Palla Ákos szerk.: Az Országos Orvostörténeti Könyvtár közleményei 43. (Budapest, 1967)

Tanulmányok — Közlemények - D. Tutzke: Die Auswirkungen der Lehre von Semmelweis auf die öffentliche Gesundheitspflege

fach unzureichenden Möglichkeiten einer einwandfreien Geburts­und Wochenbetthygiene ließ vor allem die Frauenärzte zu immer stärkeren Propagandisten der Anstaltsentbindung in sog. Wöchnerin­nenheimen werden. Bahnbrecher und unermüdlicher Verfechter dieser Idee war der Magdeburger Frauenarzt Johannes Benjamin Brennecke [3]. Verwirklicht wurde seine Idee im Zuge der Mutter­schutzbewegung durch Stiftungen, Vereine und einige Fabrik­besitzer, die größtenteils für eheliche, teils aber auch für uneheliche Mütter Wöchnerinnenheime errichteten. Durch die gleichen Insti­tutionen wurden für Hausentbindungen Wochenpflegerinnen ge­stellt, für Wöchnerinnen „Wanderkörbe", die die nötigen Entbin­dungsutensilien enthielten, kostenlos ausgeliehen und notfalls Wöchnerinnen auch mit Wochensuppen versorgt [1], Freilich bedeuteten diese Erfolge, gemessen an der Zahl der bedürftigen Wöchnerinnen, nur einen Tropfen auf einen heißen Stein. Wie schlecht die sozialen Verhältnisse noch um 1910 in Deutsch­land waren, geht aus der Mitteilung Grünbaums hervor, daß allein in Preußen jährlich über 80 000 Frauen bei der Entbindung keine Hebammenhilfe in Anspruch nahmen [5]. Die moderne Mutter­schutzbewegung sah deshalb ihre Aufgabe nicht nur in einer Für­sorge, sondern ebenso in einer materiellen Sicherstellung der Schwangeren und Wöchnerinnen. Die deutsche Sozialversicherung hatte ursprünglich ihren weiblichen Mitgliedern für den Fall des Wochenbetts die Zahlung von Krankengeld für drei Wochen ge­währt. Diese Leistung wurde bis 1903 auf sechs Wochen ausgedehnt, und die Reichsversicherungsordnung von 1911 sah Barleistungen für acht Wochen vor. Entsprechend war inzwischen die Zeit des Arbeitsverbotes nach der Entbindung von 21 Tagen auf sechs Wochen heraufgesetzt worden [2]. Wie für die kapitalistische Gesellschaft nicht anders zu erwarten, blieben freilich die erreich­ten gesetzlichen Zugeständnisse auch weiterhin] hinter den sozial­hygienischen Forderungen zurück. Trotz vieler noch nicht ausgeschöpfter Möglichkeiten stellte Grünbaum 1911 mit Recht fest, daß die medizinische Wissenschaft durch den im Sinne des genialen Semmelweis geführten Kampf gegen das Kindbettfieber auf großartige Erfolge zurückblicken dürfe. Er war sich jedoch darüber im klaren, daß dieser Kampf

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