CS. SÓS ÁGNES: ZALAVÁR—KÖVECSES AUSGRABUNGEN 1976—78 . ANHANG. ISTVÁN VÖRÖS KNOCHENFUNDE / Régészeti Füzetek II/24. (Magyar Nemzeti Múzeum Budapest, 1984

II. DIE KIRCHE UND DER FRIEDHOF UM DIE KIRCHE

53 Die späte Datierung der „Kapelle" („Burginsel-Kapelle") beruht zum Teil auf jenen „Siedlungsresten" die aussernalb des be­kannten Randbereiches des Friedhofes um die Kirche bzw. auf dem Gebiete der aufgedeckten Gräber, zum Teil aus dem Niveau unterhalb der Gräber zum Vorschein gekommen sind. Es handelt sich um einige Feuerstellen, und Streufunde von Tierkno­chen. In der Publikation vom Jahre 1963 habe ich mehrere Möglichkeiten aufgeworfen, u.a. auch die, dass die Feuerstellen als „kultische" Objekte (Totenmahlsgruben) eigentlich mit den im südlichen Teil der Insel aufgedeckten Bestattungen aus dem lO.Jh. in Verbindung stehen, obwohl sie örtlich ausserhalb der Grenzen der Bestattungen des lO.Jh. liegen. Mit dieser Auf­fassung kann man streiten, doch ist es andererseits auch sicher, dass wir auf diesem Grabungsgelände über keine konkreten Daten von irgendeiner Siedlung verfügen (vgl. „Zusammenfassung" Anm. 10.). Ihre Existenz kann als Arbeitshypothese, nicht aber als Tatsache angenommen werden. Aufgrund des bisherigen Fundmaterials ist aber die Datierung der eventuellen Sied­lung auf das 11 .Jh. sehr fraglich (vgl. Cs. Sós, Á., 1963. 180-184, 189-205, Abb. 66-82). Zu dieser Frage ist noch zu sagen, dass eine Aufteilung des keramischen Materials aus dem 11.Jh. auf Perioden aufgrund unserer gegenwärtigen typologisch­chronologischen Kenntnisse gar nicht möglich ist, d.h. eine im Laufe des 11. Jh. aufgegebene, zerstörte Siedlung oder emige Objekte können als ausschliessender Faktor für die Errichtung eines Gebäudes oder die Anlage eines Friedhofs an der gleichen Stelle ebenfalls im Laufe des 11. Jh. nicht in Frage kommen. Von den Beigaben der Gräber (vgl. Anm. 4-18) war bereits die Rede; die in der Nähe der Kirche liegenden Gräber waren beigabenlos oder sie waren mit näher nicht datierbaren Schläfen­ringe mit S-förmigen Enden ausgestattet. Das bezeichnendste Grabinventar des zweischichtigen Friedhofsteils - und hierzu finden wir Analogien auf der Insel Kövecses - ist auf einen ungefähr NO-SW - gerichteten Streifen zusammengedrängt (in diesem Friedhofs-Areal ist in der oberen Gräberschicht auch das auf die Mitte des 12. Jh. datierbare Grab zum Vorschein gekommen). Dieser Streifen zeichnet sich 10-13 m von der Kirche entfernt ab und es ist wahrscheinlich, dass die Gräber der hiesigen unteren Schicht nicht die älteste Phase des Friedhofs verkörpern (vgl. zit. Werk, Plan 6). 54 Die monographische Bearbeitung der Zalavärer Grabungen der Jahre 1951-54 (Abschluss des Manuskripts 1959) beruft sich auf die Materialsammlung von E.Nagy: für die bisher bekannten einschiffigen Kirchen der Balaton-Gegend ist ener der Recht­eckchor charakteristisch. Nähere Analogien der Zalavärer Kirche sind auf diesem Gebiet Kisdörgicse, Felsö'csepely; ebenda: der Typ war im 12.-13. Jh. allgemein verbreitet, trat aber offenbar schon früher auf, „die Forschung kann aber, vor allem aus Mangel an entsprechenden Ausgrabungen, auf chronologische Fragen bedauerlicherweise noch keine befriedigende Ant­wortgeben" (Cs. Sós, A., 1963. 180 Anm. 198.); es handelt sich also nicht darum, dass die erschienene Monographie die ärpädenzeitlichen einschiffigen Kirchen vernachlässigt und in erster Linie „grossmährische Parallelen" berücksichtigt, vgl. Bona, /., 1978. 135-136. Anm. 7). 55 Bona, /., 1978.135-136. Anm. 7; mit Berufung auf 1959 und 1974/75 erschienene Publikationen, darunter die Arbeit von F. Horváth, der im Falle der „Kapelle" ein auf einem einzigen Mittelpfeiler ruhendes westliches Emporium voraussetzt. ­Von früher her vgl. die Meinung von Koppány, T., (1963. 111): auf emem Mittelpfeiler und zwei Mauerpfeilern ruhendes Emporium, der Eingang ist unbekannt. In meiner Arbeit habe ich die westlichen „Pfeiler" der Kirche (ihr Standort zeigt Unregelmässigkeiten) mit einer eventuellen Pseudo-Vorhalle in Verbindung gebracht, wobei ich mährische Analogien berück­sichtigte, ohne irgendeine tiefere Beziehung zu suchen (Cs. Sós, Á., 1963.167, 180. Anm. 198) 56 Bona, /., 1978. - Beschreibung der Säulenreste der Zalavärer Kirche: Cs. Sós, Á., 1963. 161. 57 Cs. Sós, Á., 1963. 162-167 (mit Abbildungen); T. XLV. 3 4;T. XCIII. 12. 58 Wir verfügen nur über sehr wenig Angaben über die. Form der Taufbecken in frühmittelalterlichen Kirchen. R. Baurreis (1949 (1) 45.) zieht aus schriftlichen Quellenangaben den Schluss, dass auf deutschsprachigem Gebiet am Anfang des 9.Jh. die antiken, in den Boden gesenkten Taufanlagen (Piszinen) nicht mehr verwendet wurden, hierauf weisen bei Bezeichnungen vas und delium hin. Beim letzteren kann höchstens a-n ein in den Boden eingelassenes Holzfass gedacht werden. - Nach L Eisenhofer (1933. 258-259; 385) bedeutet in der Taufzeremonie bei Erwachsenen immersio nicht unbedingt submersio (letztere beginnt bei der Taufe von Kindern erst vom 13.Jh. an zu veschwinden), aber im 9.Jh. bevorzugte man bereits die infusio. Auf den Typ der frühmittelalterlichen fons baptismalis kann man auch aus Kodexabbildungen des 9. und 10.Jh. schliessen, die den Täufling in einem walzenförmigen Gefäss stehend zeigen, das ihm bis zur Brust reicht. - Über die Probleme der Ritusände­rung und über die Typen der Taufanlagen vgl. noch Khatchatrian, A., 1982. S. 122: auf der die allgemeine Entwicklung illustrierenden Tabelle sehen wir die halb in den Boden gesenkte Taufanlage, als den vom 4-14. Jh. in gesondert stehenden Gebäuden vorkommenden Typ. Die kultische Rolle der am Fundort „Burginsel-Kapelle" in dem im Innern der Kirche, in der Nähe des Eingangs befindlichen Objekt aufgefundenen Tonflasche steht ausser Zweifel, sie wurde bei der Aufgabe des Objekts vergraben. Der endgültige Verschluss des Schachtes weist darauf hin, dass es sich hier nicht um ein sogenanntes „Reliquien­grab',' genauer gesagt eine Abfallgrube für kultische Gegenstände (Kerzen usw.) handelt; über die Frage ausführlicher: Binding, G., 1975 (Gefässe bzw. Scherben in unter dem zusammenfassenden Namen „Reliquiengrab" behandelten Objekten; bezüglich der Kirche Zalavär-Kövecses s. noch Anm. 1.). 59 Vgl. den im Zusammenhang mit dem Fundort „Burginsel-Kapelle" erwähnten „Gemeindefriedhof ' I; ausser dem Friedhof um Kirche von Kövecses können noch die bei der Basilika von Récéskut (Abb. 2.) erschlossenen Bestattungen erwähnt werden: nur einige Gräber lassen sich auf die Zeit des Bestehens der Basilika datieren, in einem von diesen befanden sich Schläfenringe mit S-förmigen Enden (Cs. Sós, Á., 1969.82.). 60 In Ungarn übernimmt die weltliche Geistlichkeit die Seelsorge von den Klosterbrüdern im Laufe des 11.-12.Jh., in der 2. Hälfte des 11.Jh. ist die „Verdrängung" der Ordensbrüder zwar schon allgemein, der Prozess geht aber erst später zu Ende. Hierauf deuten die Beschlüsse des Lateranischen Konzils vom Jahre 1179 hin (vgl. Csóka, J.L., 1969.227, 412). Der Pat­ronatschor - dessen Einbau bei einem Besitzerwechsel eindeutig ist (ein gutes Beispiel hierfür ist z.B. die in Kostolany pod Tribecom/Gimeskosztoläny (Slowakei) in der 2. Hälfte des 11.Jh. erbaute Kirche, wo der Umbau erfolgte, als das Dorf in den Besitz der Familie Forgäch gelangte: Habovttiak, A., 1966) - diente in den Kirchen der königlichen und klösterlichen Güter als reservierter Platz für den Repräsentanten des Königs oder des Abtes (Entz, G., 1959. 38.; die Blütezeit des .Patronats­chors im 12.—13.Jh.). 26

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