Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 60-61. (Budapest, 1971)

TANULMÁNYOK - Schipperges, Heinrich: Egy arab orvos felkészülésének útja (német nyelven)

Dem 'Ali b. Ridwän, einem begabten jungen Mediziner aus Kairo, war ein bedauerliches Los beschieden. Ihm haftete der Makel an, keinen eigenen Lehrer mitbekommen zu haben. Keinen Lehrer gefunden zu haben, das galt im mittel­alterlichen Orient als ausgesprochene Schande. Denn es war die Schicksalsstunde im Leben eines jungen Adepten, der schon ausgereiften Gestalt eines Gelehrten begegnen zu können, um diesem seinem Lehrer nachzueifern. Fortan vertrat der Lehrer Vaterstelle an seinem Jünger, und mehr als das. Man habe seinem Lehrer größere Achtung zu erweisen als seinem leiblichen Vater, so heißt es in einer Überlieferung, die bis in die Schule von Chartres nachzuweisen ist, und auch die Begründung wird immer mitüberliefert: Empfingen wir von unserem Vater das rohe Leben, so von unserem Lehrer die Bildung. Wenn daher der Vater und der Lehrer gleichzeitig Lasten tragen, so nimmt man die Last erst seinem Lehrer ab. Und so löst man auch erst den Lehrer aus, wenn beide zufällig in Gefangenschaft geraten sollten. So heißt es bei Avicenna, so bei Aknin, so noch bei Wilhelm von Conches. 'All b. Ridwän hatte einen solchen Lehrer nicht gefunden. Was blieb einem ebenso ehrgeizigen wie talentierten Schüler anderes übrig, als sich auf seine Bücher zu werfen und in der Folge auch diese seine Bildung durch die Bücher zu verteidigen. Und so begann denn Abü'l-Hasan 'Ali b. Ridwän b. 'Ali b. Ga­'far al-Misrï — wie der volle Name lautet — seit seinem 14. Lebensjahre mit strenger Systematik die beiden Grundwissenschaften zu studieren: die Philo­sophie und die Medizin, jene Medizin nämlich als eine Elementarwissenschaft, von der der Prophet gesagt haben soll: Es gibt nur zwei Wissenschaften, die Theologie und die Medizin, eine Heils-Kunde und die Heil-Kunde. Das Programm des jungen Ibn Ridwän war nicht klein. Neben den theologi­schen Hilfswissenschaften der Exegese (tafsir), der Rezitation (tagwîd), der verschiedenen Lesarten (qirä'ät) sowie der Glaubenskunde selbst (kaläm), mußte sich ein Schüler noch die fundamentalen Kenntnisse in der Grammatik (nahw) erwerben, ferner in der Philologie und Lexikographie (luga), in der allgemeinen Überlieferung nach dem Propheten (hadit) sowie insbesondere die feinere Lebenskultur, den „adab", der sich gerade für den Arzt zu einer eigenen Stilistik entwickelt hatte. Erst mit diesem formalen Rüstzeug konnte man sich den Realwissenschaften zuwenden, und auch hier zunächst der Mathematik, dann aber — zu vergleichen dem Quadrivium der „Artes liberales" — der Astronomie, der Alchemie und schließlich auch der Heilkunde. Dieses letzte Ziel war das ursprüngliche Motiv: Ibn Ridwän wollte Arzt werden. Er war so versessen auf diese Leidenschaft, daß ihm einmal sogar im Traum der große Galen — wahrscheinlich in Kom­pensation zu seinem pedantischen Bücherlesen — erschienen war, um ihn nach seinen Texten zu belehren. Auch Rhazes hatte seinen Schülern geraten : Sie sollten möglichst viele Bücher lesen, dabei stetig die Fehler und Auslassungen notieren, um sie durch eigene Beobachtungen zu korrigieren. Auf diesem Wege würden sie sich nach und nach selber ein Buch herstellen, das die wichtigen Erkenntnisse der Über­lieferung mit fortschreitender eigener Beobachtung kombiniere. Was der junge Mediziner hier alles verdauen mußte, auch darüber berichtet

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