Antall József szerk.: Orvostörténeti közlemények 46-47. (Budapest, 1968)

TANULMÁNYOK - Lesky, Erna: Semmelweis professzori kinevezésének bécsi iratanyaga 1855-ből (Német nyelven)

bracht, sondern später erworben werden könnten, wobei nach Akt Nr. 2 Schor­dann sich selbst als Beispiel angeführt hat. Die Erwähnung des Votums von Schordann gibt uns Anlaß, auf die Abstim­mung der Fakultät einzugehen, wie sie der Minister-Vortrag (Akt Nr. 3) refe­riert, eine Abstimmung, die heute vielen im Lichte von Semmelweis' Namen rätselhaft erscheint. Ergaben sich doch bei der geheimen Abstimmung über die erste Stelle für Braun vier, für Semmelweis zwei und für Valla eine Stimme, für die zweite Stelle für Braun eine, für Semmelweis drei und für Valla zwei Stim­men und für dritte Stelle für Semmelweis drei Stimmen und für Valla vier Stimmen. Zweifellos ließ sich die Fakultät durchaus von objektiven Gesichts­punkten leiten, wie dies besonders aus dem Reflex ihrer Kandidaten-Charak­terisierung im Minister-Vortrag (Akt Nr. 3) hervorgeht. Zweifellos hören wir Stimmen, die in der Fakultät laut wurden, wenn bei der Charakterisierung Karl Brauns mit allem Nachdruck sein wissenschaftliches Werk, sein eben 1855 mit Johann Baptist Chiari und Joseph Späth herausgegebenes Buch „Klinik der Geburtshilfe und Gynäkologie" (Erlangen 1855) und die gute Aufnahme, die es in In- und Ausland erfahren hat, hervorgehoben wird. Es kann auch nicht übersehen werden, daß dem die Tatsache gegenübersteht, daß zu diesem Zeit­punkt von Semmelweis noch kein gedrucktes Wort vorlag. Über diese Überlegungen hinaus hat aber ohne Zweifel der Umstand große Bedeutung gewonnen, daß unmittelbar vor der Abstimmung Schordann und auch Rupp ihre Voten in dem Sinne abgaben, daß auch eine spätere Erlernung der Sprache den Erfordernissen genügen könnte. Gerade in diesem Punkt aber hat die Statthaiterei-Abteilung anders entschie­den. Sie stellt der Meinung von Schordann die sehr konkrete Frage entgegen: „ Wie wird sich der zu ernennende Professor bis zu dem fernen oder nahen Zeitpunkt der vollkommenen Aneignung dieser Sprache den Zuhörern, noch mehr aber den Zu­hörerinnen (sc. den Hebammen) verständlich machen, Soll mittlerweile der Assis­tent doziren oder dolmetschen?'* Aus dem Angeführten sieht man ohnweiteres, daß die sprachliche Qualifika­tion bei der Aufstellung der Vorschlagsliste für die Statthaiterei-Abteilung die Hauptrolle spielte. Aber natürlich hat sich diese Behörde auch über die fach­liche Eignung der von ihr bevorzugten „Eingebornen", nachdem deren mora­lische und politische Unbescholtenheit durch die vorhergegangenen Recher­chen außer Frage stand, ein eigenes Urteil bilden wollen. Hier lag es nahe, daß der Chef der Ofner Statthaiterei-Abteilung den Medizinalreferenten der ihm unterstehenden Landes-Medizinal-Kommission fragte. Als deren Vorsitzender fungierte damals der Dr. med. und Magister der Geburtshilfe Adolph Hollán [18]. Wie wir aus dem Akt Nr. 1 erfahren, hat er seinem Kollegen Semmelweis den Vorzug unter den Einheimischen gegeben. Dieser dermaßen nach fachlichen, sprachlichen und moralisch-politischen Gesichtspunkten wohlfundierte Vorschlag der Statthaiterei-Abteilung fand auch die volle Zustimmung des Zivil- und Militär-Gouverneurs Erzherzog Albrecht Friedrich, wie der Akt Nr. 2 bezeugt. Ja, die von seinem Adlatus Graf Leiningen-Westerburg gezeichnete Note bringt noch ein neues, für die Bedeu-

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