und diese Seite ist bei Galen nicht weniger wichtig — sind es theoretische Untersuchungen, geistige Bemühungen, auf der Grundlage anatomischer Kenntnisse komplizierte physiologische Zusammenhänge zu klären. Bei dem Gegenstand, der uns beschäftigte, bildeten konkrete anatomische Sachverhalte den Ausgangspunkt. Die von Galen gebotenen Beschreibungen der anatomischen Besonderheiten des embryonalen Gefäßsystems zeichnen sich auch nach modernen Maßstäben durch beachtliche Korrektheit aus 28 . Ebenso bemerkenswert ist der Umstand, daß der Zusammenhang erfaßt wurde, der zwischen der besonderen anato­mischen Struktur und den spezifischen physiologischen Bedingungen besteht, denen der Embryo auf Grund des Fehlens der Lungenatmung unterworfen ist. Galens physiolo­gische Deutung sowohl der anatomischen Fakten als auch der aus dem Experiment re­sultierenden Tatbestände bewegt sich selbstverständlich in dem vorgegebenen Rahmen seiner allgemeinen physiologischen Anschauungen. Es wurde deutlich, daß diese Interpre­tationen nicht frei von Widersprüchen, Inkonsequenzen und Spitzfindigkeiten sind. So kann man sich insgesamt des Eindrucks nicht erwehren, daß der allgemeine physiologische Rahmen für eine auch im Sinne Galens befriedigende Deutung der durch exakte Beob­achtung gewonnenen Kenntnisse bereits zu eng geworden ist. 27 Anatomisch unklar ist die Beschreibung (ebd., Z.9 —12), die Durchgangsöffnung verschließe sich „dadurch, daß die Hülle, in welcher sich das Durchgangsloch befand, sich dem Herz­körper anschließt und mit ihm verwächst". Mit der „Hülle" — dieser Bezeichnung liegt der griechische Ausdruck vprjv zugrunde (vgl. ebd., S.307 Anm. 376) — muß die Hautklappe gemeint sein, die mit dem Rand des Foramen ovale verwächst; diese Klappe enthält aber nicht die Öffnung, sondern bedeckt sie (vgl. oben). Die sachliche Unstimmigkeit ent­stand möglicherweise bei der Übertragung des Textes aus dem Griechischen über das Syrische (s. G. Bergsträßer, //unain ibn IsMq, Über die syrischen und arabischen Galen-Übersetzungen, hrsg. u. übers., Abh.f. d. Kunde d. Morgenlandes 17, 2, Leipzig 1925, S.16 Nr. 21) ins Arabische. î8 Vgl. Franklin, S.62; Harris, S.294f.

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