Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Nickel, Diethard: Galenosz kutatásai a magzati vérkeringésre vonatkozólag (német nyelven)

„Schößling" (aTtoßAaarrjfioi) der Aorta bezeichnet wird (De usu part. VI 20: I, S.369,2f. Helmr. — III, S. 506,16—507,1 K.) w ,ist mit dem Ductus arteriosus (Botalli) der modernen Nomenklatur identisch. Als weitere anatomische Besonderheit im Bereich des embryonalen Herzens hebt Galen die Verbindung zwischen der Hohlvene und der Lungenvene, d.h. nach moderner Auffassung: zwischen dem rechten und dem linken Atrium, hervor; in diese einander berührenden Gefäße bohrte die Natur eine „beiden gemeinsame 'Luke' (oiov OJT^)" 11 , über der sich „nach Art eines Deckels" eine Hautklappe (v/x^v) befindet, „die sich nach dem Lungengefäß hin leicht umbiegen läßt" (De usu part. XV 6: II, S. 361,12—14. 20—24 Helmr. = IV, S.243,1 8—244,2. 8—12 K.; vgl. ebd. VI 20: I, S.369,18f. Helmr. = III, S.507,14 —16 ÜT.; Simon, Gal. Anat. II, S.109,33 —35). Die sehnenartige und dünne Klappe hat lediglich an ihrer Wurzel einen festen Halt, während ihr gesamter übriger Körper im Hohlraum der Gefäße frei beweglich ist (De usu part. XV 6: II, S. 362,12—14. 20f. Helmr. = IV, S.245,6 —8. 14 K.). Bei dem beschriebenen Phänomen handelt es sich um das Foramen ovale, eine Öffnung in der embryonalen VorhofScheidewand, und um die das Foramen verschließende Klappe (Valvula foraminis ovalis). Im Hinblick auf ihr Lumen charakterisiert Galen den Ductus arteriosus und das Fora­men ovale als Gebilde, die nicht klein, sondern ziemlich weit sind und die in sich einen beachtlichen Gang (nóqoc) aufweisen {De usu part. VI 20: I, S. 369,6—8 Halmr. = III, S. 507,4—6 K.). Durch die beiden zeitweiligen Passagen wird, wie der Pergamener konsta­tiert (Simon, Gal. Anat. II, S. 109,31—33), eine — wenn auch nur indirekte — Verbindung zwischen der Vena cava und der Aorta geschaffen (Vena cava —Foramen ovale —Lungen­vene —Anastomosen 12 —Lungenarterie —Ductus arteriosus —Aorta). Doch liegt dieser Feststellung eine rein formale Betrachtungsweise zugrunde, bei der die Frage nach der Funktion außerhalb des Blickfeldes bleibt. Versucht man, die physiologische Interpretation, die Galen selbst den von ihm dar­gestellten anatomischen Besonderheiten gegeben hat, nachzuvollziehen und zu bewerten, so sollte man sich eines Sachverhalts von grundsätzlicher Bedeutung bewußt sein. In seinem 1941 veröffentlichten Aufsatz traf K. J. Franklin im Hinblick auf die Physiologie des fetalen Gefäßsystems die allgemeine Feststellung, daß es vor der Entdeckung des Blutkreislaufs durch Harvey nicht möglich gewesen sei, eine wissenschaftliche Bestimmung der Funktion vorzunehmen, abgesehen von der begrenzten Zahl von Fällen, in denen sich die Funktion direkt aus der anatomischen Struktur ableiten ließ; im übrigen hätten sich die Aussagen zur Physiologie der fetalen Blutbewegung auf reine Vermutungen gründen müssen 13 . Dennoch macht man selbst bei namhaften Medizinhistorikern die Beobachtung, daß sie in ihre Rekonstruktion der Galenischen Physiologie unbewußt Vorstellungen ein­10 Weniger sinnvoll ist die Subsumierung des Gebildes unter den Begriff „Anastomosen" (De usu part.VI 20: \, S.366, 15—17 Helmr. = III, S.503, 8- WK.\ 21 : S.373, 17; 374, 7f. Helmr. = S.513, 9; 514, 6f. K.J. 11 Die Verbindung wird auch als „Öffnung" (orófia) der Hohlvene (De usu part. VI 20: 1, S.369, 3f. Helmr. = III, S.507,1 K.J, als „Anastomose" (ebd. 21: S.371,6 Helmr. = S.510,4 K.; vgl. ebd. 20: S.366,15— 17 Helmr. = S.503,8— 10 K.\ 21: S.373,17; 374,7f. Helmr. = S.513,9; 514,6f. K.) und als „Durchbohrung" (avvrgrjoic) der Gefäße bezeichnet (ebd. XV 6: II, S.360,20; 361,12f. Helmr. - IV, S.243,1; 244,lf. K.J. 12 Die Existenz dieser im Kontext der vorliegenden Stelle nicht erwähnten Übergänge muß vorausgesetzt werden, da sonst keine Kommunikation zwischen Lungenvene und Lungen­arterie gegeben wäre; zur Funktion dieser Gefäßanastomosen in der Lunge s. unten. 13 Franklin, S.58.

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