Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 80. (Budapest, 1976)
TANULMÁNYOK - Engelhardt, Dietrich v.: Du Bois-Reymond „Über die Grenzen des Naturerkennens" — egy 19. századvégi természettudományos vita (német nyelven)
Haeckel protestierte 1877 in seinem Vortrag ,Ueber die heutige Entwickelungslehre im Verhältnisse zur Gesammtwissenschaft' gegen das „leidige Ignorabimus" des Du Bois-Reymond, da niemand vorhersagen könne, „welche ,Grenzen des NaturErkennens' der menschliche Geist im weiteren Gange seiner erstaunlichen Entwikkelung noch künftig überschreiten" 12 werde. Das Problem der Beziehung von Materie und Bewußtsein löst Haeckel auf die Weise, daß er Atome und Zellen beseelt sein läßt. Es gibt nach Haeckels ,Atomseelen' und ,Plastidulseelen'. Die Zellseele soll aus Atomseele entstanden sein und selber „durch eine erstaunliche Reihe von allmählichen Entwickelungsstufen sich bis zur Menschenseele emporgearbeitet" 13 haben. Bewegung und Empfindung — die Grundphänomene der körperlichen und geistigen Welt — werden von Haeckel identifiziert. Die beiden Grenzen des Du Bois-Reymond hält Haeckel bereits in der Gegenwart für überwunden und zwar vom eigenen monistischen System; die monistische Entwicklungslehre wird zur Basiswissenschaft der Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften : Die Einheit der Weltanschauung (oder der ,Monismus i ), zu welcher uns die neue Entwickelungslehre demgemäss hinführt, löst den Gegensatz auf, welcher bisher zwischen den verschiedenen dualistischen Weltsystemen bestand. Sie vermeidet die Einseitigkeit des Materialismus, wie des Spiritualismus, sie verbindet den practischen Idealismus mit dem theoretischen Realismus, sie vereint Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft zu einer allumfassenden, einheitlichen Gesammtwissenschaft 14 . Eine Begründung, in welcher Weise im Monismus die zwei transzendenten Probleme von Du Bois-Reymond gelöst sind, gibt Haeckel allerdings nicht. Die ideologische Verteidigung des Monismus ist Haeckel im Grunde wichtiger als die Lösung erkenntnistheoretischer Fragen. Und gerade aus dieser Perspektive wird ihm Du Bois-Reymond zu einer Gefahr und muß bekämpft werden. Da Haeckel die Entwicklungslehre zu einer Weltanschauung erheben will, zur Grundlage von Staatswissenschaft, Jurisprudenz, Philosophie und Theologie, von Gesellschaft, Politik und Kultur, mußte ihm jenes Jgnorabimus', ausgesprochen von einem anerkannten und berühmten Naturforscher der Zeit, als eine gefährliche Waffe in den Händen der philosophischen und theologischen Gegner des Monismus erscheinen. Nur zu bereitwillig hätten jene Gegner Du Bois-Reymonds Grenzziehung als ein Testimonium paupertat is' 15 Gemisch von materialistischer Metaphysik, dogmatischer Leugnung der Möglichkeiten einer Metaphysik überhaupt und subjectivem Verstandeshochmuth, welcher die metaphysischen Probleme für Kinderspiel erklärt", 1867, S. 433. In gleicher Weise sieht Zöllner in Du BoisReymond ein „bedeutungsvolles Zeichen für das wieder erwachende speculative Bedürfniss in den Naturwissenschaften" ( 2 1872, S. XIII); müsse man doch leider feststellen, „dass es der Mehrzahl unter den heutigen Vertretern der exacten Wissenschaften an einer klar bewussten Kenntniss der ersten Principien der Erkenntnistheorie gebreche" (a. a. O., S. VIII). Vgl. a. Preyer, 1876, S. 244; Becker, 1876, S. 3ff; v. Ehrenfels, 1886, S. 429. 12 Haeckel, 1877, S. 19. 13 ders., a. a. O., S. 22. 14 ders., a. a. O., S. 18. 15 ders., a. a. O., S. 22. In der Tat wurde Du Bois-Reymond auf philosophischer und theologischer Seite als Indiz verstanden, daß die Naturforscher nun selber ihre relative Bedeutung neben den Geisteswissenschaften und der Religion begriffen hätten; vgl. z. B. v. Hartmann, 1873; Dressel, 1883; Nathusius, 1883.