Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 93-96. (Budapest, 1981)

TANULMÁNYOK AZ ÓKORI MEDICINA KÖRÉBŐL - Nickel, Diethard: Galenosz kutatásai a magzati vérkeringésre vonatkozólag (német nyelven)

Beispiel dafür erwähnt, wie Galen die Diskussion über den medizinisch-naturwissen­schaftlichen Rahmen hinaus auf philosophische Fragestellungen ausweitet. Die vorliegende Studie soll sich mit einem speziellen Gegenstand beschäftigen, der den Bereichen Anatomie und Physiologie zuzuordnen ist und bei dem das Ineinandergreifen dieser beiden Disziplinen besonders gut beobachtet werden kann. Es ist eine von Galen wiederholt erhobene Forderung, daß verallgemeinernde Aussagen auf embryologischem Gebiet genaue, durch Sezieren gewonnene Kenntnisse der anato­mischen Gegebenheiten des Keimlingskörpers zur Grundlage haben müssen (s. z.B. De foet. form. 1: IV, S.652,3— 10 K.\ 4: S.677,2— 4 K.). Ob das anatomische Wissen, das sich Galen ohne Zweifel auch selbst am Objekt erworben hat, dazu geeignet sein konnte, als Ausgangspunkt für die Beantwortung philosophischer Fragen zu dienen, muß verneint werden; Galen selbst erkannte schließlich, daß sich sein Denken hierbei in Aporien be­wegte. Im Hinblick auf die Erweiterung und Fundierung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse hatte das Postulat anatomischer Forschung aber zweifellos seine Berechtigung. Als Material für ihre Untersuchungen haben den Ärzten zu Galens Zeit gelegentlich auch menschliche Abortivfrüchte gedient (s. De foet. form. 1 : IV, S. 653,4—8 K. ; 3 : S. 662,16—663,5 K.). In der Regel wurden die betreffenden anatomischen Forschungen aber an Säugetieren durchgeführt, indem man Zergliederungen gravider Tiere vornahm ; als solche kommen Ziegen, Schafe, Rinder, Pferde und Esel in Betracht, die, wie man an­nahm, in ihrer Körperstruktur und demzufolge auch in embryologischer Hinsicht der menschlichen Natur nicht fernstehen (s. ebd. 2: S.655,16 —656,1 K.; vgl. Simon, Gal. Anat. II, S. 106, 40f.). Als Objekte für Vivisektionen wurden speziell trächtige Ziegen verwendet (s. Simon, Gai. Anat. II, S. 110,34—36). Die Technik der Vivisektion gravider Tiere und der Freilegung des lebenden Fetus war keine Erfindung Galens; er konnte sich dabei auf die Arbeiten vieler Vorgänger stützen (s. De plac. Hipp, et Plat. VI 6,46: CMG V 4, 1,2, S.404,2—5 7 ). Im Folgenden werden wir uns mit einigen anatomischen Besonderheiten befassen, durch die sich das embryonale vom postnatalen Gefäßsystem unterscheidet. Wir beschränken uns hier im wesentlichen auf die Verhältnisse im Bereich des Herzens und der Lunge, wie sie am vollausgebildeten Gefäßsystem des Embryos beobachtet worden sind. Es handelt sich um anatomische Details, deren Erwähnung und Beschreibung uns erstmals in Galens Werken begegnen, woraus allerdings nicht gefolgert werden darf, daß Galen ihr Entdecker ist; jedenfalls nimmt er diese Leistung nicht ausdrücklich für sich in Anspruch 8 . An dieser Stelle sind einige allgemeinere Bemerkungen über die von Galen vermittelten Vorstellungen zur Anatomie des Herzens und über die von ihm verwendeten Termini zur Bezeichnung der Gefäße in dieser Körperregion angebracht. Die Herzvorhöfe werden von Galen nicht als solche unterschieden, und sie werden nicht als Bestandteile des Herzens, sondern als Gefäßabschnitte betrachtet; das rechte Atrium wird in die Vena cava einbezo­gen, das linke Atrium gilt als Abschnitt der sog. „venenartigen Arterie", d.h. der Vena pulmonale der modernen Nomenklatur. Das Herz selbst umfaßt demnach nur den rechten und den linken Ventrikel. Wie bereits angedeutet, gibt es im Hinblick auf die Gefäße, die Herz und Lunge miteinander verbinden, zwischen den von Galen gebrauchten Bezeich­nungen und den uns geläufigen Termini erhebliche Differenzen: die Lungenvene — bei Galen begegnet, weil er das linke Atrium einbezieht, meistens der Singular — wird wegen ' Galen. On the doctrines of Hippocrates and Plato (De placilis Hippocratis et Piatonis), hrsg., übers, u. erl. v. Ph. De Lacy, CMG V 4, 1, 2, Berlin 1978ff. 8 Vgl. May. Galen, On the usefulness 1, S.331 Anm. 102.

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