KISS ATTILA: DAS RÖMERZEITLICHE WAGENGRAB VON KOZÁRMISLENY (UNGARN, KOM. BARANYA) . MIT EINEM ANHANG VON SÁNDOR BÖKÖNYI DIE PFERDESKELETTE DES RÖMISCHEN WAGENGRABES VON KOZÁRMISLENY / Régészeti Füzetek II/25. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1989

VII. ANHANG - S. BÖKÖNYI: DIE PFERDESKELETTE DES RÖMISCHEN WAGENGRABES VON KOZÁRMISLENY

48) und läßt eigenlich annehmen, daß die zwei Pferde nicht zur anläßlich der Bestattung zusammentrafen, sondern auch in ihrem Leben am Wagen zusammen eingespannt worden waren. Sonst war auch ihr Lebensalter ungefähr gleich sie standen am Anfang der Maturität. Die zwei Pferde des römischen (1.—2. Jhdt. n. u. Zeit) Wagengrabes von Kozärmisleny zeigen in vielen Hin­sichten eine Ähnlichkeit mit denen von Värpalota-Inota, weichen sie aber von ihnen in bestimmten Beziehungen ab. In Kozärmisleny kamen zwei vollstädige Pferdeskelette zum Vorschein, aber nur der Schädel und der Unterkiefer des Pferdes I waren gut erhalten und meßbar. Der Schädel und der Unterkiefer des Pferdes II waren in so kleine Stücke zerbrochen, daß nur die die Länge ihrer unteren Molarreihe (M x — M 3) gemessen werden konnte. Die Enden mehrerer Wirbelkörper haben sich wegen mangelhafter Ossifikation abgelöst, die Epiphysen sämtlicher Extremitätenknochen wurden aber völlig verknöchert. Die Knochen des postkranialen Skeletts waren in einem sehr guten Erhaltungszustand und zeigten nur Beschädigungen, die während der Ausgrabung passierten. Ein Beweis für den guten Erhaltungszustand der Knochen ist, daß unter ihnen lediglich der linksseitige Calcaneus des Pferdes I nicht meßbar war. Die zwei Pferde sind nahezu gleichaltrig: das Pferd I ist 4—4 1/2 Jahre alt, seine unteren Eckzähne (I 3) wunder schon gewechselt, der Pferd II ist etwas jünger, seine unteren Eckzähne stehen noch kurz vor dem Wechsel (s. Habermehl, 1961, 27). Das bedeutet eigentlich, daß beide Pferde in ihrem besten Lebensalter ins Grab gerieten, was wieder darauf schließen läßt, daß sie auch in ihrem Leben die Leibwagenpferde ihres Herrn gewesen sein konnten und nicht nur anläßlich der Bestattung in ein gemeinsames Grab gelegt wurden. Was ihr Geschlecht betrifft, sind beide höchstwahrscheinlich Stuten, da bei beiden die Alveolen sehr rudimentärer Caninen zu be­obachten sind. Der Schädel des Pferdes I (Taf. 25) ist mit seiner Basallänge von 502 mm einer der größten subfossilen Pferdeschädel in Ungarn; z. B. unter den römerzeitlichen Pferdeschädeln Ungarns übertrifft ihn nur ein (aus Budapest-Albertfalva), aber nur mit 3 mm in der Basallänge (Bökönyi, 1974, 527) Der Schädel ist schmal, sein Frontal-Index ist 40,8, was ihn eher in die Gruppe der westlichen Pferde legt (Bökönyi, 1974, 276 0- Gleich­zeitig hat das Hohlprofil eher einen östlichen Charakter, wie es aber schon früher gesagt wurde, wurden die römischen Pferde durch zielbewußte Kreuzung der Pferde mehrerer Rassen und Gebiete herausgestaltet, sind also ihr genetischer Hintergrund und so auch ihre Schädelform nicht einheitlich. Bei diesem Schädel ist der Gesichts­teil relativ langgestreckt, das Verhältnis der Portion vor dem Mj zu hinter dem Mi (bis zum Basion) ist 224:278. Damit zusammenhängend sind sie Zähne ziemlich groß, was die 94 bzw. 95 mm Länge der oberen und unteren Prämolarenreien und die 80 bzw. 83 mm Länge der oberen und unteren Molarenreihen gut demonstriert. (Übri­gens ist es sehr wahrscheinlich, daß die Zähne des Pferdes II — in Zusammenhang mit dem Größenunterschied zwischen den zwei Pferden — nur minimal kleiner sind als die des Pferdes I: das einzige aufnehmbare Unter­kiefermaß, die Länge der Molarenreihe mit einem Wert von 78,5 mm ist ein guter Beweis dafür.) Übrigens ist die Schmelzfaltung der oberen Backenzähne kompliziert, die Breite der Schmelzfalten selbst ungleichmäßig und die Protoconi sind kurz bei beiden Individuen. Die Extremitätenknochen sind gut entwickelt, wobei sie schlank sind, in dieser Hinsicht fallen beide Pferde in die zweite Braunersche Gruppe (Brauner, 1916), sie sind also „schlankbeinig", denn der durschnittliche Schlank­heitsindex der Metacarpen des Pferdes I ist 13,60, der des Pferdes II ist dagegen 14,15. Wie es schon früher erwähnt wurde, ist das — vielleicht als ein Ergebnis der Umwelteinwirkung — für den Großteil der römerzeitlichen Pferde Pannoniens charakteristisch (Bökönyi, 1981, 48; 1984, 43). Die Widerristhöhen der zwei Pferde wurden mit der Methode von Kiesewalter (1888) bzw. von Vitt (1952) mit der Verwendung der von beiden Autoren gegebenen Indexe bestimmt. Das Ergebnis ist in Tabelle 1 ersichtlich. Tabelle I. Die Bestimmung der Widerristhöhe aus der Länge der Röhrenknochen mit den Methoden von Kiesewalter (1888) bzw. von Vitt (1952), in cm. laut Kiesewalter laut Vitt Pferd I Pferd II Pferd I Pferd II 136,4 139,0 134,0 s Humerus 137,3 141,0 135,2 d 138,9 141,0 135,2 s Radius 138,9 141,0 135,2 d 54

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