Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 81. (Budapest, 1977)
TANULMÁNYOK - Batári Gyula: Az Orvosi Hetilap első korszaka (1857—1867)
Die erste Nummer des ärztlichen Wochenblattes „Orvosi Hetilap" ist im Juni 1857 zu Pest erschienen, also in einer Zeit, als der Druck des Absolutismus gewissermaßen schon nachgelassen hat, und zugleich klar geworden ist, daß sich die heimische Medizinwissenschaft ohne eine ungarsprachige Fachzeitschrift nicht einwickeln kann. Wie in der Einleitung der ersten Nummer des OH zu lesen ist, setzte sich die Redaktion zum Ziel, neben den Ärzten in der Hauptstadt — in erster Reihe den Professoren der Pester medizinischen Fakultät — auch die Ärzte am Lande, in den Komitaten und Spitälern um sich zu sammeln, um dem öffentlichen Gesundheitswesen in Ungarn einen Aufschwung geben zu können. Ärzte und Apotheker „gleichwe Icher Sprache in Ungarn und Transsylvanien" wurden im Sinne der von Markusovszky angekündigten „Vereinigung" zur Zusammenarbeit aufgefordert. Der erste bedeutsame Erfolg des OH war, daß es die vorzüglichsten Ärzte-Verfasser jener Epohe um sich vereinigen konnte. Das OH vermag auch ein allgemeineres Interesse zu beanspruchen, v/eil Ignác Semmelweis' weltberühmte „Arbeit über die Aetiologie des Kindbettfiebers" in ungarischer Sprache an dessen Spalten erschienen ist. Es sei noch erwähnt, daß Semmelweis zu den inneren Mitarbeitern des Blattes gehörte, indem er — samt Bókay — das Beiheft „Nő- és Gyermekgyógyászat" (Frauen- und Kinderheilkunde) redigierte. Es ist allgemein bekannt, daß Semmelweis vor dem Erscheinen seines bedeutendsten Werkes kaum etwas von seinen wissenschaftlichen Ergebnissen schriftlich verfasst hat. Er ließ sich vom Schriftleiter des OH, Lajos Markusovszky — der zu seinen guten Freunden gehörte — überreden, um wissenschaftlich überhaupt zu publizieren. Neben Originalaufsätzen veröffentlichte das OH regelmäßig Auszüge von Artikeln ausländischer Zeitschriften. Auch die heimischen Publikationen medizinischen Charakters wurden besprochen. Nachrichten der ärztlichen Vereine, pharmakologische Mitteilungen, Ernennungen, Preisausschreibungen, Anzeigen und wichtigere Verordnungen für Gesundheitswesen wurden ebenfalls bekannt gemacht. Dr. Imre Poor, der eine Zeit lang in der Redaktion tätig war, schied 1860 vom OH aus, nachdem er mit Markusovszky in Gegensatz geraten war. Kurz danach gründete er ein anderes Fachblatt mit dem Titel „Gyógyászat" (Heilkunde). Obzwar anfangs das OH keinen Rivalen an der neuen medizinischen Zeitschrift gesehen hat, jedoch erschienen bald — vorerst auf Poors Initiative — oft Streitartikel voller Anzüglichkeiten an den Spalten beider Zeitschriften. Die Schriftleitung meldete 1860 eine Anregung von großer Bedeutung an, daß nämlich das Material je eines medizinischen Fachzweiges in der Form eines Beiheftes erscheinen sollte. Die ersten dieser Beihefte waren „Szemészet" (Augenheilkunde), dann „Nő- és Gyermekgyógyászat" (Frauen- und Kinderheilkunde), im Jahre 1865 begann aber „Közegészségügyi és Orvostörvényszéki Orvostan" (Blatt für öffentliches Gesundheitswesen und gerichtsärztliche Medizin) zu erscheinen. Von dieser Zeit an wurde auch die Rundschau über ausländische Zeitschriften den einzelnen Fächern nach verteilt publiziert, d. h. im Rahmen des OH eine gewisse fachliterarische Spezialisierung eingeleitet. Daran, daß sich die ungarische Medizinwissenschaft und medizinische Fachliteratur in der besprochenen Periode (1857—1867) von einem gewissen toten Punkte fortbewegen konnte, hatte das OH einen nicht geringen Anteil. Gy. BATÁRI, M. A., Dr. phil. Scientific Worker of the Széchényi National Library Országos Széchényi Könyvtár 1088 Budapest VIII., Múzeum kit. 14/16. Hungary