Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 87-88. (Budapest, 1979)

TANULMÁNYOK - Littmann, Imre: Theodor Billroth (1829—1894) (német nyelven)

In 1867 schrieb Billroth in einem Brief an seinen Freund Esmarch: „Ich habe hier Alles erreicht, was ein Chirurg hier erreichen kann, und das ist für einen Menschen von 37 Jahren doch ein entschiedenes Unglück!" Die Lösung kam bald. In Wien, in der mächtigen und glanzvollen Kaiserstadt, in der Mitte Europas wurde die chirurgische Lehrkanzel vakant und das Professoren­kollegium der medizinischen Fakultät lud ihn in der Sitzung am 16. März 1867, ein um „jenen Professor der Chirurgie zu wählen, von welchem die grosseste Förderung der Wissenschaft zu erwarten steht, der nicht nur in der praktischen Chirurgie, sondern auch in physiologischen und pathologisch —anatomischen Forschungen einen grossen Ruf geniesst, der als Lehrer, Operateur und Schriftsteller durch besondere Genialität sich schon ausgezeichnet hat, der in voller Manneskraft noch steht und erwarten lässt, die modernste Richtung der Chirurgie in ihren Beziehungen zur Physiologie und pathologi­schen Anatomie glänzend zu vertreten und geeignet ist, eine chirurgische Schule hier zu gründen, welche der Universität zum Ruhme und dem Lande zum grossesten Nutzen gereichen soll." (Aus Albert's Festrede am 11. Oktober 1892). Besonders Hebra und Rokitansky urgierten Billroth's Berufung auf das Wiener chirurgische Katheder. In 1866 wurde Österreich im Deutschen Krieg bei Königgrätz (Schlacht bei Sadova) geschlagen und Wien lud trotzdem den Preussen Billroth ein. Darüber sagte Czerny, einer Billroths Schüler: „Eine schönere Rache konnte sich Oesterreich für Sadova nicht nehmen, als dass es das Beste nahm, was in Preussen zu finden war." Billroth übertraf alle an ihn geknüpfte Erwartungen. Der unermüdliche, junge Professor nahm eine ganze Reihe begabter, zu einer jeden Arbeit bereiten Schüler neben sich. Er schuf in zwei Dezennien die berühmte „Wiener chirurgische Schule", deren Mitglieder an fast allen deutsch sprechenden Universitäten Europas die chi­rurgische Lehrkanzel besetzten und schmückten, und deren Lehren auch heute noch hoch auf dem Sternenhimmel der chirurgischen Wissenschaft glänzen, der seitdem mit vielen Kometen bevölkert wurde. Er nannte seine Schüler „seine geistigen Adoptivsöhne". Er hat mit ihnen an jedem Detail selbst mitgearbeitet und doch jedem seiner Schüler das Gefühl der eigenstän­digen Entwicklung seiner Forscherpersönlichkeit gegeben. „Er meinte, dass neue Gedanken auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft sich nur dann frei entwickeln können, wenn man ihnen wie jungen Bergströmen überlässt, sich selbst ihr Bett zu suchen und ihre eigenen Formen des Ausdrucks und der Darstellung zu finden. Alle liebten ihn wie einen Vater, und zu den meisten hatte er enge persönliche Beziehungen. Mikulicz spielte mit ihm vierhändig Klavier, und Barbieri musste den schon herzkranken Meister auf seiner Italienreise begleiten und leiten" (Roggenkamp). „Zwischen 1870 und 1894 hat sich in Wien an der 2. Chirurgischen Klinik das Wunder ereignet, dass sich Lehrer und Schüler noch einmal im ganz ursprünglich hippokrati­schen Sinne zu einer Schule verbanden" (Erna Lesky). Die Schüler bevölkerten sowohl den östlichen, wie auch den westlichen Teil Euro­pas. Von den unmittelbaren Schülern wurden 9 Professoren der Chirurgie und 35 Schüler seiner Schüler. Das ist der berühmte weitverzweigte Billroth-Baum, dessen Stamm von Billroth gebildet wird und auf allen 41 Ästen der Name eines Chirurgie­Professors aufgehängt ist (Abb. 2.). Unter seinen ungarischen Schülern erwarb Gyula Dollinger den grössten Ruhm.

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